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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Franz, Gunther [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0097
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5. Kirchenordnung 1553

[23.] Vom Ave-Maria- und andern leuten

Das leuten morgens und abents zum Ave Maria
sollen die pfarherr in einen christlichen prauch rich-
ten, das dannocht das leuten, damit das airbaitsam
volk mit seiner airbait sich nach der zeit zu richten
wiße, an ime selbst pleybe, wie dan alles ander ge-
wonlich leuten pleyben soll, auch zum wetter, da-
mit das gemain volk christlicher andacht erinnert.
Yedoch solle darneben alle superstition und aber-
glaub vermitten werden 160.

[24.] Von nottwendigen buechern
in der kirchen

Wo auch an notwencLigen, nutzhchen buchern 161
in einer kirchen mangel erschiene oder ein pfarherr
so arm were, das er die fur sich selbs zu kaufen nit
vermochte, so sollen die heyligenpfleger 162 deßelben
orts, nach getaner anzeig und empfangenem bevelch
von der herschaft, solcher bucher kaufen und inven-
tiren laßen, damit sie alwegen bey der kirchen pley-
ben und andere nachkhomende pfarherr die auch
nutzen und geprauchen mogen.

Gott, der Almechtig, wolle zu diser ordnung sei-
nen segen und gedeyen verleyen durch Christum,
unserm herren, im Heyhgen Geyst. Amen.

Register und inhalt dieser ordnung

1. Was die christenhche kirch yederzeit zu ver-
richten gehapt und noch hat.

z A: feyertag.

vermanung von ufersteeung der todten und nach
laut dem geistlichen formular Huherini, da dann
15 leichtpredig gestellt seind. (Unsere Nr. 3.) Es ist
nicht gesagt, ob die Predigt im Hause, in der
Kirche oder - am wahrscheinlichsten - am Grabe
stattfinden sollte.

i6° Ave Maria gratia plena, der Gfruß des Engels Ga-
briel (Lk 1, 21) und der Gruß der Elisabeth. Das
Läuten stammt aus dem 13. Jahrhundert; 1326
wurde das dreifache Läuten verordnet. Daneben
gab es das Tenebrae-Läuten am Freitag zum Ge-
dächtnis des Sterbens Christi (umgewandelt in der
KO 1582, Nr. 32, § B 12). — Man glaubte seit alters,
daß das Läuten bei Unwetter, ILagel, Donner und
gegen die dabei sich austobenden Dämonen und

2. Von teutschen gesengen, neben den lateini-
schen in der khchen zu singen.

3. Die agenda cler heyligen taufe.

4. Von der jachtaufe.

5. Von der beicht und absolutionn.

6. Von der meß oder abentmal des Herrens.

7. Vom rechten prauch der meß.

8. Von den großen mißpreuchen der meß.

9. Agenda oder ampt cler evangelischen meß.

10. Die comunnion bey denn kranken.

11. Von der mittagpredig am feyertag und cate-
cliißmo.

12. Von der veßper.

13. Vom Salve.

14. I freytag 2.

[15.] I sonabent.

16. So am sontag ocler andern feyertagen keine
communcanten vorhanden.

17. Von feyertagen.

18. Von denn sondern festen.

19. Von ergerlichen, schedlichen und unnottigen
ceremonien.

20. Von cler creutzwochen.

21. Von eeheinsegen.

22. Von der leych und begrebnus.

23. Vom Ave-Maria- und anderm leuten.

24. Von nottwendigen buchern in der kirchen.

Finis

Laus Deo

Hexen helfe. Das Läuten wurde seiner apotropä-
ischen Bedeutung beraubt als Gebetsruf verstan-
den. Dennoch verband sich mit dem Läuten beson-
ders viel Aberglauben. IIDA 1, 1179; 5, 939-941;
6, 581 f. (Ave-Maria), 3, 868-876 (Glocke); 9, 508-
512, 551 ff. (Wetterläuten). Sehling 13, 140, Anm.
18.

161 Allein aus dieser Kirchenordnung ergeben sich als
notwendige Bücher Bibel, Luthers Wittenberger
Gesangbuch, die Brandenburg-Nürnbergische
Kirchenordnung, die Katechismen Luthers und die
Summarien Veit Dietrichs.

162 _ Yerwalter des ILeiligen (Kirchenvermögens, Fi-
scher 3, 1357 f.). In Öhringen war der Stiftssyndicus
für die Bücher des Predigers zuständig (Rechnung
Ulis, PA 93, 3, 6).

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6 Sehling, Bd. XV, Württemberg I
 
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