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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2000 — 2001

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9. Dezember 2000

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abgesehen) wie der hausinterne Betriebsrat in Denken und Handeln mit den Krite-
rien eines industriellen Produktionsbetriebs die Mitarbeiter ständig vor ihrem eigenen
Idealismus zu schützen versuchte und durchaus noch einiges mehr.
Seit gut einem Jahr bin ich nun zurück im Elfenbeinturm am Philosophenweg
und erfreue mich wie früher an Vorlesungen im Anfängerbereich und an der täglichen
Forschungsarbeit mit jungen Studenten und Post-Doktoranden. Am meisten Freude
bereitet mir aber gegenwärtig etwas, was heute noch nicht zur Sprache kam: die Musik
(mein Instrument ist das Piano), und gewisse Bezüge zwischen Musik und Physik.
Seit dem Jubiläumsjahr 1986, also seit 15 Jahren verfolge ich gemeinsam mit Herrn
Kollegen Dosch in regelmäßigen Vorlesungen, zahlreichen Vorträgen außerhalb Hei-
delbergs und seit einiger Zeit auch in eigener Forschungsarbeit mit Studenten Fra-
gestellungen, die ursprünglich hauptsächlich Psychophysik betrafen (das Empfinden
von Konsonanz und Dissonanz, die Erkennung der musikalischen Tonhöhe), neuer-
dings aber - in Zusammenarbeit mit der Neurologie in Heidelberg - die frühen Ver-
arbeitungsmechanismen im menschlichen Gehirn zu solchen Fragen mit einschließen.
Es gibt inzwischen, wie wir meinen, einige aufregende Ergebnisse, z. B. dazu, was
Musiker von Nichtmusikern unterscheidet, und wenn Sie in Zukunft einmal einen
wissenschaftlichen Vortrag statt eine Selbstdarstellung anhören wollen, vergessen Sie
Quarkmaterie, vergessen Sie Tumortherapie - Herr Dosch und ich könnten Ihnen mit
großem Vergnügen gemeinsam etwas zu diesem Thema berichten, experimentelle
Demonstrationen und musikalische Beispiele eingeschlossen.
Noch einmal - ich bedanke mich sehr für die Aufnahme in Ihren Kreis und ich freue
mich umso mehr darüber, als es nun so viele neue Möglichkeiten gibt, über die Physik
hinaus zu schauen.
7. Herr Franz Wegner (Heidelberg) hält seine Antrittsrede.
Sehr geehrter Herr Präsident,
meine Damen und Herren,
zunächst möchte ich Ihnen sehr herzlich danken, dass Sie mich in Ihren erlauchten
Kreis aufgenommen haben.
Geboren wurde ich 1940 in Dessau. Meine Vorfahren stammen zu einem Viertel aus
Sachsen-Anhalt und Sachsen, zu drei Viertel aus Oberfranken und der Oberpfalz.
Kurz vor Ende des Krieges kam ich nach Kulmbach und verbrachte meine Schuljahre
in Bayreuth.
Ich zeigte früh Interesse für Mathematik, studierte auf Anraten meines Vaters
jedoch Physik, wobei mir natürlich die theoretische Physik als Anwendung der
Mathematik sehr zusagte. Allerdings gelten in Mathematik und theoretischer Physik
unterschiedliche Quahtätskriterien. Während ein Mathematiker seine Aussagen
hundertprozentig absichern muss, kann ein Theoretischer Physiker in dieser Hin-
sicht wesentlich großzügiger arbeiten, wenn er nur die Grenzen seiner Aussagen
erahnt. Dafür erwartet man von ihm, dass er ein physikalisches Phänomen wesentlich
umfassender beschreiben kann, wobei ihm Näherungen, die anschaulich begründet
sind und das Ergebnis vermutlich nicht wesentlich verfälschen, gerne zugestanden
werden.
 
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