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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2013 — 2014

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I. Das akademische Jahr 2013
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Antrittsreden
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Meyer-Lindenberg, Andreas: Antrittsrede von Herrn Andreas Meyer-Lindenberg an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 20. Juli 2013
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https://doi.org/10.11588/diglit.55655#0151
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ANTRITTSREDEN

durchführte und 1991 abschloss. Auch hier ging es um ein neurochemisches Thema,
genauer gesagt um Rezeptoren des Serotoninsystems an Blutplättchen, wie es damals
der wissenschaftlichen Methode entsprach. Nach Abschluss des Studiums und der
Promotion hatte ich für mich zwei Schlüsse gezogen: 1., Neurologie und Psychia-
trie interessiert mich so sehr, dass ich hier meinen klinischen und wissenschaftlichen
Schwerpunkt setzen wollte. 2., „Feuchte“ Laborarbeit im engeren Sinne war nicht
mein Ding. Insbesondere fand ich es problematisch, aus in Einzelzellen erhobenen
Parametern Rückschlüsse auf die Komplexität des Gehirns ziehen zu wollen.
Zunächst begann ich jedoch meine klinische Ausbildung. Eigentlich hatte ich
vor, aus meiner Geburtsstadt Bonn, in der ich ja auch den Großteil des Studiums ver-
bracht hatte, an einer Universitätsklinik für Psychiatrie außerhalb zu wechseln. Zu
dieser Zeit starb jedoch mein Vater früh und unerwartet, so dass ich aus familiären
Gründen beschloss, zunächst in der Heimatstadt zu bleiben und dort eine Stelle als
Arzt im Praktikum, später als Assistenzarzt an der Neurologischen Klinik der Rhei-
nischen Kliniken Bonn (Leiter: Prof. Dr. Robert Heitmann, später dann Privatdozent
Dr. Rolf Biniek) anzutreten. Hier erhielt ich eine, im Rückblick betrachtet, sehr
motivierende und solide Ausbildung in der Neurologie. Nach Abschluss meiner neu-
rologischen Facharztzeit war dann aber endgültig der Zeitpunkt gekommen, 1994 in
die Psychiatrie und in die Forschung zu wechseln. Ich trat eine Assistentenstelle an
der Universitätsklinik in Gießen (Direktor: Prof. Dr. Bernd Gallhofer) an, wo ich
neben der Ausbildung im Fach und auch neben der, damals noch berufsbegleitend,
selbständig zu organisierenden Psychotherapieausbildung, wissenschaftlich neu
anfangen konnte. Entsprechend meinen Interessen am System Gehirn, kam ich hier
zu den bildgebenden Verfahren. Etabliert in der Klinik waren elektrophysiologische
Methoden wie hochauflösendes EEG, mit denen ich mich zunächst beschäftigte. Zu
dieser Zeit kam jedoch der Ansatz der funktionellen Kernspintomographie, die eine
deutlich höhere räumliche Auflösung versprach, in einzelnen Kliniken in Gebrauch.
Dies, so beschloss ich, wollte ich auch tun. Eine Gelegenheit ergab sich dadurch, dass
durch Kooperation der Gießener Universitätsklinik Messzeit auf einem MRT-Gerät
in einem kardiologischen Zentrum in der Nähe zur Verfügung stand.
Trotz großer Unterstützung durch meinen Klinikdirektor, einem kurzen Auf-
enthalt zur Aneignung von Methoden in Harvard und viel Energie scheiterte mein
Vorhaben jedoch kläglich. Ich musste einsehen, dass ich nicht über die notwendigen
Kenntnisse verfügte, im Alleingang in Gießen diese Methodik zu etablieren und
beschloss daher, nach Abschluss meiner Facharztzeit nach einem, wie ich glaubte (!),
kurzem Postdoktorandenaufenthalt zu suchen, in dem ich diese Methoden lernen
könnte. 1997 war der Facharzt fertig, klinisch hatte ich inzwischen die Oberarzt-
funktionen in der Psychiatrie übernommen. Ich schrieb meine Veröffentlichung zum
Themenbereich EEG und klinische Studien als Habilitation zusammen, reichte sie
ein und machte mich Mitte des Jahres in die USA auf, wo ich eine Postdoc-Stelle
am National Institute of Mental Health, Bethesda, in der Arbeitsgruppe von Karen
Berman, einer Wissenschaftlerin in dem Programm, geleitet von Daniel Weinberger,
erhalten hatte. Meine Ehefrau mit den damals zwei und vier Jahre alten Kindern kam
wenige Wochen später nach.
 
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