Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2013 — 2014

DOI Kapitel:
II. Die Forschungsvorhaben
DOI Kapitel:
Tätigkeitsberichte
DOI Kapitel:
8. Melanchthon-Briefwechsel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55655#0212
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Melanchthon-Briefwechsel

235

Neben der Editionsarbeit organisierte die Forschungsstelle anlässlich ihres
50jährigen Bestehens die Tagung „Philipp Melanchthon in der Briefkultur des 16.
Jahrhunderts“. Sie fand vom 19. bis 21. September in der Akademie statt und war mit
etwa 60 Teilnehmern gut besucht. Im ersten, allgemeineren Teil ging es um Brief-
corpora als kulturgeschichtliche Quellen, um die Auffindung von Briefen in Biblio-
theken und Archiven und die Möglichkeiten digitaler Editionen sowie computerge-
stützter Auswertung und Aufbereitung von Forschungsergebnissen. Im weiteren Ver-
lauf wurde deutlich, wie sich anhand der Korrespondenz einerseits Melanchthons
Beziehungen zu ausgewählten Personen (Martin Luther, Kaiser Karl V, Joachim
Camerarius) und Regionen im gesamten europäischen Raum ausleuchten lassen,
andererseits seine Rolle als Literaturvermittler und als Förderer des wissenschaftli-
chen Nachwuchses dokumentieren lässt. Unter den Referenten waren die Kommis-
sionsmitglieder Wilhelm Kühlmann („Der Briefschreiber Melanchthon als Vermitt-
ler der antiken und zeitgenössischen Literatur“) und Christoph Strohm („Südwest-
deutsche Reformatorenbriefwechsel als Forschungsgegenstand“); Thomas Maissen
führte in die Tagung ein. Die Forschungsstelle steuerte ebenfalls Vorträge bei:
Matthias Dall’Asta („Disiecta membra. Briefe als Quelle der Kulturgeschichte“) skiz-
zierte die Relevanz europäischer Korrespondenzen für die Kultur- und Mentalitäts-
geschichte des 16. Jahrhunderts, Christine Mundhenk („Zwischen Würdigung und
Kritik. Melanchthons Äußerungen über den alten Luther“) nahm Melanchthons
Schwierigkeiten im Umgang mit Martin Luther in den Jahren 1544 und 1545 unter
die Lupe. Am Ende der Tagung gab Dr. Heinz Scheible („Fünfzig Jahre Melan-
chthon-Forschungsstelle“) einen sehr persönlichen Einblick in die wechselvolle
Geschichte des von ihm begründeten und über Jahrzehnte geleiteten Editions-
Unternehmens. Abgerundet wurde die Tagung durch einen öffentlichen Abend-
vortrag von Dr. Stefan Rhein, dem Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in
Sachsen-Anhalt. Unter dem Thema „Briefe als Selbstzeugnisse: Annäherungen an
Philipp Melanchthon“ beleuchtete er die starke Aussagekraft von Melanchthons
brieflicher Kommunikation, der beruflich und privat lebenslang ein passionierter,
gewandter und lebendiger Briefschreiber war.
Darüber hinaus hat Matthias Dall’Asta am 3. Juli innerhalb der Mitarbeiter-
reihe „Wir forschen. Für Sie“ die Melanchthon-Briefedition vorgestellt. In seinem
Vortrag „Paparazzi des 16. Jahrhunderts. Melanchthons Briefwechsel und die unge-
schminkte Wahrheit“ gab er Einblicke in die Editoren-Werkstatt: Verschleierungen
und Anonymisierungen, die von früheren Herausgebern vorgenommen wurden,
werden aufgedeckt, die Briefe werden in ihrem ursprünglichen Wortlaut publiziert,
Dinge und Personen klar benannt.
Durch Vermittlung von Herrn Strohm ist eine Kooperation der Forschungs-
stelle mit dem Informatiker Professor Dr. Michael Gertz (Universität Heidelberg)
zustande gekommen. Dabei geht es um computerisierte Verfahren (Data Mining und
Text Mining) für die Extraktion und Analyse sozialer Netzwerkstrukturen aus Brie-
fen: Auf der Basis von 150 deutschen Briefen aus Melanchthons Korrespondenz, die
die Forschungsstelle Herrn Gertz bisher zur Verfügung gestellt hat, sollen in einem
ersten Schritt Tools entwickelt werden, mit denen Orts- und Personennamen auto-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften