Andreas Meyer-Lindenberg
173
Antrittsrede von Herrn ANDREAS meyer-lindenberg
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 20. Juli 2013.
Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem ich Ihnen bei der auswärtigen Sitzung der
Akademie in Mannheim schon Teile unseres For-
schungsprogramms darstellen konnte, ergreife ich gerne
die Gelegenheit, mich Ihnen auch kurz persönlich vor-
zustellen.
Die Probleme dabei beginnen üblicherweise
bereits beim Namen, „Meyer-Lindenberg“, „Meyer“
mit „ey“ — nicht wie in Süddeutschland üblich, mit
„ay“ oder „ai“, was auf einen nördlicheren Ursprung
hindeutet. Zweitens der Doppelname selber. Tatsäch-
lich kam der Name durch eine Eheschließung in Berlin kurz nach der Wende zum
vorherigen Jahrhundert zustande und ist damit älter als die ehrwürdige Akademie
selber! Dank der Toleranz meiner Frau konnte ich ihn nun in der fünften Generation
an meine Kinder weitergeben.
Da man bei den biografisch geprägten Antrittsreden ja gehalten ist zu fragen,
ob die Familienbiografie auf die eigene Tätigkeit einen Einfluss gehabt hat, so lautet
die Antwort in meinem Fall darauf definitiv ja. Im speziellen lassen sich zwei Aspekte
hervorheben:
Als politisch engagierte Liberale jüdischer Herkunft führten die dreißiger Jahre
einen Großteil meiner Familie in die Emigration. Nur durch viele Zufälle fanden
sich meine Eltern in den Sechzigern in Bonn wieder, wo ich dann zur Welt kam,
blieben aber von ihrer internationalen Vita geprägt. So hatte ich von klein auf in der
erweiterten Familie einen Kreis von Ansprechpartnern, die mir insbesondere aus
Nord- und Südamerika, aber auch aus dem europäischen Ausland, ein Interesse an
der Internationalität und ein Vergnügen an verschiedenen Kulturen mitgaben. Zwei-
tens, und das betrifft meine Berufswahl sicherlich direkt, war mein Vater ebenso wie
ich Psychiater. So kam ich schon früh mit psychisch Kranken zusammen und fand
Interesse an der Vielgestaltigkeit des Fachs Psychiatrie. Entsprechend studierte ich
nach dem Abitur 1984 Medizin, in Bonn und New York, wo ich einen Forschungs-
aufenthalt bei Professor J. John Mann, Cornell University, durchführte. Dieser Auf-
enthalt ist mir in lebhafter Erinnerung, weil sich damals, zur Hochzeit der durch die
Reagan-Regierung bewirkten Massenentlassungen psychisch Kranker aus ihren
Institutionen, ein erstaunliches Ausmaß an Elend in dieser dann häufig obdachlosen
Population ausgebreitet hatte. Wissenschaftlich war es meine Aufgabe, diese Patien-
ten zu rekrutieren, zu untersuchen und dann mit Methoden der Neurobiochemie
auf Änderungen des Serotoninstoffwechsels zu untersuchen. Dieses Thema hatte ich
von meiner Doktorarbeit mitgebracht, die ich an der Universität in Bonn unter der
Ägide von Frau Professor Marie Luise Rao an der Psychiatrischen Universitätsklinik
173
Antrittsrede von Herrn ANDREAS meyer-lindenberg
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 20. Juli 2013.
Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem ich Ihnen bei der auswärtigen Sitzung der
Akademie in Mannheim schon Teile unseres For-
schungsprogramms darstellen konnte, ergreife ich gerne
die Gelegenheit, mich Ihnen auch kurz persönlich vor-
zustellen.
Die Probleme dabei beginnen üblicherweise
bereits beim Namen, „Meyer-Lindenberg“, „Meyer“
mit „ey“ — nicht wie in Süddeutschland üblich, mit
„ay“ oder „ai“, was auf einen nördlicheren Ursprung
hindeutet. Zweitens der Doppelname selber. Tatsäch-
lich kam der Name durch eine Eheschließung in Berlin kurz nach der Wende zum
vorherigen Jahrhundert zustande und ist damit älter als die ehrwürdige Akademie
selber! Dank der Toleranz meiner Frau konnte ich ihn nun in der fünften Generation
an meine Kinder weitergeben.
Da man bei den biografisch geprägten Antrittsreden ja gehalten ist zu fragen,
ob die Familienbiografie auf die eigene Tätigkeit einen Einfluss gehabt hat, so lautet
die Antwort in meinem Fall darauf definitiv ja. Im speziellen lassen sich zwei Aspekte
hervorheben:
Als politisch engagierte Liberale jüdischer Herkunft führten die dreißiger Jahre
einen Großteil meiner Familie in die Emigration. Nur durch viele Zufälle fanden
sich meine Eltern in den Sechzigern in Bonn wieder, wo ich dann zur Welt kam,
blieben aber von ihrer internationalen Vita geprägt. So hatte ich von klein auf in der
erweiterten Familie einen Kreis von Ansprechpartnern, die mir insbesondere aus
Nord- und Südamerika, aber auch aus dem europäischen Ausland, ein Interesse an
der Internationalität und ein Vergnügen an verschiedenen Kulturen mitgaben. Zwei-
tens, und das betrifft meine Berufswahl sicherlich direkt, war mein Vater ebenso wie
ich Psychiater. So kam ich schon früh mit psychisch Kranken zusammen und fand
Interesse an der Vielgestaltigkeit des Fachs Psychiatrie. Entsprechend studierte ich
nach dem Abitur 1984 Medizin, in Bonn und New York, wo ich einen Forschungs-
aufenthalt bei Professor J. John Mann, Cornell University, durchführte. Dieser Auf-
enthalt ist mir in lebhafter Erinnerung, weil sich damals, zur Hochzeit der durch die
Reagan-Regierung bewirkten Massenentlassungen psychisch Kranker aus ihren
Institutionen, ein erstaunliches Ausmaß an Elend in dieser dann häufig obdachlosen
Population ausgebreitet hatte. Wissenschaftlich war es meine Aufgabe, diese Patien-
ten zu rekrutieren, zu untersuchen und dann mit Methoden der Neurobiochemie
auf Änderungen des Serotoninstoffwechsels zu untersuchen. Dieses Thema hatte ich
von meiner Doktorarbeit mitgebracht, die ich an der Universität in Bonn unter der
Ägide von Frau Professor Marie Luise Rao an der Psychiatrischen Universitätsklinik