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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0073
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5. Kirchenordnung 1553

zeitlichen, vergenglichen leben volnfuerten beruff
bestehen moge, allezeyt wolle verleyen. Amen.

[1.] Was die christliche kirch yederzeyt
zu verrichten gehabt und noch hat

Die christhche, apostolische und catholische
kirch 10 hat ye und alwegen in gaystlichen sachen
furnemlich dreyerley zu verrichten im brauch ge-
hapt:

Zum ersten hat die kirch aus Gottes bevelch
offentlich laßen predigen, verkunden und lehren das
heylig evangehon, welchs dan ist ein kraft Gottes,
die da seelig macht alle, die daran glawben, Rom. 1
[16]. Solche lehr und predig des evangelii soll und
muß allezeit aigentlich und mit allem vleyß, ernst
und grund getrieben werden nach dem bevelch
Christi, Matth. 28 [18-20], Luce 24 [46f.]. Disen
bevelch Christi kan man zu unsern schweren und
geferlichen zeiten nit beßer, aintrechtiger und ge-
wißer wider alle rottengeyster treyben und verrich-
ten, dan nach augßburgischen oder sechßischen con-
feßioim, welche allen pfarhern und predigern ein
gewiße richtschnur sein solle etc. * 11

Zum andern, so hat auch die kirch Christi eben-
meßig nach ausgetrucktem bevelch Gottes die sacra-

b So Druck. A: einloben.

c Druck: alpereyt. (Allgereit = allbereit, schon.)

10 Vgl. im Symbolum Nicaeno-Constantinopolitanum:
Et unam, sanctam, catholicam et apostolicam ec-
clesiam. Und eine einige, heilige, christliche, aposto-
lische Kirche (BSLK 26f.).

11 Augsburgische Konfession 1530 (BSLK 31-137).
Confessio Doctrinae Saxonicarum Ecclesiarum
scripta Anno Domini MDLI, ut Synodo Tridentinae
exhiberetur (Melanchthons Werke in Auswahl. Bd 6.
Giitersloh 1955, 80-167). Beide Bekenntnisse, die in
der KO 1578 Kap. 1 unter die hohenlohischen Be-
kenntnisschriften aufgenommen werden, wurden
1553 nur als „gewisse (= sichere) Richtschnur“ be-
zeichnet. Die Bekenntnisse sollen sich wider die
„Rottengeister“ (Zwinglianer, Wiedertäufer usw.)
und nicht gegen die katholische Lehre richten. Ob-
wohl Predigt und Lehre als die erste der 3 Aufgaben
der Kirche bezeichnet wird, fehlt ein Kapitel ,,Von
der Lehre“. Sonst bezieht sich die Beschreibung der
Aufgaben auf den Inhalt der KO: Sakramente § 3-
10, Gesang § 2, Zeremonien besonders § 13, 19, 23.

2 Die 3 Sakramente in dieser Reihenfolge Augsburgi-
sche Konfession Art. 9-11 (BSLK 61-64). Die folgen-

menta gehandelt, nemlich die heylige tauf, das
sacrament des altars und die trostliche absolutionn 12.

Die tauf fur die, so Christen haben werden und
sich dem reych Christi einleiben b laßen wollen,
das sacrament des altars aber fur diejenigen, so
algereyt c Christen worden seind, das sie den rech-
ten gottesdienst begehen und halten,

und die absolutionn fur alle rewende sunder, so
durch die sunde aus dem reich Christi seind gefallen
und widerumb in das gnadenreych ufgenomen wer-
den.

Solcher bevelch Christi diser dreyer sacramenten
halben ist austrucklich eingesetzt, bevolhen und
gegrundet Matli. 28 [18-20], Mar. 16 [15f.], Luc. 22
[17-20] und Johannis 20 [22 f.].

Dise obberurte zwen bevelch sind notwendig zur
seligkeyt und derohalben kainswegs zu unterlaßen.
Dan es der ernstlich wil und bevelch Gottes und von
Christo unserm heyland nicht vergebens eingesetzt
und mit solchem großen ernst und vleis zu verrich-
ten bevolhen worden.

Zum dritten 13 hat die kirch Christi nach christ-
licher freyheyt (one allen zwang und beschwernus
des gewißens) nicht als einen notwendigen gottes-
dienst fur sich selbs oder Gott gefellig, dardurch zu

de Zweckbestimmung der Sakramente wie in Brand.
KO 1533 ,,Von dem abentmal“ (Sehling 11, 186).

13 Gutachten Hertels 1552/53: Der heilig Paulus in der
1. epistel zun Corinth. ca. 14 [40] befilchet, das es
alles in der kirchen soll züchtigklich und orden-
lichen zugehn. So man nun bedes zucht und ordnung
halten soll, so muß man auch etliche satzungen
haben. Also gebeut Paulus, es soll in der kirchen ein
ordnung haben mit dem lesen und predigen und
verbeut den weibern, sie sollen nit predigen. Darmnb
nit alle satzungen der menschen zu verwerfen send,
allein die offentlich wider Gottes wort streiten,
dieselben sol man erstlich mit dem wort Gottes
ernstlich angreifen und darnach dahin arbeiten,
das die öberkeit solche ergernus abschaffe, als da
sind: meshalten, Salve singen, wasser und saltz-
weychen, heiligen anrueffen etc. und was dergleichen
mer ist, das sich mit der christlichen lehr nit
reymet ... Es send aber etliche ceremonien, die in
der kirchen gehalten werden bono fide, nemlich
propter ordinem servandum, darumb uns der apo-
stel nit vergebenlich vermanet, das es alles in der
kirchen soll zuchtiglich und ordenlichen zugehn.
Darumb alle ceremonien dahin sollen gerichtet
werden, das sy erstlich zur zucht und ordnung dien-

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