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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0154
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13. Polizeiordnung 1558

Darzu ausser sollichen hunger, tewrung, krieg, niiß-
wachß und ander plagen und straffen [aufs] ert-
rich x kommen, alß soliches die heylige sclirift an
vill ort bezeuget 17und man taglich auch bei uns 17
vor augen siehet.

Hierumb und derhalben seiner götlichen al-
mechtigkeit zu lob und ehren, uns und unsern un-
dertanen 18und verwanten zu rechter besserung,
fürkomung und abwendung oberzelter und anderer
götlicheny straffen ordnen und wollen wir, das zu-
vorderst uncl anfenklich 18 alle unsere prediger,
pfarhern und andere kirchendiener in iren predigen
das volk vleissig warnen, 19manen und anhalten,
das sie solche iippige 19 gotslesterung und bei dem
narnen Gottes, auch semer heiligen marter, wun-
clen, 20leiden, craft, magt, elend und dergleichen
hochstraffliche schwür hinfüro abstellen, meyden
und deren sich gentzlich enthalten, auch darneben
den Almechtigen mit. ernst und von hertzen zum
getrewlichsten anruffen und bitten, clas er solich
gros ubel der gotslesterung, schwur und fluch von
seinem volklin 20 abwenden wolle.

Und zu dem andern, so jemands, wer der were,
hinfüro Got zumessen [würde] z, das seiner göt-
lichen meyestatt 20 a nit bequem oder mit seinen
worten dasjenig, so Got zustehet, abschneiden
würd, alß ob Got ein ding nit vermöcht oder Got
nit gerecht were oder sonsten dergleichen 21leicht-

x Ergänzung nach Württ. LO 1552: aufs erdtereich.
y A: + und. Ursprünglich: peen und?
z Ergänzung nach RPO 1548 und Württ. LO 1552.

17- 17 Die göttlichen Strafen für Gotteslästern usav.
bildeten hesonders einen Bestandteil der propheti-
schen Botschaft. Siehe die Artikel Eid, Fluch,
Hungersnot, Krieg, Lästerung in: Biblisch-Histo-
risches Handwörterbuch. Hrsg. v. Bo Beicke und
L. Rost. Bd. 1. 2. Göttingen 1962. Württ. LO 1552:
und zu disen unseren zeiten auch zu förchten auch
allbereit.

18- 18 In Württ. LO 1552 anders formuliert. Der fol-
gende Abschnitt in Württ. LO 1552 beruht auf RPO
1548 § 1, 1.

19- 19 Württ. LO 1552: das sie die.

20- 20 Württ. LO 1552: kraft, macht und dergleichen
frevenliche schwier und flüche gentzlich vermeiden
und sich derselbigen enthalten und darneben auch
zum getrewlichsten vermanen zu bitten, das der
Allmechtig solch groß übel der gotslesterung,
schwüre und fiüche von dem christlichen Volk.

fertige wort, welche ohne mittel 21 wider Got, sein
allerheiligste mentscheit oder die heiligen sacra-
menta semd, außgiessen und er dessen bezeugt
würd, der soll alsobald von unsern amptleuten zu
gefenknus eingezogen, ftir peinlich gericht gestellt
und nach gelegenheit und grosse der mießhandlung
an seinem leib und leben gestrafft werden 21a. Dern-
halben auch unser ernstlicher bevelch und mainung,
das ein jetweder, der solche grausame gottleste-
rungen hört, bei seinen pflichten, damit er uns
verwant 22, jeder orten unsern amptleuten anzeige
und zu wissen tue, damit clie gestrafft und gewehret
werden. Da aber einer oder mehr dergleichen ge-
hört und unsern amptleuten nit angezeigt hette,
der oder dieselben sollen auch als mitverhenger 23
der gotteslesterung an leib oder gut hertiglich ge-
strafft werden.

24Wurden dann unsere amptleut dergleichen
gotslesterer erfaren und doch etwan auß gab,
schenk, gunst, freundschaft oder dergleichen under-
drucken, verhelen und ungestrafft hingehen lassen,
gegen denselben Avollen wir dermassen ernsthche
straffe fürnemen, damit unser mißfallen darin
scheinbarlich gespürt werde.

Zum dritten wollen wir hiemit ernstlich, welcher
oder welche unsere undertanen und angehörige al-
lein aus ringem gemut und boser gewonhait ungefar
schwert, flucht, oder sagt bots oder 25 Gots macht,

20a Württ. LO 1552 Bl. 3b (nach RPO 1548, § 1, 2): +
und gwalt. - Nicht bequem = unangemessen, un-
passend.

21-21 Ohne mittel = unmittelbar. Württ. LO 1552:
frevenliche, verächtliche lesterwort, on mittel ihm
oder. RPO 1548 richtig: in (= gegen) oder. Im fol-
genden ab „sacramenta“ frei nach Württ. LO 1552
(nach RPO 1548, §§ 1, 2. 4. 5).

2ia PolizeiO. 1583 sind neben der Todesstrafe Verstüm-
melung, Schlitzen der Zunge und Rutenausstreichen
genannt unter Berufung auf CCC Art. 106.

22 Die Eide, mit denen die Untertanen der Herrschaft
verbunden sind, besonders die Huldigung.

23 _ Verhänger, der etwas erlaubt, zugibt. ,,Helfer,
verhenger, verheler ist einer so from als der ander.“
(Luther, Grimm 12, 1, 527).

24 Die folgenden Abschnitte nach Württ. LO 1552,
Bl. 4a (nach RPO 1548, § 1, 6 und 2).

25 ,,Bots oder“ fehlt hier Württ. LO 1552. Botz ist
Euphemismus oder Parodie von „Gottes“.

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