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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2000 — 2001

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Sitzungen

Gruppe von etwa 100 dokumentarischen Papyri zu, auf die mich schon früher Ludwig
Koenen aufmerksam gemacht hatte. Es handelte sich um Papiere aus dem Nachlaß
eines Dorfschreibers, der unter Commodus in der ägyptischen Oase Fayum tätig
gewesen ist. Koenen hatte schon gefunden, daß weitere Texte derselben Provenienz in
Ann Arbor (Michigan) aufbewahrt wurden, wo der damals angesehenste Vertreter der
dokumentarischen Papvrologie wirkte, Herbert C. Youtie. Nach ein paar Transkripti-
onsversuchen an den Kölner Stücken faßte ich mir ein Herz und schickte diese an
Youtie mit der Frage, ob wir die beiden Teile von Köln und Ann Arbor nicht gemein-
sam publizieren könnten. Youtie willigte sofort ein, und so erhielt ich die einmalige
Chance, bei ihm in die Lehre zu gehen. Youtie kam 1965 zusammen mit seiner Frau,
ebenfalls einer Papyrologin, für etwa neun Monate nach Köln, und anschließend gin-
gen meine Frau und ich für etwa dieselbe Zeit nach Ann Arbor. Die aus der Arbeit der
beiden Ehepaare resultierende Publikation erschien unter unser aller Namen.
Erst nach Abschluß dieses Projekts wurde mir allmählich bewußt, daß eine Habili-
tation unerläßlich sei, wenn ich die Universitätslaufbahn, die ich unbemerkt begonnen
hatte, fortsetzen wollte. Erfreulicherweise erwies sich einer der unveröffentlichten
Hiobkommentare als überdurchschnittlich interessant. Sem Autor war Arianer, und
da arianische Literatur später von der Orthodoxie weitgehend unterdrückt worden ist,
kommt dem Werk eine gewisse Bedeutung in der Dogmengeschichte zu. Weiterhin
konnte ich den Autor mit dem bis dahin namentlich nicht faßbaren Kompilator der
sog. Apostolischen Konstitutionen und der erweiterten Fassung der Briefe des Ignati-
us identifizieren. Die Edition des Kommentars enthielt daher so viel Neues, daß sie als
Habilitationsschrift geeignet erschien. Das Verfahren wurde im WS 1970/71 in Köln
durchgeführt.
Alles Weitere ist schnell berichtet. Ich veröffentlichte in der Folgezeit (gemeinsam
mit anderen Kollegen) eine Reihe Kölner dokumentarischer Papyri und einschlägiger
kürzerer Artikel, und dies zusammen mit dem Umstand, daß ich 1973 Mitherausgeber
der „Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik“ wurde, verhalf mir wohl dazu, 1980
als Nachfolger von Richard Seider auf die C 3-Professur für Papyrologie hier in Hei-
delberg berufen zu werden.
Zu meiner Freude konnte hier recht bald die Zusammenarbeit zwischen der Papy-
rologie und der Heidelberger Akademie, die praktisch seit der Gründung der Akade-
mie bis in die 60er Jahre intensiv und fruchtbar gewesen war, neu belebt werden. Im
Jubeljahr 1986 erschien in der Akademiereihe „Mitteilungen aus der Heidelberger
Papvrus-Sammlung“ wieder ein Band mit Editionen Heidelberger Papyri, und im
Jahre 1988 erhielt diese Zusammenarbeit mit der Einrichtung der Forschungsstelle
„Papvrus-Fditionen“ eine neue und solide Grundlage.
Schon eingangs sagte ich, daß ich meine Erfolge den Anregungen und der Mithilfe
von Menschen in meiner Nähe verdanke. Dies gilt ganz besonders für einen, meine
Frau. Alle großen Arbeiten haben wir gemeinsam verfaßt, und wo es nicht opportun
war, ihren Namen mit auf das Titelblatt zu setzen - ich denke an die Habilitations-
schrift -, hatte sic doch auch ihren Anteil. Eigentlich sollte sie also hier neben mir Ste-
hen, aber \ icllcicht ist sie ja zumindest vor Ihrem geistigen Auge als mein Syzygos in
Erscheinung getreten.
Ich danke Ihnen.
 
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