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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2013 — 2014

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I. Das akademische Jahr 2013
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Kleusberg, Alfred: Philipp Hartl (14.12.1928 – 7.12.2013)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55655#0179
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202

NACHRUFE

Zurück in Deutschland wurde ihm am DLR die Leitung der neuen Arbeits-
gruppe für Raumflugsysteme übertragen, aus der das Institut für Satellitenelektronik
mit bis zu 1000 Mitarbeitern hervorging. Philipp Hartl war der Direktor dieses
Instituts; unter seiner Leitung war das Institut maßgeblich an den europäischen
Satellitenmissionen der 60-er und 70-er Jahre beteiligt. So entstand am Institut für
Satellitenelektronik das Konzept für den ersten deutsch-französischen Nachrichten-
satelliten Symphonie. Gleichzeitig gab es viele Kooperation mit Partnerinstitutionen
außerhalb Europas in Japan, Kanada, Brasilien und den USA.
Aus den vielfältigen Forschungsergebnissen dieser Jahre erstellte Philipp Hartl
eine Habilitationsschrift, die im Jahr 1973 zur Habilitation an der Technischen
Universität München im Lehrgebiet Raumfahrttechnik führte. Im gleichen Jahr
erhielt er einen Ruf der Technischen Universität Berlin auf eine Professur am Insti-
tut für Luft- und Raumfahrttechnik. Neben der Vorlesungstätigkeit konzentrierte
sich nun die Forschung auf die Entwicklung neuer Methoden der Satellitenfern-
erkundung und der Satellitenkommunikation. Diese Arbeiten führten u.a. auf ope-
rationelle Systeme zum interkontinentalen Atomuhrenvergleich mit Nanosekunden-
genauigkeit.
Im Jahr 1983 nahm Professor Hartl einen Ruf der Universität Stuttgart auf die
Professur für Navigation an, verbunden mit der Leitung des dortigen Instituts für
Navigation. In den Folgejahren konzentrierten sich seine Forschungsarbeiten auf
die Konzeption und Entwicklung von Instrumenten zur präzisen Bahnbestimmung
von Erdsatelliten sowie zur Anwendung von Satelliten-Fernerkundungsdaten für
Umweltschutz, Landschaftsplanung und Landnutzungskartierung. Insbesondere
Letzteres wurde auch in Entwicklungshilfeprojekten in Afrika eingesetzt. Von 1986
bis 1990 war er als Prorektor für Lehre in der Leitung der Universität eingebunden.
Die Entbindung von der Lehrverpflichtung an der Universität Stuttgart erfolgte im
Jahr 1996.
Neben seinen vielfältigen und umfangreichen Forschungsarbeiten war Philipp
Hartl auch Mitglied in vielen nationalen und internationalen Fachgremien. Zu nen-
nen wären hier z.B. die Mitgliedschaften im Senat des DLR, in Fachausschüssen des
Bundesministeriums für Forschung und Technologie, im Kuratorium des Alfred-
Wegener-Instituts für Polarforschung, im Expertenausschuss Navigationssatelliten
der International Civil Aviation Organisation in Montreal und viele mehr.
Philipp Hartl wurden auch viele Ehrungen zuteil. Unter den Wissenschafts-
preisen, die er erhielt, waren der Johann Maria Boykow Preis und die Wolfgang Mar-
tini Plakette. Seit 1985 war er Ordentliches Mitglied der Deutschen Geodätischen
Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahr 1988 wurde
er von der Republik Italien für wissenschaftliche Zusammenarbeit mit italienischen
Kollegen mit dem höchsten Orden ausgezeichnet, den es für solche Zwecke gibt.
Die NASA in den USA verlieh ihm schon im Jahr 1984 den Titel eines Honorary
Scientist. Im Jahr 1996 erhielt er das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Mitglied der
Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Klasse der Heidelberger Akademie der Wis-
senschaften war Philipp Hartl seit 1989. Sie wird ihm ein ehrendes Andenken
bewahren.

ALFRED KLEUSBERG/THOMAS ERTL
 
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