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ANTRITTSREDEN
folgte ich das Ziel, mich anschließend meinem Herzensstudium der Germanistik
verstärkt zuzuwenden. Allerdings hatte dieses Doppelstudium schon etwas länger
gedauert, das Stipendium ging zu Ende, ich musste Geld verdienen. Eines wusste ich
zu diesem Zeitpunkt sicher: Wenn irgend möglich, wollte ich mein Geld mit wis-
senschaftlicher Tätigkeit verdienen.
Da zeigte sich nun, dass aus dem Bereich der Politikwissenschaft eher Angebote
kamen als über die Germanistik. Und die Wahrscheinlichkeit einer wissenschaftlichen
Karriere in der Literaturwissenschaft — so meine damalige, sicher auch zutreffende, Ein-
schätzung — war deutlich geringer als in der Politikwissenschaft. Das gab dann, 1988,
nach einer Phase des Zögerns, den Ausschlag für eine Promotion in der Politikwissen-
schaft. Welches Studium war also der Weg gewesen und welches der Umweg?
Die Promotion habe ich 1992 an der Universität Augsburg absolviert, bei
Theo Stammen, zu einem Gegenstand aus der Umweltpolitik der (damals noch)
Europäischen Gemeinschaft. Dieses Promotionsthema brachte mir eine Stelle als
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wissenschaftszentrum für Sozialwissenschaften in
Berlin (WZB) ein, in der Abteilung für Uniweltpolitik. Dort war ich fünf Jahre
beschäftigt in einem Forschungsprojekt zu partizipativen und deliberativen Verfahren
in der Umweltpolitik. Hier arbeitete ich mit Psychologen und Soziologen zusam-
men. Obwohl das WZB eine in der Sozialwissenschaft renommierte Institution ist,
habe ich selbst diese Phase lange als einen erneuten Umweg betrachtet, weil sie mich
nicht direkt zum Ziel, nämlich zur Habilitation, führte.
Es zeigt sich aber, dass das Thema Deliberation mich heute noch beschäftigt.
In den letzten Jahren habe ich, unter anderem in Zusammenarbeit mit Akteuren
aus der politischen Praxis das Thema Bürgerbeteiligung wieder vertieft; ich habe
Doktorandinnen in diesem Feld betreut und eine davon ist nun schon seit einigen
Jahren Professorin der Politischen Theorie an der Universität Mainz. Aktuell arbeite
ich an zwei Forschungsprojekten, in denen es darum geht, Deliberation empirisch zu
messen und die Effekte von deliberativer Kommunikation experimentell zu über-
prüfen. Dabei kann ich neben der deliberativen Demokratietheorie auf meine alte
Leidenschaft Linguistik zurückgreifen.
Jetzt fragen Sie sich wohl allmählich, wo eigentlich die Internationale Politik
bei all dem bleibt. Bisher war nur in der Dissertation von der Europäischen Union
die Rede. Diese Wendung folgte im nächsten Schritt. Das folgende Jahrfünft, ab
1998, habe ich bei der Max-Planck Gesellschaft verbracht. Auch dorthin brachten
mich die Forschung zur Umweltpolitik und meine politisch-ökonomischen Ansätze.
Es sollte in dieser Gruppe nämlich um ,,Gemeinschaftsgüter“ gehen und Umwelt-
politik war eines der wichtigsten Forschungsfelder. Die damalige „Max-Planck-
Projektgruppe Gemeinschaftsgüter“ in Bonn ist mittlerweile zu einem „MPI zur
Erforschung von Kollektivgütern“ geworden. Ich habe dort ein Projekt zu transna-
tionalen Gemeinschaftsgütern in den Bereichen Umwelt und Finanzmärkte verfolgt
— und auf diesem Weg kam ich erstmals stärker mit dem Teilgebiet der Internationa-
len Beziehungen in Berührung.
