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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2013 — 2014

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I. Das akademische Jahr 2013
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Stock, Günter: Grußwort des Präsidenten der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften Günter Stock
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https://doi.org/10.11588/diglit.55655#0020
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25. Mai 2013

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Die unter anderem bereits von Theodor Mommsen eingeführten akademi-
schen Langzeitvorhaben werden heute im sogenannten „Akademienprogramm“, das
seinerseits von Bund und Ländern finanziert wird, gefördert — eine Institution,
die weltweit ihresgleichen sucht und die — Stand 2013 — mit 57 Millionen Euro
Fördervolumen eine ausgezeichnete Infrastruktur für die Geistes-, aber auch für die
Sozialwissenschaften bereitstellt, so dass diese auch heute noch das wissenschaftliche
Profil unserer Akademien prägen.
Es gibt zur Zeit kein institutionelles Gegenmodell, in dem solche Langzeit-
vorhaben besser aufgehoben wären und in denen es darum geht, wissenschaftliche
Exzellenz auf der Basis einer sehr langen, Wissenschaftlergenerationen übergreifen-
den Perspektive gut abzusichern.
In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass unsere disziplinär geordnete und
arbeitsteilig organisierte Wissenschaftswelt nicht in allen Fällen dafür gerüstet ist, die
großen Herausforderungen, vor denen wir stehen, zu meistern, denn diese verlangen
die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen beispielsweise zwischen der Medi-
zin, der Technik, der Chemie oder der Materialwissenschaften. Vielmehr erfordern
viele unserer Probleme und Herausforderungen mehr als nur unsere technische
Lösungskompetenz, denn zunehmend drängen juristische, ethische, gesellschaftliche,
auch aus der Medizin kommende Fragen, die das Menschsein, die Definition des
Humanum ausmachen, in den Vordergrund und müssen in einer ganz anderen, eben
interdisziplinären Weise angegangen werden. Akademien sind der Ort, an dem
solche Diskussionen zwischen den besten Vertreterinnen und Vertretern eines Faches
erprobt und geführt werden müssen.
Interdisziplinarität in diesem Sinn muss also geübt und schließlich auch
wissenschaftlich akzeptiert werden. Dass dies alles natürlich auch dazu führt, aktiv
den Dialog mit der Öffentlichkeit zu suchen, um die immer größer werdende
Kluft zwischen dem, was Wissenschaft leisten kann, leisten muss und letztlich auch
wirklich darf, zu überbrücken, ist ein zentrales Anliegen unserer modernen Aka-
demien.
Und deswegen, meine Damen und Herren, war es mit Sicherheit eine weise
Entscheidung, die Aufgabe der wissenschaftlichen Gesellschaft- und Politikberatung
nicht allein der Leopoldina als Nationaler Akademie der Wissenschaften zu über-
lassen, sondern vielmehr einzufordern, dass acatech, die Deutsche Akademie der
Technikwissenschaften, und die in der Union zusammengeschlossenen acht
Akademien sich mit der Leopoldina gemeinsam dieser verantwortungsvollen Auf-
gabe stellen. — Eine Aufgabe, die uns herausfordert, aber die wir gemeinsam mit
zunehmendem Erfolg angehen.
Eines der jüngsten Beispiele hierfür ist das Vorhaben „Energiesysteme der
Zukunft“, die bisher größte gemeinsame Initiative des Akademienverbundes, von
dem ich soeben gesprochen habe. Unter Federführung von acatech und mit aktiver
Beteiligung der Leopoldina und aller Unionsakademien bringt dieses Großprojekt
mehr als fünfzig Experten aus den Technik-, Natur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und
Sozialwissenschaften zusammen, um in den nächsten vier Jahren wissenschaftsbasier-
te Empfehlungen für die komplexen Herausforderungen der sogenannten Energie-
 
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