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VERANSTALTUNGEN
AKADEMIESALON
„ Wunderkind“
21. Juli 2013
„Wunderkinder — so bezeichnete man seit dem I 8. Jahrhundert Kinder, die unzeitig
frühe Begabungen erkennen ließen, seien es mathematische, sprachliche oder musi-
kalische. Dass sich mit ihnen nicht nur Berühmtheit erlangen, sondern auch trefflich
Geld verdienen ließ, nutzte etwa Leopold Mozart bis an die Grenze elterlicher Ver-
antwortlichkeit, aber nicht nur er: Wunderkinder waren und sind eine Attraktion im
Kulturleben Europas, eine Art Zirkusnummer für Gebildete. Wieviel Begabung,
wieviel kindliche Entdeckerfreude, wieviel elterlicher Ehrgeiz, wieviel Drill aus
einem Kind ein Wunderkind machen, war Thema des diesjährigen Akademiesalons.“
(Silke Leopold)
Uber sogenannte Wunderkinder sprachen Dr. Luise Poustka, (leitende Ober-
ärztin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters
am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim), Prof. Dr. Silke Leopold
(Direktorin des Musikwissenschaftlichen Seminars der Universität Heidelberg und
Leiterin der Forschungsstelle „Südwestdeutsche Hofmusik“) sowie Prof. Dr. Thomas
W Holstein (Biowissenschaftler, Leiter der Forschungsgruppe „Molekulare Evolution
und Genomik“ am COS der Universität Heidelberg), der die Begegnung zwischen
den Musik- und den Neurowissenschaften moderierte. Diskutiert wurden unter
anderem die Unterschiede zwischen Autisten, die extrem einseitig begabt sind sowie
Hochbegabten, wie Mozart, der schon bei seinen Kompositionen, die er als Kind
schuf, starken emotionalen Ausdruck zeigte. Auch die Rolle der Eltern und deren
Erziehung wurden von den Wissenschaftlern aus unterschiedlicher Perspektive
beleuchtet. Mozart hatte nur einen Lehrer und das war sein Vater. In diesem Fall
würdigte Silke Leopold die Leistung des Vaters und sprach von einem „begnadeten
Pädagogen“. Schmunzelnd regte die Musikwissenschaftlerin an, anstatt von „Wunder-
kindern“ von „Wundereltern“ zu sprechen. Den Vorwürfen der Pädagogik aus der
68er Zeit, dass Leopold
Mozart seine Kinder
„wie Affen“ abgerich-
tet hätte, widersprach
Silke Leopold, da von
Drill in Mozarts Kor-
respondenzen nie die
Rede sei.
Dr. Luise Poustka
bestätigte, dass be-
stimmte Fähigkeiten —
auch kognitive — von
den Eltern an Jungen
VERANSTALTUNGEN
AKADEMIESALON
„ Wunderkind“
21. Juli 2013
„Wunderkinder — so bezeichnete man seit dem I 8. Jahrhundert Kinder, die unzeitig
frühe Begabungen erkennen ließen, seien es mathematische, sprachliche oder musi-
kalische. Dass sich mit ihnen nicht nur Berühmtheit erlangen, sondern auch trefflich
Geld verdienen ließ, nutzte etwa Leopold Mozart bis an die Grenze elterlicher Ver-
antwortlichkeit, aber nicht nur er: Wunderkinder waren und sind eine Attraktion im
Kulturleben Europas, eine Art Zirkusnummer für Gebildete. Wieviel Begabung,
wieviel kindliche Entdeckerfreude, wieviel elterlicher Ehrgeiz, wieviel Drill aus
einem Kind ein Wunderkind machen, war Thema des diesjährigen Akademiesalons.“
(Silke Leopold)
Uber sogenannte Wunderkinder sprachen Dr. Luise Poustka, (leitende Ober-
ärztin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters
am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim), Prof. Dr. Silke Leopold
(Direktorin des Musikwissenschaftlichen Seminars der Universität Heidelberg und
Leiterin der Forschungsstelle „Südwestdeutsche Hofmusik“) sowie Prof. Dr. Thomas
W Holstein (Biowissenschaftler, Leiter der Forschungsgruppe „Molekulare Evolution
und Genomik“ am COS der Universität Heidelberg), der die Begegnung zwischen
den Musik- und den Neurowissenschaften moderierte. Diskutiert wurden unter
anderem die Unterschiede zwischen Autisten, die extrem einseitig begabt sind sowie
Hochbegabten, wie Mozart, der schon bei seinen Kompositionen, die er als Kind
schuf, starken emotionalen Ausdruck zeigte. Auch die Rolle der Eltern und deren
Erziehung wurden von den Wissenschaftlern aus unterschiedlicher Perspektive
beleuchtet. Mozart hatte nur einen Lehrer und das war sein Vater. In diesem Fall
würdigte Silke Leopold die Leistung des Vaters und sprach von einem „begnadeten
Pädagogen“. Schmunzelnd regte die Musikwissenschaftlerin an, anstatt von „Wunder-
kindern“ von „Wundereltern“ zu sprechen. Den Vorwürfen der Pädagogik aus der
68er Zeit, dass Leopold
Mozart seine Kinder
„wie Affen“ abgerich-
tet hätte, widersprach
Silke Leopold, da von
Drill in Mozarts Kor-
respondenzen nie die
Rede sei.
Dr. Luise Poustka
bestätigte, dass be-
stimmte Fähigkeiten —
auch kognitive — von
den Eltern an Jungen