Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2010
— 2011
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.55658#0061
DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2010
DOI Kapitel:Wissenschaftliche Sitzungen
DOI Kapitel:Gesamtsitzung am 23. Januar 20
DOI Artikel:Rosenberg, Raphael: Dem Auge auf der Spur: Blickbewegungen beim Betrachten von Gemälden – historisch und empirisch
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.55658#0061
- Schmutztitel
- Titelblatt
- 5-9 Inhaltsübersicht
- 10 Vorstand und Verwaltung
- 11 Personalrat der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
- 11 Verein zur Förderung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
- 11 Union der deutschen Akademien der Wissenschaften
- 11 Vertreter der Akademie in wissenschaftlichen Institutionen
- 12 Verzeichnis der Mitglieder
- 32 Tabula mortuorum
-
33-240
I. Das Geschäftsjahr 2010
- 33-55 von Bose, Herbert: Jahresfeier am 5. Juni 2010
-
56-157
Wissenschaftliche Sitzungen
-
56-72
Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 22. Januar 2010
- 72-74 Sitzung der Math.-nat. Klasse am 22. Januar 2010
-
74-89
Gesamtsitzung am 23. Januar 20
- 89-94 Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 16. April 20
- 94-95 Sitzung der Math.-nat. Klasse am 16. April 2010
- 96-97 Gesamtsitzung am 17. April 2010
-
97-107
Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 23. Juli 2010
-
108-117
Sitzung der Math.-nat. Klasse am 23. Juli 2010
-
118-124
Gesamtsitzung am 24. Juli 2010
-
124-130
Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 29. Oktober 2010
- 130-132 Sitzung der Math.-nat. Klasse am 29. Oktober 2010
-
132-149
Gesamtsitzung am 30. Oktober 2010
-
150-157
Herbert von Bose: Auswärtige öffentliche Sitzung der Akademie an der Universität Hohenheim am 11. Dezember 2010
- 151-154 Liebig, Hans-Peter: Grußwort von Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Peter Liebig anlässlich der auswärtigen öffentlichen Sitzung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften an der Universität Hohenheim am 11. Dezember 2010 um 11:00 Uhr, Aula
- 154-157 Hahn, Hermann H.: Begrüßung des Präsidenten, Hermann H. Hahn, zur "Auswärtigen Sitzung" am 11. Dezember 2010
-
56-72
Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 22. Januar 2010
-
158-198
Veranstaltungen
- 158 Schmidt, Ernst A.: Gedenkfeier für Viktor Pöschl am 28. Januar 2010
- 159 Tagung zur Netzwerkbildung am 29. und 30. April 2010 in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Eliteprogramm für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden
-
160-183
Mitarbeitervortragsreihe "Wir forschen. Für Sie"
- 184 Kooperative Veranstaltung mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
-
185
Heidelberger Akademie-Vorlesung
-
199-235
Antrittsreden
-
236-240
Nachrufe
-
241-326
II. Die Forschungsvorhaben
- 241-244 Verzeichnis der Forschungsvorhaben und der Arbeitsstellenleiter
- 245-246 Arend, Sabine: Nachtrag. Frühe-Neuzeit-Tagung 2009
-
247-326
Tätigkeitsberichte
- 247-248 1. Goethe-Wörterbuch (Tübingen)
- 249-256 2. The Role of Culture in Early Expansions of Humans
- 257-264 3. Radiometrische Altersbestimmung von Wasser und Sedimenten
- 265-266 4. Deutsche Inschriften des Mittelalters
- 267-271 5. Deutsches Rechtswörterbuch
- 272-274 6. Altfranzösisches etymologisches Wörterbuch/DEAF
- 274-277 7. Wörterbuch der altgaskognischen Urkundensprache/DAG
- 277-280 8. Melanchthon-Briefwechsel
- 281-282 9. Martin Bucers Deutsche Schriften
- 283-284 10. Evangelische Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts
- 284-288 11. Europa Humanistica
- 288-291 12. Epigraphische Datenbank römischer Inschriften
- 291-296 13. Edition literarischer Keilschrifttexte aus Assur
- 297-299 14. Buddhistische Steininschriften in Nord-China
- 299-301 15. Année Philologique
- 301-303 16. Lexikon der antiken Kulte und Riten (Heidelberg/Würzburg)
- 304-310 17. Felsbilder und Inschriften am Karakorum-Highway
- 311-314 18. Geschichte der südwestdeutschen Hofmusik im 18. Jahrhundert
- 314-317 19. Nietzsche-Kommentar (Freiburg)
- 317-323 20. Klöster im Hochmittelalter: Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle (Heidelberg/Eichstätt)
- 323-326 21. Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens (Tübingen)
-
327-336
III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
- 327-336 A. Die Preisträger
- 338-387 B. Das WIN-Kolleg
-
387-390
C. Akademiekonferenzen für junge Wissenschaftler
- 391-402 Anhang
- Farbkeil/ Maßstab
23. Januar 2010
77
Abb. 1: Hagia Sophia, Istanbul
Diversität von Sprachen war zudem Anlass dafür, mich als Kunsthistoriker
mit der Frage zu beschäftigen, inwiefern auch beim Sehen Diversitäten eine Rolle
spielen.
