HO
SITZUNGEN
tion messbar. Und diese Messwerte haben sich in den letzten Jahren so dramatisch
weiterentwickelt, dass die kühnsten Vorhersagen übertroffen wurden. Noch im Jahr
2000 war ein großer Teil der Wissenschaftler der Ansicht, dass die unglaubliche
Menge von z.B. lOTbit/s an Daten (pro Sekunde 10‘000‘000‘000‘000 bits) in kom-
merziellen Systemen nur mit viel Aufwand zu realisieren wäre — wenn überhaupt.
Heute werden zu Spitzenzeiten in kommerziellen Netzen bereits lOTbit/s in einer
einzigen Glasfaser übertragen, unter Laborbedingungen sind es bereits 100 Tbit/s
und in speziellen Glasfasern sogar 1 Pbit/s. Mit der Fähigkeit solche enormen Men-
gen an Daten zu übermitteln, hat sich auch die Qualität der Kommunikation verän-
dert. Neue Möglichkeiten wurden geschaffen, welche unsern Lebensstil nachhaltig
verändert haben. Dies betrifft z.B. die Art zu reisen, einzukaufen, die Gestaltung der
Freizeit oder die Art, wie wir forschen. Und entgegen aller Unkenrufe der Soziolo-
gen kommuniziert die junge Generation heute weit mehr — und sicher anders — als
vorhergesagt.
Im Folgenden möchte ich auf die Geschichte und die Physik der Kommuni-
kation eingehen, den heutigen Stand der Kommunikationstechnik diskutieren und
über die Kommunikation von morgen nachsinnen. Last but not least möchte ich
mich auch noch zu den gesellschaftlichen Aspekten äußern, denn die schnelle
Weiterentwicklung der Kommunikationstechnik hat dazu geführt, dass die Politik
hinter den Entwicklungen herhinkt — und dies mit weitreichenden Konsequenzen.
Um die rasante Entwicklung der Kommunikationstechnik nachzuvollziehen
genügt es, den Stand der Technik an den oben genannten Kriterien des „wie viel“,
„wie schnell“, „wie weit“ und „wie teuer“ über die Jahrhunderte hinweg zu skiz-
zieren. Als Pheidippides im Jahre 490 v. Chr. nach der Schlacht von Marathon den
Athenern die Nachricht vom Sieg über die Perser überbrachte, transportierte er
kommunikationstechnisch 1 Byte in ca. 5 Stunden über 42 km — und der Preis war
hoch: Er soll vor Erschöpfung gestorben sein. Eine ganz andere Dimension der
Kommunikation wurde mit Brieftauben erreicht. Die Familie Rothschild steht bei-
spielhaft für den Brieftaubenpostdienst. Sie ließ sich diesen Dienst auch etwas kosten.
Der Unterhalt von Brieftauben war aufwändig und teuer, und es scheint, dass sich
Rothschilds Bankerkollegen diese Ausgaben ersparen wollten. Man musste ja nur auf
Rothschild schauen, um zu wissen, was zu tun wäre. Rothschild war sich dessen
offensichtlich bewusst und nutzte dies auch aus. Nach der Schlacht von Waterloo
gegen Napoleon erhielt Rothschild dank seines Brieftaubendienstes als Erster die
Nachricht vom Sieg über Napoleon. Rothschild verkaufte seine Aktien, und die
Anleger glaubten, er sei im Besitz von Information über eine britische Niederlage,
weshalb sie ihm beim Verkauf der Aktien folgten. Nachdem die Kurse der Wertpa-
piere in den Keller gesunken waren, kaufte er sie heimlich wieder auf und konnte
durch den Kursanstieg, als die Nachricht vom Sieg der Alliierten für alle eintraf, hohe
Gewinne einstecken. Informationstechnisch müsste man Rothschilds Brieftauben-
dienst in etwa so einordnen: Rothschild übermittelte ca. 1 kByte an Daten in 12
Stunden über ca. 400 km. Uber den Preis für diese Information können wir nur spe-
kulieren. Klar ist aber, dass der Preis so hoch war, dass nur wenige bereit waren, die-
sen zu bezahlen. Kommunikationstechnisch begann bald darauf ein neues Zeitalter.
