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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2000 — 2001

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20. Mai 2000

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senschaftlicher Institution zugerechnet werden. Die Wissenschaftsinstitutionen als
solche blieben dann in der von ihnen zu erwartenden parteipolitischen Neutralität
unangetastet.
Nicht unproblematisch ist freilich, daß sich inzwischen der Forschungsförderungs-
ausschuß der Bund-Länder-Kommission auch bei der Bewilligung, Überweisung und
Abrechnung der Förderungsmittel für die Akademieprojekte der zentralen Geschäfts-
stelle der Union bedienen und sie für seine Zwecke instrumentalisieren will, so daß mit
dem kommenden Jahr unsere Akademie die Forschungsgelder nicht mehr direkt vom
Land Baden-Württemberg, sondern nur vermittelt über die Union bekäme. Das
könnte einen Verein, der lediglich den Interessen der sieben Akademien dienen soll, zu
einer über den Akademien stehenden Einrichtung werden lassen. Langfristig dürfte
ein solcher Geldfluß die Bindungen zwischen den einzelnen Akademien der Wissen-
schaften mit ihren Vorhaben und dem jeweils sie tragenden und mitfinanzierendem
Land erheblich beeinträchtigen. Außerdem wird das Verfahren, das angeblich der Ver-
einfachung dienen soll, rechtlich erheblich komplizierter, die Wege des Geldflusses
werden zahlreicher und länger und der Verwaltungsaufwand ganz unnötig erhöht. Ich
halte deswegen nicht nur eine kritische Prüfung in allen Akademien für unabdingbar,
sondern hoffe auch, daß die beteiligten Länder diesen Schritt rückgängig machen und
den Akademien kein Verfahren oktroyieren, das letztlich die Verhältnisse umkehrt
und die Akademien, als Körperschaften des öffentlichen Rechts, zu nachgeordneten
Institutionen ihres eigenen Vereins werden ließe.
Mit Recht haben die Akademien schon Vorjahren im Blick auf die Technikwissen-
schaften eigene Klassen gebildet oder aber die Technikwissenschaftler in verstärktem
Maß in ihren naturwissenschaftlichen Klassen berücksichtigt. Nach wie vor aber gibt
es Versuche, eine nationale Vereinigung der Technikwissenschaftler neben den Akade-
mien in die Union aufzunehmen. Unsere Akademie hat sich diesem Ansinnen verwei-
gert und wird es auch weiterhin tun, auch gegen eventuell zu erwartenden politisch
und finanziell ausgeübten Druck. Gegen die Notwendigkeit eines nationalen Zusam-
menschlusses der Technikwissenschaften ist nichts einzuwenden; gibt es doch längst
für alle möglichen Wissenschaftsdisziplinen Vereinigungen auf nationaler Ebene.
Doch ist keine dieser Vereinigungen je auf den Gedanken gekommen, einen Raum
unter dem Dach der Union der Akademien zu beanspruchen. Und das wäre auch ganz
unangemessen, da deren Aufgabe gerade die Zusammenführung der Vertreter des
gesamten Wissenschaftskosmos, nicht aber die einzelner Wissenschaftszweige ist. Die
Technikwissenschaftler müssen also, wenn sie das wollen, wie andere auch ihre natio-
nale Vereinigung in eigener Regie und auf eigene Kosten herbeiführen. Ich erwähne in
diesem Zusammenhang, daß unsere Akademie vor einigen Jahren keine eigene tech-
nikwissenschaftliche Klasse eingerichtet hat, weil wir die angewandten Wissenschaften
mit der Grundlagenforschung verbunden wissen wollten.
Daß sich die Akademien - und ich kehre damit zur Gliederung meines Berichts
nach den Aufgaben der Akademien zurück - neben dem wissenschaftlichen Gespräch
und ihren Forschungsvorhaben der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
verpflichtet fühlen, ist für uns selbstverständlich. Und es ist zu begrüßen, wenn die
Berliner Akademie in Verbindung mit der Leopoldina sich dem in besonderer Weise
durch finanzielle Unterstützung von akademieentsprechenden Forschungsvorhaben
jüngerer Wissenschaftler widmen will. Ob man ein solches Programm - wie geschehen
- Junge Akademie’ nennen sollte, lasse ich einmal dahingestellt. Meines Erachtens
 
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