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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0082
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5. Kirchenordnung 1553

Christi erstlich, wie obgemelt [§ 2], angangen und
angerichtet worden ist.

In der hebreyschen kirchen und nach derselben
sprach wurde es “Ep 1, mißa genant, darvon der nam
bey uns Teutschen oder das worthn meß pheben ist,
ein feins altz hebreysch worthn, wiewol es enthch
in einen k großen mißbrauch kommen und gantz
verhessig wordenl st.

Nun wurt aber solch wortlin mißa gepraucht
Deut. 16 [10] und heyßet ein steur 69, collect uncl
gabe. Dan in anfang der clrristenhchen kirchen
prachten die cliristen zusammen ire steur und gaben,
wem, brott, darvon sie das abentmal des Herren
hielten und das uberig außteylten, wie dan solches
in der apostelgeschicht [2, 42-47] zu sehen ist und
enthch zu Corintho in einen mißprauch geriete, wel-
chen der heylig Paulus 1. Corinth. 11 [17-34] straf-
fet, dann che reychen prachten fur sich kosthche
malzeit und heßen die armen mangeln.

In der griechischen kirchen 70 wurt das abentmal
des Herren ev^aQLa[r]la, gratiarum actio, eme
danksagung genant, dieweyl Christus das brott
name, danket und brachs, Luc. 22 [19], und solche
sacrament von Christo darumb emgesetzt worden
ist, das wir unserm Christo darbey danksagen sollen

1 A: missah. Im Alten Testament nur constructus
missat.
k A: einem.

Christus eingesetzt mit ernst zu begehn die tröst-
lichen gedechtnus seines tods oder einigen opfers am
creutz einmal volnbracht. Das ist sein heiliges
abendmahl, das hochwirdig sacrament seines leibs
und bluts. Das ist nun die recht meß Christi, der
heiligen apostlen und auch der heiligen vättern,
welche biß in die dreyzechen hundert jar in der
christenheit gehalten ist worden. Bey solcher wird
ich mich auch finden lassen und verharren biß ans
end, dan ich solche nit allein, sondern auch E. G. fur
recht und gutt halten. Derohalben ich die ander
meß, welche wider Gottes wort und ordnung ist
(welche ich verlassen hab als die da unrecht ist von
wegen irer mißbreuch) hinfuro nit wtird haimsuchen
[= aufsuchen], darmit ich nit als ein ror, das der
wind immer hin und her wehet, gehalten werde. Bitt
derhalben E. G. mich solcher zu entlassen, wie dan
E.G. biß hieher geton haben...

So noch Wilhelm Gesenius, Hebräisches u. Aramä-
isches Handwörterbuch. 1962 (= 17. Aufl. 1915).
Ludwig Koehler, Lexicon in Veteris Testamenti
Libros. 2. Aufl. 1958, gibt als Bedeutung ,,nach

der herrlichen erlosung, das er uns durch seinen tod,
marter und blutvergießen von der sunde, fluch, tod
und ewiger verdamnus und also enthch aus des
Satans reich erloset hat.

Zum dritten, so heyst auch diß sacrament ävd-
/uvrjcriq, recordatio, das ist ein gedechtnus oder me-
morial, wie es dan Christus selber also nennet Luc.
22 [19] und Paulus 1. Corinth. 11 [24f.], nemhch ein
offenthche verkundigung und widergedechtnus des
ahhgen volkommen opfers Christi, das er sich selber
emmal ufgeopfert hat am creutz als ein unschuldigs
lemlin fur die sunde der gantzen welt. Solchs einmal
verprachten opfers sollen wir ingedenk sein, aber nit
wider alle tag opfern, dan Christus ist einmal uf-
geopfert worden, ehi gnugsam opfer in ewigkeyt,
Heb. 9 [12, 26-28] und 10 [10-14], Darumb wil sanct
Paulus, das wir des Herren tod sollen verkundigen
bey disem sacrament, 1. Corinth. 11 [26].

Zum vierten, so wurt auch diß sacrament vom
apostel Paulo 1. Corhith. 10 [16] xoLrcovia, com-
munio sive commumcatio, genant, das ist em ge-
mainschaft und teylnehmung des leibs und pluts
Christi im sacrament 71, dann da soll ein yghcher
christ fur sich selber in solcher austeylung denn leib
und das plut Clxristi nehmen.

Maßgabe, je nach“. In Melancbthons Apologie der
Conf. Aug. ,,De vocabulis missae“ wird gegenüber ei-
ner anderen hebräischen Etymologie die vorliegende
Herleitung gebracht (BSLK 372): exstet nomen
missa Deuter. 16, ubi significat collationes seu mu-
nera populi, non oblationem sacerdotis. Debebant
enim singuli venientes ad celebrationem paschae
ahquod munus quasi symbolam afferre [etc.] In
der Apologie ging es um die Widerlegung falscher
katholischer Deutungen, während hier vorerst nur
eine positive ITerleitung gebracht wird. Luther in
einer Predigt von 1532 (WA 36, 354): Denn das
wörtlin mess, so von den aposteln hergenomen
scheinet, heißt auf ebreisch soviel als einen zins oder
frondienst, wie ein bawr odder lehemnan seinem
herrn seine meß, das ist, seinen geburlich zins odder
dienst bringet, odder seinem fürsten frönet. Vgl.
WA Tischreden 1, Nr. 625.

70 Apologie (BSLK 371-373) nennt Xeixovqyia, äyanrj,
eviagiaxia.

71 Vgl. Tlieologisches Wörterbuch zmn Neuen Testa-
ment, hrsg. v. G.Kittel, Bd 3. 1957 (1938), 805f.,
und Walter Bauer, Griechisch-deutsches Wörter-
buch zu den Schriften des Neuen Testaments. 5.
Aufl. 1963 (1958), 868f.

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