Wörterbuch der altgaskognischen Urkundensprache
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beschränkt sich fast vollständig (bis auf einen Beleg im Randbereich) auf den süd-
westlichen Sprachraum. Eine weitere Wortfamilie, die die Brotbäckerei bezeichnet,
beruht auf einer Wortzusammensetzung mit lat. PANIS „Brot“: Pancossier (< spätlat.
*PANICOCIUM „Brotbacken“), 1278 und 1280 nachgewiesen, werden erneut von
ihren weiblichen Ableitungen pocosera (1266),pancossera (1270) und pancozieira (1278)
vorweggenommen. Ihre Vertreter finden sich allesamt im Randbereich des Gas-
kognischen, in einem Streifen, der den Übergang von der Zentralgaskogne zu dem
geographisch ausgedehntesten Dialekt des Okzitanischen, dem Languedokischen,
bildet. Ab 1308 lässt sich die Familie auch in der Gaskogne und dem Bearn nach-
weisen. In diesem gasko-okzitanischen Randgürtel finden wir auch das okzitanische
pestor wieder, erneut in femininer Gestalt als pestoresa und pestoressa (ab 1265 und
ca. 1300); später dringt es ebenfalls in die Zentralgaskogne (ca. 1400 und 1420 in
Bordeaux) vor. Die Öffnung für äußere Einflüsse wird ab dem 14. Jh. deutlich spür-
bar. Als nur ein Beispiel sei das im gesamten okzitanischen Raum verzeichnete pana-
tier genannt, das im südlichen Teil der gask. Pyrenäen (als panateire 1315 in Bayonne
und im Bearn als panatera 1330 neben undatiertem panater) vorkommt und seine
Entsprechung im angrenzenden Spanisch panadero/-a hat.
Zunächst ist ersichtlich, dass im frühen Gaskognisch bis Mitte des 13. Jahrhun-
derts regionalspezifische Bezeichnungen vorherrschen. Danach fällt eine signifikante
Verteilung der Formen auf, die die althergebrachte Aufteilung des Midi in einen nor-
dokzitanischen, einen meridionalokzitanischen und gaskognischen Teil relativiert.
Bezieht man die westlichen (von Bordeaux entlang der Garonne bis Narbonne) und
südlichen (pyrenäischen) Grenzgebiete des Languedoc in einen größer angelegten
aquitano-pyrenäischen Raum mit ein, erhält man einen Komplex, der gemeinsame
lexikalische Züge trägt. Die Lexeme aus diesem Übergangsgebiet tendieren, im Fall
der dargestellten Bäckerbezeichnungen, in nachfolgenden Jahrhunderten dazu, in die
Zentralgaskogne und das Bearn vorzudringen. Um wieder auf den DAG und seine
Intention zurückzukommen, den originären gaskognischen Wortschatz in seinem
Kern zu erfassen: Vor 1300 ist die Gaskogne gegenüber frühen okzitanischen Ein-
flüssen autonom, im peripheren Bereich wird sie jedoch zunehmend tolerant.
Die von Frau Burckhardt betreuten Arbeiten zur Bibliographie des Dictionnaire
onomasiologique de fanden occitan (DAO) schreiten voran. Es besteht ein erhöhter
Erschließungsbedarf der über das Complement bibliographique hinausgehenden späte-
ren okzitanischen Quellen sowie der Siglen des Regionalfranzösischen und Mittel-
lateinischen, will man die bereits publizierten Faszikel von DAO 1—10 in vollem
Umfang dem Leser nutzbar machen.
Der langjährige EDV-Betreuer des Projekts Andreas Fink wird zum Jahresende
ausscheiden. Im Hinblick auf eine digitale Erfassung der von der Redaktion nicht
berücksichtigten Materialien (Begriffssystem Teil C) entwarf er eine Eingabemaske,
die die Daten in eine Datenbank überführt.
Die Wissenschaftliche Kommission für den DAG traf sich am 18. Februar 2013
zu ihrer jährlichen Sitzung.