Mit diesem Projekt habilitierte ich mich dann schließlich im Jahr 2002 an der
Universität Bamberg, betreut durch den politischen Theoretiker Reinhard Zintl, die
ANTRITTSREDEN
folgte ich das Ziel, mich anschließend meinem Herzensstudium der Germanistik
verstärkt zuzuwenden. Allerdings hatte dieses Doppelstudium schon etwas länger
gedauert, das Stipendium ging zu Ende, ich musste Geld verdienen. Eines wusste ich
zu diesem Zeitpunkt sicher: Wenn irgend möglich, wollte ich mein Geld mit wis-
senschaftlicher Tätigkeit verdienen.
Da zeigte sich nun, dass aus dem Bereich der Politikwissenschaft eher Angebote
kamen als über die Germanistik. Und die Wahrscheinlichkeit einer wissenschaftlichen
Karriere in der Literaturwissenschaft — so meine damalige, sicher auch zutreffende, Ein-
schätzung — war deutlich geringer als in der Politikwissenschaft. Das gab dann, 1988,
nach einer Phase des Zögerns, den Ausschlag für eine Promotion in der Politikwissen-
schaft. Welches Studium war also der Weg gewesen und welches der Umweg?
Die Promotion habe ich 1992 an der Universität Augsburg absolviert, bei
Theo Stammen, zu einem Gegenstand aus der Umweltpolitik der (damals noch)
Europäischen Gemeinschaft. Dieses Promotionsthema brachte mir eine Stelle als
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wissenschaftszentrum für Sozialwissenschaften in
Berlin (WZB) ein, in der Abteilung für Uniweltpolitik. Dort war ich fünf Jahre
beschäftigt in einem Forschungsprojekt zu partizipativen und deliberativen Verfahren
in der Umweltpolitik. Hier arbeitete ich mit Psychologen und Soziologen zusam-
men. Obwohl das WZB eine in der Sozialwissenschaft renommierte Institution ist,
habe ich selbst diese Phase lange als einen erneuten Umweg betrachtet, weil sie mich
nicht direkt zum Ziel, nämlich zur Habilitation, führte.
Es zeigt sich aber, dass das Thema Deliberation mich heute noch beschäftigt.
In den letzten Jahren habe ich, unter anderem in Zusammenarbeit mit Akteuren
aus der politischen Praxis das Thema Bürgerbeteiligung wieder vertieft; ich habe
Doktorandinnen in diesem Feld betreut und eine davon ist nun schon seit einigen
Jahren Professorin der Politischen Theorie an der Universität Mainz. Aktuell arbeite
ich an zwei Forschungsprojekten, in denen es darum geht, Deliberation empirisch zu
messen und die Effekte von deliberativer Kommunikation experimentell zu über-
prüfen. Dabei kann ich neben der deliberativen Demokratietheorie auf meine alte
Leidenschaft Linguistik zurückgreifen.
Jetzt fragen Sie sich wohl allmählich, wo eigentlich die Internationale Politik
bei all dem bleibt. Bisher war nur in der Dissertation von der Europäischen Union
die Rede. Diese Wendung folgte im nächsten Schritt. Das folgende Jahrfünft, ab
1998, habe ich bei der Max-Planck Gesellschaft verbracht. Auch dorthin brachten
mich die Forschung zur Umweltpolitik und meine politisch-ökonomischen Ansätze.
Es sollte in dieser Gruppe nämlich um ,,Gemeinschaftsgüter“ gehen und Umwelt-
politik war eines der wichtigsten Forschungsfelder. Die damalige „Max-Planck-
Projektgruppe Gemeinschaftsgüter“ in Bonn ist mittlerweile zu einem „MPI zur
Erforschung von Kollektivgütern“ geworden. Ich habe dort ein Projekt zu transna-
tionalen Gemeinschaftsgütern in den Bereichen Umwelt und Finanzmärkte verfolgt
— und auf diesem Weg kam ich erstmals stärker mit dem Teilgebiet der Internationa-
len Beziehungen in Berührung.
Mit diesem Projekt habilitierte ich mich dann schließlich im Jahr 2002 an der
Universität Bamberg, betreut durch den politischen Theoretiker Reinhard Zintl, die