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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2000 — 2001

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Sitzungen

Die Arbeit der Heidelberger Akademie ruht auf drei Säulen: Die am meisten her-
vorstechende ist das intensive wissenschaftliche, meist interdisziplinär angelegte
Gespräch, sei es durch diskursartige Veranstaltungen oder durch Vorträge mit einer so
intensiven Diskussion, wie ich sie in dieser Länge und Tiefe sonst kaum erlebt habe. Ein
solcher interdisziplinärer Diskurs kommt nach meiner Erfahrung - die sich auch auf die
Ladenburger Diskurse der Daimler-Benz-Stiftung abstützt - nur dann zustande, wenn
ein begrenzter Kreis von Persönlichkeiten ein Thema fachkundig diskutiert. Dazu ist es
notwendig, daß dieser Kreis sich durch wiederholte Begegnungen so gut kennt, daß
ohne Rücksicht auf äußere Vorbehalte, in Offenheit und in völligem Vertrauen Mei-
nungen geäußert werden können, die zu neuen Denkanstößen führen. Das begründet
notwendigerweise eine Begrenzung in der Zahl der Mitglieder einer so tätigen Akade-
mie, weil nur so die Intimität des kleinen Kreises erzeugt werden kann. Dabei möchte
ich nicht versäumen, zu betonen, daß gleiche oder auch andersartige Kompetenz in rei-
chem Maße außerhalb der Akademiemitglieder vorhanden ist. Die Akademie versucht
natürlich in ihren Diskursen auch davon zu profitieren. Um dieses Ziel zu erreichen,
wird es notwendig sein, mehr als bisher korrespondierende Mitglieder für die Akade-
mie zu gewinnen, die außerhalb der Landesgrenzen Baden-Württembergs ihren beruf-
lichen Schwerpunkt haben und bereit sind, ihre Mitarbeit einzubringen.
Kernstück der Arbeit in der Akademie sind die Forschungsprojekte mit ihren
Arbeitsstellen und Kommissionen. Diese Forschungsprojekte sind fast alle langfristig
angelegt, weil für Langzeitvorhaben oft über das Alter des Berufslebens eines einzel-
nen Wissenschaftlers hinaus die Universitäten nur schwerlich den richtigen Rahmen
bieten. Bei diesen Langzeitvorhaben werden die Akademien in der Regel von außen
immer wieder kritisiert. Ich bitte Sie aber, meine sehr verehrten Damen und Herren,
sich meine drei Beispiele für solche Vorhaben anzuhören und dann selbst zu entschei-
den, ob das stigmatisierte Unwort „Langzeit“ - beispielsweise Langzeitstudent - hier
berechtigt ist.
Hier sind meine drei Beispiele:
Die Edition der deutschen Schriften von Martin Bucer ist der deutsche Zweig des
internationalen Vorhabens einer ersten historisch-kritischen Gesamtedition der Werke
Martin Bucers, deren beiden anderen Teile (lateinische Werke und Korrespondenz) an
den Universitäten Erlangen als DFG-Projekt und Straßburg erarbeitet werden. Martin
Bucer lebte zur Zeit Luthers zwischen 1491 und 1551. Er war Reformator und Huma-
nist, Teilnehmer an der Heidelberger Disputation Luthers im Jahr 1518. Damals wurde
er für Luther gewonnen. Er war an der Wittenberger Konkordie beteiligt, teilte dann
aber das Schicksal vieler seiner Glaubensgenossen, nämlich als Flüchtling durch
Europa getrieben zu werden, in seinem Falle zunächst nach Straßburg und dann nach
Cambridge, wo er auch starb.
Um Ihnen zu zeigen, wobei es bei der Bucer Edition geht, lege ich Ihnen eine Folie
der Original-Handschrift eines Schreibens von Martin Bucer auf den Projektor. Mein
Vorgänger Seebaß, der Vorsitzende der Bucer-Kommission, hat treffenderweise
bemerkt, daß diese Blätter so aussehen, als ob man eine Spinne in ein Tintenfaß
getaucht hat und sie anschließend über das Papier laufen läßt. Es ist evident, daß
Schriften dieser Art, auch wenn sie (wie die Folie zeigt) leicht über Kopien überall hin
verbreitet werden können, für den Empfänger völlig wertlos sind, weil er die Schrift
 
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