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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Franz, Gunther [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0083
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5. Kirchenordnung 1553

Dolier es auch von denn alten Griechen genant ist
worden leixovqyia, officium seu mimsterium, wie
im Epiphanio zu sehen ist 72, das haist ein gemainer
offentlicher dienst und ampt, da man hi der gemaind
offentlich das am.pt verrichtet und das sacrament
allen zugleich mittaylet.

Es vmrt auch derhalben von den Griechen avv-
a£iq, commumcatio multorum genant 73, das ist ein
austeylung viler christen, daher dann offentlich er-
scheint, das die privatmeß nicht im prauch gewesen
ist.

Item diß sacrament wurd auch in den grieclii-
schen alten kirchen äyam), caritas genant, das ist
das liebemal, das die christen durch die niessung des
sacraments em geysthcher leyb und geysthche gli-
der werden, durch die hebe gegen einander verbun-
den, 1. Corinth. 11 und 12 74.

Zum funften wurt das abentmal des Herren in der
lateinischen kirchen genant testamentum Christi,
das testament Christi, Luc. 22 [20], dann durch sol-
che irn glauben beschehene nießung werden wir
durch diß testament und stiftung erben der hime-
hschen poseßionn und guetter.

Item, es wurt auch coena Domini und sacramen-
tum altaris genant, das wir da sollen zusamen kom-
men, wie S. Paulus sagt 1. Cor. 11, und des Herren
abentmal miteinander halten und die gehaymnus
dises sacraments in frischer gedechtnus behalten.

Aus disen allen oberzelten namen und wortlein
der alten, ursprunghchen, christenhchen Idrchen ist
clerhch zu sehen und zu erkennen, was der rechte
prauch dises sacraments und warzu es eingesetzt

1 In A gestrichen: des.

111 In A geändert für: kirchen.

72 Epiphanius von Konstantia (Salamis, ca. 315-403).
In der Apologie finden sich andere Belege.

73 avva^iQ = Eucharistie, z.B. Pseudo-Dionysius Areo-
pagita, De eccl. hist. III, 1. Migne, Patrologia Se-
ries G-raeca 3, 424 B. Häufiger = Versammlung.
(BSLK 371 Anm.) Vgl. LThK 6, 410.

74 Nach 1 Kor 11,21 war das urchristliche Abendmahl
mit einer sättigenden Mahlzeit verbunden zugleich
eine Hilfe für die Armen. Der Name Agape wird
vom Ende der Apostelzeit an für das Abendmahl ge-
braucht, ohne sich allgemein durchzusetzen (B,GG
1, 169f.).

75 In Anlehnung an Apologie Art. 24 (BSLK 351) wird
hier schon ein erster Mißbrauch, die Privatmessen,

und verordnet worden sey. Solchem rechten prauch
nach sol die meß widerumb gehalten und die miß-
preuch derselben ufgehept werden.

Zu volnziehung deßelben und damit clie pfarherr
und seelsorger hin und wider auf dem lande ein ge-
wißen grund haben, iere schäfffin berichten und
grundliche ursach anzeygen konnen, warumb die
rechte evangefische meß widerumb angerichtet und
andere bißhere geubte mißpreuche abgestellt w Tor-
den seyen, so volgt hernach eha kurtzer bericht von
den großen mißbreuchen der meß oder abentmal
des Herren.

[8.] Von denn großen mißbreuchen der meß

Von den zeyten des bapsts Gregorii her semd in
der lateynischen oder romischen kirchen große und
greuliche mißbreuch der meß oder 1 abentmals des
Herren eingerißen und teglihs gestigen und geheuft
worden durch die sophisten und mönche, dan es vil
hi die kuchen m getragen und die stift trefflich ge-
mehret hat 75.

Der erst und grose mißbrauch ist, das sie aus der
meß ein opfer gemacht haben, da der priester Chri-
stum in der meß tegfich ufopfert, wyder denn claren
text und spruch in der epistel zun Hebreern am 9.
und 10. ca., das Christus einmal ist geopfert worden,
ein gnugsam und volkhomen opfer in ewigkeyt fur
alle unsere sunde 76.

Zum andern, so haben sie aus der meß opus opera-
tum gemacht, das ist ein solch gut werk an im sel-

angegriffen. Die Spezialisierung der Messen ist zu-
erst im Sakramentarium Leonianum 6. Jh. greifbar
(Adolf Franz, Die Messe im deutschen Mittelalter
119-123). Gregor I, der Große, war Papst von 590-
604. Als Sophisten bezeichnete Luther die schola-
stischen Theologen. Die Apologie führte die Ent-
stehung der Privatmessen nur auf Geiz und Geld-
sucht der Bettelorden und Mönche zurück. ,,Also
verändern sie die Ordnung der alten Väter, wenn
und wo sie gelüstet, wenn es ihnen in die Küchen
trägt“ (= etwas einträgt, Grimrn 5, 2492). Auf die
Ablehnung der Privatmesse folgten in der Apologie
auch Opfer und opus operatum. „Hanc pharisaicam
opinionem docuerunt in ecclesia monachi et sophi-
stae.“ (BSLK 352 f.)

76 Brand. KO 1533 (Sehling 11, 183) zitiert ausführ-
lich: Hebr 9, 12. 22. 25f.; 10, 14. 18.

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