SITZUNGEN
tion messbar. Und diese Messwerte haben sich in den letzten Jahren so dramatisch
weiterentwickelt, dass die kühnsten Vorhersagen übertroffen wurden. Noch im Jahr
2000 war ein großer Teil der Wissenschaftler der Ansicht, dass die unglaubliche
Menge von z.B. lOTbit/s an Daten (pro Sekunde 10‘000‘000‘000‘000 bits) in kom-
merziellen Systemen nur mit viel Aufwand zu realisieren wäre — wenn überhaupt.
Heute werden zu Spitzenzeiten in kommerziellen Netzen bereits lOTbit/s in einer
einzigen Glasfaser übertragen, unter Laborbedingungen sind es bereits 100 Tbit/s
und in speziellen Glasfasern sogar 1 Pbit/s. Mit der Fähigkeit solche enormen Men-
gen an Daten zu übermitteln, hat sich auch die Qualität der Kommunikation verän-
dert. Neue Möglichkeiten wurden geschaffen, welche unsern Lebensstil nachhaltig
verändert haben. Dies betrifft z.B. die Art zu reisen, einzukaufen, die Gestaltung der
Freizeit oder die Art, wie wir forschen. Und entgegen aller Unkenrufe der Soziolo-
gen kommuniziert die junge Generation heute weit mehr — und sicher anders — als
vorhergesagt.
Im Folgenden möchte ich auf die Geschichte und die Physik der Kommuni-
kation eingehen, den heutigen Stand der Kommunikationstechnik diskutieren und
über die Kommunikation von morgen nachsinnen. Last but not least möchte ich
mich auch noch zu den gesellschaftlichen Aspekten äußern, denn die schnelle
Weiterentwicklung der Kommunikationstechnik hat dazu geführt, dass die Politik
hinter den Entwicklungen herhinkt — und dies mit weitreichenden Konsequenzen.
Um die rasante Entwicklung der Kommunikationstechnik nachzuvollziehen
genügt es, den Stand der Technik an den oben genannten Kriterien des „wie viel“,
„wie schnell“, „wie weit“ und „wie teuer“ über die Jahrhunderte hinweg zu skiz-
zieren. Als Pheidippides im Jahre 490 v. Chr. nach der Schlacht von Marathon den
Athenern die Nachricht vom Sieg über die Perser überbrachte, transportierte er
kommunikationstechnisch 1 Byte in ca. 5 Stunden über 42 km — und der Preis war
hoch: Er soll vor Erschöpfung gestorben sein. Eine ganz andere Dimension der
Kommunikation wurde mit Brieftauben erreicht. Die Familie Rothschild steht bei-
spielhaft für den Brieftaubenpostdienst. Sie ließ sich diesen Dienst auch etwas kosten.
Der Unterhalt von Brieftauben war aufwändig und teuer, und es scheint, dass sich
Rothschilds Bankerkollegen diese Ausgaben ersparen wollten. Man musste ja nur auf
Rothschild schauen, um zu wissen, was zu tun wäre. Rothschild war sich dessen
offensichtlich bewusst und nutzte dies auch aus. Nach der Schlacht von Waterloo
gegen Napoleon erhielt Rothschild dank seines Brieftaubendienstes als Erster die
Nachricht vom Sieg über Napoleon. Rothschild verkaufte seine Aktien, und die
Anleger glaubten, er sei im Besitz von Information über eine britische Niederlage,
weshalb sie ihm beim Verkauf der Aktien folgten. Nachdem die Kurse der Wertpa-
piere in den Keller gesunken waren, kaufte er sie heimlich wieder auf und konnte
durch den Kursanstieg, als die Nachricht vom Sieg der Alliierten für alle eintraf, hohe
Gewinne einstecken. Informationstechnisch müsste man Rothschilds Brieftauben-
dienst in etwa so einordnen: Rothschild übermittelte ca. 1 kByte an Daten in 12
Stunden über ca. 400 km. Uber den Preis für diese Information können wir nur spe-
kulieren. Klar ist aber, dass der Preis so hoch war, dass nur wenige bereit waren, die-
sen zu bezahlen. Kommunikationstechnisch begann bald darauf ein neues Zeitalter.