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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0086
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5. Kirchenordnung 1553

ben gewißen, die ire sunde bekennen, Gottes zorn
und den tot furchten uncl nach der gerech tigkeyt
hungerig und durstig sein. So wir uns aber selbs
prueffen und ein yeder in sehi aigen gewißen geht,
wie uns der heyhg Paulus lehret, werden wir gewiß-
lich nichs anders finden dan allerley greuliche sunde
und den tod, den wir mit denn sunden verschuldt
haben, und konnen uns doch selbs in kainen weg
daraus helfen.

Darumb hat unser heber herr Jesus Christus sich
uber uns erbarmet und ist umb unserer sunde wil-
len mensch worden, uf das er das gesetz und allen
willen Gottes fur uns und uns zu guttem erfullet
und den tod und alles, was wir mit unsern sunden
verschuldt haben, fur uns und zu unserer erledigung
uf sich neme und erlitte.

Und das wir ye das vestighch glaubten und durcli
denn glauben frolich hi seinem willen mochten le-
ben, name er nach dem abentmal das brott, saget
dank, brachs und sprach: Nement hin und eßent,
das ist mem leib, der fur euch dargegeben wurt. Das
ist, das ich mensch bin worden und alles, das ich tue
und leyde, ist alles ewer aigen, fur euch und euch zu
guttem geschehen. Des zu einer gewißen anzeygung
und zeugnus gibe 0 ich euch mein leybe zur speyse.

Deßelbengleychen nam er auch den kelch nach
dem abentmal und sprach: Nemet hin und trinket
aus disem alle. Das ist der kelch des newen testa-
ments m meynem plut, das fur euch und fur vü ver-
goßen wirt zu vergebung der sunden. So oft ir das
tut solt ir mein darbey gedenken. Das ist, dieweyl
ich mich ewer sunde angenhomen und uf mich ge-
laden habe, wil ich rnich selbs fur die sunde in tod
opfern, mem plut vergießen, gnade und vergebung
der sunden erwerben und also ein new testament
ufrichten, darinnen die sundeP vergeben und der-
selbigen ewig nit mher solle 1! gedacht werden. Des
zu einem gewißen anzeygen und zeugnus gibe ich
euch mein plut zu trinken.

Wer nun also von disem prott ißet und von clisem

0 A falsch: habe.
p A ursprünglich: sunden.

'i A: sollen.

r In A am Rande Einfügungszeichen. Es fehlt Über-
leitung zur offenen Beichte, wie sie sich in den

kelch trinket, auch disen worten, die er von Christo
horet, und diser gaben, so er von Christo empfahet,
vestighch glaubt, der pleibt in dem herren Christo
und Christus in ime und wurt ewiglich leben.

Darbey sollen wir nun sein gedenken und seinen
tod verkunden, nemhch das er fur unsere sunde sey
gestorben und zu unserer rechtvertigung wider auf-
erstanden, und ime darumb danksagen, ehi yeder
sein creutz uf sich nemen und ime nachvolgen und
nach sehiem gebott einander lieben wie er uns ge-
liebt hat. Dann wir alle seind ein brott und ein leyb,
dieweyl wir alle eines brots teylhaftig sehid und aus
einem kelch trinken 92, wie der heylig Paulus solchs
bekennet [1. Kor. 10. 17] r.

Ich armer sundiger mensch komme zu dh, o al-
mechtiger Gott und barmhertziger vatter und be-
kenne chr mein große und manigfaltige sunde, da-
mit ich dich schwerlich zum zorn und straff ver-
ursacht habe mit bosen gedanken, worten und wer-
ken, wißend oder unwißend. Das ist mir alles hertz-
hch layd. Darumb demutige ich mich vor dir, mein
Gott und Herr, und bitte dich, du wollest mir gnedig
und barmhertzig sein und mir aus vetterlicher guette
ein ware rew und bußfertigs leben verleyhen, durch
das unschuldig le^vlen und sterben demes heben
sohns, unsers herren Jesu Christi; dann ich glaub
vestiglich vergebung aller meiner sunden in dem
namen Jesu Christi, mehies erlosers.

Horret einen evangehschen trost und trostliche
absolutionn. Also spricht Cliristus Joan. 6 [51]: Ich
bm das lebendig brott, vom liimel kommen. Wer von
disem brott eßen wurd, der wurt leben in ewigkeyt
und das brott, das ich geben werde, ist mein fleysch,
welchs ich geben werde fur das leben der welt.

Glaubet disen trostlichen worten, haltent euch an
Jesum Christum, unsern ainigen hern und hay-
land, so werdent ir in ewerm gewißen mit Gott, dem
Herren zu fride und ruhe kommen. Amen.

Nun, der almechtig Gott hat sich uber euch er-
barmet und hat euch ewere sunde gnediglich ver-

Yermahnungen von Huberinus (Nr.3, S.37f.) undin
der KO 1578, S. 287 findet. Die folgende gemein-
same Beichte und Absolution stammt aus Nr. 3.

92 Bis hierher Brand. KO 1533 und KO 1578 (Nr. 25).

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