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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2013 — 2014

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I. Das akademische Jahr 2013
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Antrittsreden
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Boehm, Thomas: Antrittsrede von Herrn Thomas Boehm an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 27. April 2013
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https://doi.org/10.11588/diglit.55655#0140
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Antrittsreden

Antrittsrede von Herrn THOMAS BOEHM
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 27. April 2013.

Sehr geehrter Herr Präsident,
meine Damen und Herren,
ich freue mich über die Zuwahl in die Heidelberger
Akademie der Wissenschaften und hoffe, dass ich die
Erwartungen, die Sie mit dieser Auszeichnung verbin-
den, tatsächlich erfüllen kann. Ich will es jedenfalls ver-
suchen.
Dem guten Brauch für Neumitglieder folgend,
möchte ich Ihnen einen kurzen Abriss meines bisheri-
gen Lebensweges geben. Mein Bruder und ich ver-
brachten im ländlichen Osthessen eine recht unbeschwerte Kindheit, in der, soweit
ich mich erinnere, die Zeit auf dem Feld und in der Natur nur durch den Schulbe-
such unterbrochen wurde. Der Einfluss der elterlichen Linien war und ist immer
noch groß. Die der Handwerker und Bauern beispielsweise zeigt sich in meiner Lust
am Möbelschreinern, obwohl ich natürlich vor den Meistern nicht bestehen kann.
Ebenso wenig gelingt mir dies allerdings auch gegenüber den Lehrern und recht
ordentlichen Musikern der Familie. Aber es zeichnet den Dilettant ja aus, dass er
selbst bei magerem Ergebnis wenigstens mit Begeisterung zur Sache geht.
Ich hatte das große Glück, dass mir der Besuch eines Gymnasiums möglich
war. Meine Eltern führten uns eindringlich den Wert einer soliden schulischen und
außerschulischen Ausbildung vor Augen und haben dies in beispielhafter Weise
befördert. Alles und jedes interessierte mich, mein Lerneifer kräftigt befeuert von in
der Mehrheit hervorragenden Lehrern. Noch heute finde ich in meinen Kladden
Zeichnungen eines Merkurdurchgangs vor der Sonne, hergestellt am selbstgebauten
Fernrohr, oder mir allerdings nicht mehr ganz nachvollziehbare Bemerkungen zum
Simplicissimus — nicht überraschend vielleicht für einen Schüler des Grimmelshau-
sen Gymnasiums. In dieser Zeit auch wurde in mir die noch immer wachsende Liebe
zur klassischen Musik geweckt, die zusätzlich absolvierte theoretische Ausbildung
hat zwar inzwischen an Wirkkraft verloren, hilft aber noch immer bei der Auswahl
und Bewertung. Mit alten Sprachen kamen wir erstmals im Ministrantendienst in
Kontakt — Nutzen und Freude zogen wir schon in früher Jugend aus der zugegebe-
nermaßen stümperhaften Kenntnis des Kirchenlateins als Mittel zur Weitergabe
geheimer Botschaften im Wettstreit der in Wald und Flur herumstreunenden und
konkurrierenden Jungenbanden. In der Mitte der Gymnasialzeit begeisterte uns ein
Biologielehrer für den Wettbewerb Jugend forscht, an dem wir mehrmals mit eini-
gem Erfolg teilnahmen. Als sich die Schulzeit endlich dem Ende näherte, wechselte
 
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