Am 7.6. des Berichtsjahres wurde die Forschungsstelle von einer auswärtigen
Gutachterin aus Deutschland sowie zwei Gutachtern aus dem Ausland mit erfolg-
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beschränkt sich fast vollständig (bis auf einen Beleg im Randbereich) auf den süd-
westlichen Sprachraum. Eine weitere Wortfamilie, die die Brotbäckerei bezeichnet,
beruht auf einer Wortzusammensetzung mit lat. PANIS „Brot“: Pancossier (< spätlat.
*PANICOCIUM „Brotbacken“), 1278 und 1280 nachgewiesen, werden erneut von
ihren weiblichen Ableitungen pocosera (1266),pancossera (1270) und pancozieira (1278)
vorweggenommen. Ihre Vertreter finden sich allesamt im Randbereich des Gas-
kognischen, in einem Streifen, der den Übergang von der Zentralgaskogne zu dem
geographisch ausgedehntesten Dialekt des Okzitanischen, dem Languedokischen,
bildet. Ab 1308 lässt sich die Familie auch in der Gaskogne und dem Bearn nach-
weisen. In diesem gasko-okzitanischen Randgürtel finden wir auch das okzitanische
pestor wieder, erneut in femininer Gestalt als pestoresa und pestoressa (ab 1265 und
ca. 1300); später dringt es ebenfalls in die Zentralgaskogne (ca. 1400 und 1420 in
Bordeaux) vor. Die Öffnung für äußere Einflüsse wird ab dem 14. Jh. deutlich spür-
bar. Als nur ein Beispiel sei das im gesamten okzitanischen Raum verzeichnete pana-
tier genannt, das im südlichen Teil der gask. Pyrenäen (als panateire 1315 in Bayonne
und im Bearn als panatera 1330 neben undatiertem panater) vorkommt und seine
Entsprechung im angrenzenden Spanisch panadero/-a hat.
Zunächst ist ersichtlich, dass im frühen Gaskognisch bis Mitte des 13. Jahrhun-
derts regionalspezifische Bezeichnungen vorherrschen. Danach fällt eine signifikante
Verteilung der Formen auf, die die althergebrachte Aufteilung des Midi in einen nor-
dokzitanischen, einen meridionalokzitanischen und gaskognischen Teil relativiert.
Bezieht man die westlichen (von Bordeaux entlang der Garonne bis Narbonne) und
südlichen (pyrenäischen) Grenzgebiete des Languedoc in einen größer angelegten
aquitano-pyrenäischen Raum mit ein, erhält man einen Komplex, der gemeinsame
lexikalische Züge trägt. Die Lexeme aus diesem Übergangsgebiet tendieren, im Fall
der dargestellten Bäckerbezeichnungen, in nachfolgenden Jahrhunderten dazu, in die
Zentralgaskogne und das Bearn vorzudringen. Um wieder auf den DAG und seine
Intention zurückzukommen, den originären gaskognischen Wortschatz in seinem
Kern zu erfassen: Vor 1300 ist die Gaskogne gegenüber frühen okzitanischen Ein-
flüssen autonom, im peripheren Bereich wird sie jedoch zunehmend tolerant.
Die von Frau Burckhardt betreuten Arbeiten zur Bibliographie des Dictionnaire
onomasiologique de fanden occitan (DAO) schreiten voran. Es besteht ein erhöhter
Erschließungsbedarf der über das Complement bibliographique hinausgehenden späte-
ren okzitanischen Quellen sowie der Siglen des Regionalfranzösischen und Mittel-
lateinischen, will man die bereits publizierten Faszikel von DAO 1—10 in vollem
Umfang dem Leser nutzbar machen.
Der langjährige EDV-Betreuer des Projekts Andreas Fink wird zum Jahresende
ausscheiden. Im Hinblick auf eine digitale Erfassung der von der Redaktion nicht
berücksichtigten Materialien (Begriffssystem Teil C) entwarf er eine Eingabemaske,
die die Daten in eine Datenbank überführt.
Die Wissenschaftliche Kommission für den DAG traf sich am 18. Februar 2013
zu ihrer jährlichen Sitzung.
Am 7.6. des Berichtsjahres wurde die Forschungsstelle von einer auswärtigen
Gutachterin aus Deutschland sowie zwei Gutachtern aus dem Ausland mit erfolg-