In meiner Dissertation habe ich versucht auszuloten, ob wir Skulpturen von
Michelangelo so wahrnehmen, beziehungsweise so wahrnehmen können, wie der
Künstler und seine Zeitgenossen im 16. Jahrhundert. Ich habe Beschreibungen und
Nachzeichnungen dieser Skulpturen über fünf Jahrhunderte hinweg verglichen und
von hier aus auch erste Ansätze zu einer Geschichte der Kunstbeschreibung entwor-
fen. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Blickbewegung in dieser Textgattung von
Anfang an eine wichtige Rolle spielt:Viele Texte beschreiben Kunstwerke indem sie
den Blick von Betrachtern thematisieren. Ein sehr frühes Beispiel kommt in Prokops
Schilderung der Hagia Sophia (Abb. 1) vor, die um 554—555 verfasst wurde:
Die riesige [goldene] Kuppel scheint nicht auf dem festen Bau zu ruhen, son-
dern am Himmel zu hängen [...]. Alle die Bauglieder, die [...] ineinander
gefügt [sich] gegenseitig in Schwebe halten und nur auf ihre nächste Umge-
bung stützen, leihen dem Werk eine einzigartige, ganz ausgezeichnete Harmo-
nie, lassen aber das Auge des Betrachters nicht lange an einer Stelle, sondern
jeder Einzelteil zieht den Blick ab, um ihn schnellstens auf sich zu lenken.
Rasch wandert unausgesetzt das Auge hm und her, da sich der Betrachter nicht
im Stande fühlt auszuwählen, was er mehr von all dem anderen bewundern
soll. Indessen mögen die Menschen auch so nach allen Seiten hin ihr Augen-
77
Abb. 1: Hagia Sophia, Istanbul
Diversität von Sprachen war zudem Anlass dafür, mich als Kunsthistoriker
mit der Frage zu beschäftigen, inwiefern auch beim Sehen Diversitäten eine Rolle
spielen.
In meiner Dissertation habe ich versucht auszuloten, ob wir Skulpturen von
Michelangelo so wahrnehmen, beziehungsweise so wahrnehmen können, wie der
Künstler und seine Zeitgenossen im 16. Jahrhundert. Ich habe Beschreibungen und
Nachzeichnungen dieser Skulpturen über fünf Jahrhunderte hinweg verglichen und
von hier aus auch erste Ansätze zu einer Geschichte der Kunstbeschreibung entwor-
fen. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Blickbewegung in dieser Textgattung von
Anfang an eine wichtige Rolle spielt:Viele Texte beschreiben Kunstwerke indem sie
den Blick von Betrachtern thematisieren. Ein sehr frühes Beispiel kommt in Prokops
Schilderung der Hagia Sophia (Abb. 1) vor, die um 554—555 verfasst wurde:
Die riesige [goldene] Kuppel scheint nicht auf dem festen Bau zu ruhen, son-
dern am Himmel zu hängen [...]. Alle die Bauglieder, die [...] ineinander
gefügt [sich] gegenseitig in Schwebe halten und nur auf ihre nächste Umge-
bung stützen, leihen dem Werk eine einzigartige, ganz ausgezeichnete Harmo-
nie, lassen aber das Auge des Betrachters nicht lange an einer Stelle, sondern
jeder Einzelteil zieht den Blick ab, um ihn schnellstens auf sich zu lenken.
Rasch wandert unausgesetzt das Auge hm und her, da sich der Betrachter nicht
im Stande fühlt auszuwählen, was er mehr von all dem anderen bewundern
soll. Indessen mögen die Menschen auch so nach allen Seiten hin ihr Augen-