Katharina Holzinger | 185
Policy-Forscherin und Leibniz-Preisträgerin Adrienne Heritier, den Verwaltungswis-
senschaftler und Direktor am MPI für Gesellschaftsforschung in Köln, Fritz W.
Scharpf und den Soziologen Richard Münch.
Die Jahre, die ich in der Buchhandlung und auf dem zweiten Bildungsweg
verbracht habe, kamen aber nicht zurück. Ich war biologisch immer etwas älter als
meine Kohorte, was mir in einer bestimmten Phase sehr viel Sorgen machte. Eben-
falls Sorgen machte mir mein breites Profil, das man ja auch als Mangel an Profil
verstehen konnte: Umweltpolitikforschung, EU-Forschung, Bürgerbeteiligung,
Rational choice-Theorie, Kollektivgüter und Finanzmärkte — ein rechtes Sammel-
surium. Nach der Habilitation ging es dennoch flott voran. Die Breite wirkte sich
so aus, dass ich mich zumindest auf viele Stellen bewerben konnte und meine
Angst, von stärker in dem jeweiligen Feld profilierten Kollegen ausgestochen zu
werden, hat sich so nicht bestätigt. Während ich 2002/2003 ein Jean Monnet
Fellowship am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz wahrnahm, war ich fast
öfter in Deutschland als in Italien, weil ich häufig eingeladen wurde zum „Vorsin-
gen“. Ich erhielt in kurzer Zeit eine ganze Reihe Listenplätze, darunter auch zwei
erste Plätze.
Ich habe mich dann entschieden, einem C4-Ruf an die Universität Hamburg
zu folgen auf eine Professur für Regierungslehre, verbunden mit einer Direktoren-
Stelle am „Centrum für Globalisierung und Governance“. Auch dies war in meiner
eigenen Perspektive wieder ein Umweg. Denn nicht wahrgenommen hatte ich den
C3-Ruf auf eine Stelle für Politische Theorie und Policy-Forschung in Konstanz —
meine heimliche und eigentliche Zieldestination.
Schön war die Zeit in Hamburg trotzdem: Es ist einfach ein wunderschöne
Stadt. Ich habe den Hamburgern — Stadt und Universität - sicher Unrecht getan,
indem ich sofort wieder weg wollte, aber es zog mich nach dem Süden. Auch wenn
ich so manchen Kollegen an der Universität Hamburg richtig ins Herz geschlossen
hatte, ebenso wie meine kleine Arbeitsgruppe. Meine Forschung bewegte sich am
„Centrum für Globalisierung und Governance“ weiter ins Gebiet der Internationa-
len Beziehungen. Ein großes EU-Projekt zur internationalen Umweltpolitik führte
ich allerdings mit einem Konstanzer Kollegen durch.
Seit dem Herbst 2007 bin ich nun Professorin für Internationale Politik und
Konfliktforschung in Konstanz. Einen Ruf nach Bremen in 2010 habe ich nicht
wahrgenommen und es sieht jetzt alles nach meinem Verbleib in Baden-Württem-
berg aus.
Heute arbeite ich in drei großen Bereichen, die sich einerseits der Internatio-
nalen Politik und andererseits der Konfliktforschung zuordnen lassen:
— Ein Großthema ist nach wie vor die EU und die Europäische Integration. Derzeit
arbeite ich zusammen mit Frank Schimmelfennig von der ETH Zürich an einem
von DFG und Schweizer Nationalfonds geforderten Projekt zur differenzierten
Integration in Europa.
— Das zweite große Feld ist die deliberative Demokratie und die (relativ zivilisierte)
kommunikative und partizipative Bearbeitung von politischen Konflikten in
Demokratien. Hier laufen derzeit in Zusammenarbeit mit Linguistik und Infor-
Policy-Forscherin und Leibniz-Preisträgerin Adrienne Heritier, den Verwaltungswis-
senschaftler und Direktor am MPI für Gesellschaftsforschung in Köln, Fritz W.
Scharpf und den Soziologen Richard Münch.
Die Jahre, die ich in der Buchhandlung und auf dem zweiten Bildungsweg
verbracht habe, kamen aber nicht zurück. Ich war biologisch immer etwas älter als
meine Kohorte, was mir in einer bestimmten Phase sehr viel Sorgen machte. Eben-
falls Sorgen machte mir mein breites Profil, das man ja auch als Mangel an Profil
verstehen konnte: Umweltpolitikforschung, EU-Forschung, Bürgerbeteiligung,
Rational choice-Theorie, Kollektivgüter und Finanzmärkte — ein rechtes Sammel-
surium. Nach der Habilitation ging es dennoch flott voran. Die Breite wirkte sich
so aus, dass ich mich zumindest auf viele Stellen bewerben konnte und meine
Angst, von stärker in dem jeweiligen Feld profilierten Kollegen ausgestochen zu
werden, hat sich so nicht bestätigt. Während ich 2002/2003 ein Jean Monnet
Fellowship am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz wahrnahm, war ich fast
öfter in Deutschland als in Italien, weil ich häufig eingeladen wurde zum „Vorsin-
gen“. Ich erhielt in kurzer Zeit eine ganze Reihe Listenplätze, darunter auch zwei
erste Plätze.
Ich habe mich dann entschieden, einem C4-Ruf an die Universität Hamburg
zu folgen auf eine Professur für Regierungslehre, verbunden mit einer Direktoren-
Stelle am „Centrum für Globalisierung und Governance“. Auch dies war in meiner
eigenen Perspektive wieder ein Umweg. Denn nicht wahrgenommen hatte ich den
C3-Ruf auf eine Stelle für Politische Theorie und Policy-Forschung in Konstanz —
meine heimliche und eigentliche Zieldestination.
Schön war die Zeit in Hamburg trotzdem: Es ist einfach ein wunderschöne
Stadt. Ich habe den Hamburgern — Stadt und Universität - sicher Unrecht getan,
indem ich sofort wieder weg wollte, aber es zog mich nach dem Süden. Auch wenn
ich so manchen Kollegen an der Universität Hamburg richtig ins Herz geschlossen
hatte, ebenso wie meine kleine Arbeitsgruppe. Meine Forschung bewegte sich am
„Centrum für Globalisierung und Governance“ weiter ins Gebiet der Internationa-
len Beziehungen. Ein großes EU-Projekt zur internationalen Umweltpolitik führte
ich allerdings mit einem Konstanzer Kollegen durch.
Seit dem Herbst 2007 bin ich nun Professorin für Internationale Politik und
Konfliktforschung in Konstanz. Einen Ruf nach Bremen in 2010 habe ich nicht
wahrgenommen und es sieht jetzt alles nach meinem Verbleib in Baden-Württem-
berg aus.
Heute arbeite ich in drei großen Bereichen, die sich einerseits der Internatio-
nalen Politik und andererseits der Konfliktforschung zuordnen lassen:
— Ein Großthema ist nach wie vor die EU und die Europäische Integration. Derzeit
arbeite ich zusammen mit Frank Schimmelfennig von der ETH Zürich an einem
von DFG und Schweizer Nationalfonds geforderten Projekt zur differenzierten
Integration in Europa.
— Das zweite große Feld ist die deliberative Demokratie und die (relativ zivilisierte)
kommunikative und partizipative Bearbeitung von politischen Konflikten in
Demokratien. Hier laufen derzeit in Zusammenarbeit mit Linguistik und Infor-