Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2013
— 2014
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https://doi.org/10.11588/diglit.55655#0112
DOI chapter:
I. Das akademische Jahr 2013
DOI chapter:Wissenschaftliche Sitzungen
DOI chapter:Veranstaltungen
DOI chapter:Mitarbeitervortragsreihe. „Wir forschen. Für Sie“
DOI article:Deutsch, Andreas: Henker als Heiler – Zum einträglichen Nebenerwerb eines grausamen Handwerks
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- Schmutztitel
- Titelblatt
- 5 Zum Geleit
- 7-11 Inhaltsübersicht
- 12-13 Vorstand und Verwaltung der Akademie
- 40-202 I. Das akademische Jahr 2013
-
60-132
Wissenschaftliche Sitzungen
-
60-63
Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 25. Januar 2013
-
63-66
Sitzung der Math.-nat. Klasse am 25. Januar 2013
-
66-75
Gesamtsitzung am 26. Januar 2013
-
75-89
Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 26.April 2013
- 89-90 Sitzung der Math.-nat. Klasse am 26.April 2013
- 90-92 Gesamtsitzung am 27.April 2013
-
92-95
Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 19. Juli 2013
-
95-98
Sitzung der Math.-nat. Klasse am 19. Juli 2013
-
98-101
Gesamtsitzung am 20. Juli 2013
-
101-104
Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 25. Oktober 2013
-
104-107
Sitzung der Math.-nat. Klasse am 25. Oktober 2013
-
107-116
Gesamtsitzung am 26. Oktober 2013
- 116-132 Öffentliche Gesamtsitzung an der Universität Ulm am 14. Dezember 2013
- 133-162 Veranstaltungen
-
163-190
Antrittsreden
-
191-202
Nachrufe
-
60-63
Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 25. Januar 2013
-
203-281
II. Die Forschungsvorhaben
- 203-206 Verzeichnis der Forschungsvorhaben und der Arbeitsstellenleiter
-
207-281
Tätigkeitsberichte
- 207-209 1. Goethe-Wörterbuch (Tübingen)
- 210-215 2. The Role of Culture in Early Expansions of Humans (Frankfurt/Tübingen)
- 216-219 3. Historische und rezente Hochwasserkonflikte an Rhein, Elbe und Donau im Spannungsfeld von Naturwissenschaft, Technik und Sozialökologie (Stuttgart)
- 220-222 4. Deutsche Inschriften des Mittelalters
- 223-227 5. Deutsches Rechtswörterbuch
- 228-229 6. Altfranzösisches etymologisches Wörterbuch/DEAF
- 230-233 7. Wörterbuch der altgaskognischen Urkundensprache/DAG
- 234-236 8. Melanchthon-Briefwechsel
- 237-238 9. Martin Bucers Deutsche Schriften
- 239-240 10. Evangelische Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts
- 241-244 11. Europa Humanistica
- 245-248 12. Epigraphische Datenbank römischer Inschriften
- 249-252 13. Edition literarischer Keilschrifttexte aus Assur
- 253-256 14. Buddhistische Steininschriften in Nord-China
- 257-260 15. Geschichte der südwestdeutschen Hofmusik im 18. Jahrhundert
- 261-263 16. Nietzsche-Kommentar (Freiburg)
- 264-266 17. Klöster im Hochmittelalter: Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle (Heidelberg/Dresden)
- 267-271 18. Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens (Tübingen)
- 272-275 19. Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Freiburg)
- 276-278 20. Kommentierung und Gesamtedition der Werke von Karl Jaspers sowie Edition der Briefe und des Nachlasses in Auswahl
- 279-281 21. Historisch-philologischer Kommentar zur Chronik des Johannes Malalas
- 282-333 III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
-
334-335
IV. Internationale wissenschaftliche Kooperation
- 336-337 Verein zur Förderung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
- 338-350 Anhang
5. Juni 2013
135
Carle zum Protest. Nach und nach setzten sich die Ärzte überall durch, und den
Henkern wurde das Heilen immer häufiger verboten. In Heidelberg suchte der 1804
eingesetzte Scharfrichter Franz Wilhelm Widmann einen anderen Weg — und wurde
im Nebenberuf amtlich approbierter Tierarzt.
Die von den Scharfrichtern hergestellten Salben und sonstigen Medizinpro-
dukte dienten durchaus nicht nur der Anwendung in der eigenen „Praxis“. Vieler-
orts boten sie die Henker auch zum Verkauf an — und belieferten sogar die örtlichen
Apotheken. Am einträglichsten war zweifellos das aus den Leichen von hingerichte-
ten Kriminellen ausgekochte sogenannte „Armsünderfett“, dessen Heilwirkung
auch unter Schulmedizinern anerkannt war. So wusste etwa der berühmte Kurpfäl-
zer Hofmedikus Dr.Joachim Becher im Jahr 1663: „Zerlassen Menschen-Fett ist gut
für lahme Glieder/ So man sie darmit schmiert/ sie werden richtig wider“. Neben
solchem Menschenschmalz boten die Apotheken - auch in der Kurpfalz - noch vor
200 Jahren gebrannte und pulverisierte Menschenhirnschale an, wie die offiziellen
Pharmakopoen belegen. In ganz Deutschland zählte das schwer zu gewinnende
Medikament zum Teuersten im Angebot der Apotheken, kostspieliger war noch
„Unicornu veri — recht Einhorn“, das bekanntlich noch schwerer zu bekommen
war...
135
Carle zum Protest. Nach und nach setzten sich die Ärzte überall durch, und den
Henkern wurde das Heilen immer häufiger verboten. In Heidelberg suchte der 1804
eingesetzte Scharfrichter Franz Wilhelm Widmann einen anderen Weg — und wurde
im Nebenberuf amtlich approbierter Tierarzt.
Die von den Scharfrichtern hergestellten Salben und sonstigen Medizinpro-
dukte dienten durchaus nicht nur der Anwendung in der eigenen „Praxis“. Vieler-
orts boten sie die Henker auch zum Verkauf an — und belieferten sogar die örtlichen
Apotheken. Am einträglichsten war zweifellos das aus den Leichen von hingerichte-
ten Kriminellen ausgekochte sogenannte „Armsünderfett“, dessen Heilwirkung
auch unter Schulmedizinern anerkannt war. So wusste etwa der berühmte Kurpfäl-
zer Hofmedikus Dr.Joachim Becher im Jahr 1663: „Zerlassen Menschen-Fett ist gut
für lahme Glieder/ So man sie darmit schmiert/ sie werden richtig wider“. Neben
solchem Menschenschmalz boten die Apotheken - auch in der Kurpfalz - noch vor
200 Jahren gebrannte und pulverisierte Menschenhirnschale an, wie die offiziellen
Pharmakopoen belegen. In ganz Deutschland zählte das schwer zu gewinnende
Medikament zum Teuersten im Angebot der Apotheken, kostspieliger war noch
„Unicornu veri — recht Einhorn“, das bekanntlich noch schwerer zu bekommen
war...