Joachim Spatz | 219
Antrittsrede von Herrn JOACHIM SPATZ
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 17. April 2010.
Es ist mir heute eine sehr große Ehre vor der Heidel-
berger Akademie der Wissenschaften meine Antrittsvor-
lesung halten zu dürfen und zwar aus vielerlei Grün-
den: zum einen bin ich ein „Fan“ des Wissenschafts-
standorts Heidelberg, der für mich das größte
naturwissenschaftliche und akademische Entwicklungs-
potenzial in Deutschland aufweist. Weiters schätze ich
den Gedanken, sich weit über die Fachgrenzen hinaus
wissenschaftlich zu befruchten und das Umfeld einer
Akademie empfand ich schon immer als em ideales
hierfür. Nicht zuletzt empfinde ich Heidelberg als
meine zweite Heimat, in der ich sehr schöne und erfah-
rungsreiche Momente verbringen konnte. Für mein Mitwirken in der Akademie
gilt, wie wohl für jeden von uns, dass wir uns in zeitlich begrenzten Schubladen
bewegen, die von ganz anderen Zwängen gefüllt werden als es uns persönlich lieb
ist. Es gilt zu lernen, hierfür Freiräume zu schaffen, um den Gedanken einer Akade-
mie leben können.
Meine erste Heimat liegt in Heidenheim, wo ich als zweites Kind einer Kauf-
frau und eines Tennislehrers im Jahre 1969 auf die Welt kam. Das Tennis sollte dann
auch meine ersten 25 Jahre grundlegend beeinflussen. Der Familie entsprechend
begann ich sehr früh mit dem Tennisspiel — mit großem Ehrgeiz. Auch stand am
Ende der 11. Klasse im Max-Planck-Gymnasium zur Debatte, die Schule für die
Wahl einer Tenniskarriere versuchsweise ein Jahr zu verlassen. In der 11. Klasse war
ich sowieso nur noch 50 % der Schulzeit anwesend — dem Tennis zuhebe, welches
sich damals nicht nur auf Heidenheim beschränkte. Trotzdem waren meine Noten in
der Schule doch vorzeigbar. Was auch dazu führte, dass ich zur damaligen Zeit die
Logik meines Mathematiklehrers nicht nachvollziehen wollte, der mir in den schrift-
lichen Fächer wohl ein „Sehr gut“, in der Mitarbeit jedoch nur em „Ausreichend“
gab. Damit quittierte er die Tatsache, dass ich die Hälfte der Zeit ja gar nicht mitar-
beiten würde, auf Grund meiner Abwesenheit. Das mit der Tenniskarriere hat sich
dann aus heutiger Sicht doch noch glücklich gefügt, da ich mich am Knie verletzte
und mich einer Operation unterziehen musste. Ich spielte danach dann zwar weiter
Tennis, auch aufTurmeren, jedoch stand nun das Abitur im Vordergrund und danach
das Studium der Physik an der Universität Ulm.
Das Interesse an der Physik resultiert wohl aus Zeitungsausschnitten und Ton-
mitschnitten über die erste Mondlandung im Jahr 1969, welche meine Mutter,
damals mit mir schwanger, für mich sammelte. Daher wollte ich auch Luft- und
Raumfahrttechnik studieren. Davon riet mir jedoch ein weiser Freund der Familie
ab, der mir empfahl, erst mal Physik zu studieren, da dieses Fach sehr viel mehr Mög-
lichkeiten eröffnen wird. Die Studienplatzwahl Ulm lag dann wieder am Tennis,
Antrittsrede von Herrn JOACHIM SPATZ
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 17. April 2010.
Es ist mir heute eine sehr große Ehre vor der Heidel-
berger Akademie der Wissenschaften meine Antrittsvor-
lesung halten zu dürfen und zwar aus vielerlei Grün-
den: zum einen bin ich ein „Fan“ des Wissenschafts-
standorts Heidelberg, der für mich das größte
naturwissenschaftliche und akademische Entwicklungs-
potenzial in Deutschland aufweist. Weiters schätze ich
den Gedanken, sich weit über die Fachgrenzen hinaus
wissenschaftlich zu befruchten und das Umfeld einer
Akademie empfand ich schon immer als em ideales
hierfür. Nicht zuletzt empfinde ich Heidelberg als
meine zweite Heimat, in der ich sehr schöne und erfah-
rungsreiche Momente verbringen konnte. Für mein Mitwirken in der Akademie
gilt, wie wohl für jeden von uns, dass wir uns in zeitlich begrenzten Schubladen
bewegen, die von ganz anderen Zwängen gefüllt werden als es uns persönlich lieb
ist. Es gilt zu lernen, hierfür Freiräume zu schaffen, um den Gedanken einer Akade-
mie leben können.
Meine erste Heimat liegt in Heidenheim, wo ich als zweites Kind einer Kauf-
frau und eines Tennislehrers im Jahre 1969 auf die Welt kam. Das Tennis sollte dann
auch meine ersten 25 Jahre grundlegend beeinflussen. Der Familie entsprechend
begann ich sehr früh mit dem Tennisspiel — mit großem Ehrgeiz. Auch stand am
Ende der 11. Klasse im Max-Planck-Gymnasium zur Debatte, die Schule für die
Wahl einer Tenniskarriere versuchsweise ein Jahr zu verlassen. In der 11. Klasse war
ich sowieso nur noch 50 % der Schulzeit anwesend — dem Tennis zuhebe, welches
sich damals nicht nur auf Heidenheim beschränkte. Trotzdem waren meine Noten in
der Schule doch vorzeigbar. Was auch dazu führte, dass ich zur damaligen Zeit die
Logik meines Mathematiklehrers nicht nachvollziehen wollte, der mir in den schrift-
lichen Fächer wohl ein „Sehr gut“, in der Mitarbeit jedoch nur em „Ausreichend“
gab. Damit quittierte er die Tatsache, dass ich die Hälfte der Zeit ja gar nicht mitar-
beiten würde, auf Grund meiner Abwesenheit. Das mit der Tenniskarriere hat sich
dann aus heutiger Sicht doch noch glücklich gefügt, da ich mich am Knie verletzte
und mich einer Operation unterziehen musste. Ich spielte danach dann zwar weiter
Tennis, auch aufTurmeren, jedoch stand nun das Abitur im Vordergrund und danach
das Studium der Physik an der Universität Ulm.
Das Interesse an der Physik resultiert wohl aus Zeitungsausschnitten und Ton-
mitschnitten über die erste Mondlandung im Jahr 1969, welche meine Mutter,
damals mit mir schwanger, für mich sammelte. Daher wollte ich auch Luft- und
Raumfahrttechnik studieren. Davon riet mir jedoch ein weiser Freund der Familie
ab, der mir empfahl, erst mal Physik zu studieren, da dieses Fach sehr viel mehr Mög-
lichkeiten eröffnen wird. Die Studienplatzwahl Ulm lag dann wieder am Tennis,