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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2013 — 2014

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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B. Das WIN-Kolleg
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4. Forschungsschwerpunkt
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Raumordnung, Norm und Recht in historischen Kulturen Europas und Asiens
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https://doi.org/10.11588/diglit.55655#0287
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FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES

vorausbestimmen. Stattdessen wird in der für die Fragestellung dieses Projektes rele-
vanten sozialwissenschaftlichen Theorie Raum als vom menschlichen Betrachter
hergestellte Relation zwischen sozialen Normen, Werten, Praktiken oder Institu-
tionen einerseits und Artefakten als deren materielle Äußerungsformen oder geo-
graphisch-landschaftlichen Gegebenheiten andererseits verstanden. Räume in
besagtem Sinne sind also Produkte sozialen Handelns und kultureller Konzepte und
bilden daher dessen Bedingungen, also soziale Verhältnisse, politische Ordnungen
und Wertesysteme ab, reproduzieren und stabilisieren sie aber zugleich und beein-
flussen damit menschliches Handeln.2 Ein auf der Hand liegendes Beispiel solcher
Raumproduktionen (und ein wesentlicher Anreger der Debatte) ist der Stadtraum:
Urbane Topographien manifestieren soziale Verhältnisse und entsprechende Nor-
men in räumlichen Arrangements; solche Arrangements und damit verbundene
Raumwahrnehmungen lenken aber zugleich menschliches Handeln und tragen
umgekehrt zur Reproduktion der sozialen Verhältnisse bei. Ähnliches gilt für
bestimmte Orte (die Schule, das Gefängnis) oder für Grenzziehungen aller Art, seien
sie nationalstaatlicher oder konfessioneller Art.
In diesen konzeptionellen Horizont ordnete sich das WIN-Projekt ein. Die
Frage nach der ‘normativen Raumordnung’ spitzte das Problem dabei in doppelter
Hinsicht zu: Erstens, indem es den verbindlichen Charakter und die normierenden
Effekte der skizzierten Wechselwirkungen zwischen „Raum“ und Gesellschaft in
den Mittelpunkt stellte; zweitens, indem es sich den spezifischen Mechanismen die-
ser „Verräumlichung“ und der in räumlichen Arrangements in der Lebenswelt der
betrachteten historischen Gesellschaften konkret greifbaren „Verortung“ soziokultu-
reller Ordnungskonzepte zuwandte, um so die konkrete, fallbezogene Anwendung
der häufig sehr abstrakt geführten Debatten des „spatial turn“ herauszuarbeiten. Es
versteht sich von selbst, dass es dabei nicht um eine vollständige Erfassung der ein-
schlägigen Phänomene in den betrachteten Kulturen gehen konnte. Stattdessen war
es das Ziel, an exemplarischen, signifikanten Fallbeispielen unterschiedliche metho-
dische Herangehensweisen an die Fragestellung zu erproben — teilweise in Anknüp-
fung an und Weiterentwicklung entsprechender jüngerer Ansätze in den Altertums-

2 Zu den Grundlagentexten für diesen praxeologischen Ansatz zählen aus der soziologischen Theorie-
bildung (neben vielen anderen) Henri Lefebvre, La production de l’espace. Paris 1974; Pierre Bourdieu,
Physischer, sozialer und angeeigneter physischer Raum, in: Martin Wentz (Hrsg.), Stadt-Räume. Frank-
furt am Main 1991, 24-34; Anthony Giddens, Die Konstitution der Gesellschaft. 3. Aufl. Frankfurt am
Main 1995 (englisches Orig. 1984), 185-213; Martina Löw, Raumsoziologie. Frankfurt am Main 2001;
aus der sozialgeographischen Theorie Benno Werten, Sozialgeographie alltäglicher Regionalisierungen,
Bd. 2: Globalisierung, Region und Regionalisierung. 2. Aufl. Stuttgart 2007. Zur Einführung in die
soziologische Theoriedebatte u.a. Thomas Krämer-Badoni/Klaus Kuhm (Hrsg.), Die Gesellschaft und ihr
Raum: Raum als Gegenstand der Soziologie. Opladen 2003; Markus Schroer, Räume, Orte, Grenzen:
Auf dem Weg zu einer Soziologie des Raums. Frankfurt am Main 2005; Einführung in die Theorie-
bildung in der Sozialgeographie bei Benno Werten, Sozialgeographie, 3. Aufl. Bern/Stuttgart/Wien 2008.
 
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