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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0156
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13. Polizeiordnung 1558

so bißhero auß für witz und abergiauben zu solchen
wharsagern, 40teufelsbeschwerer und segner, hilf
und rat bei inen zu suchen, gelaufen, mit ernst ge-
warnt und ermant haben, das sie solich abgotisch
laufen und ratsuchen hinfürter abstellen und under-
lassen. Dann solte das nit beschehen und unser be-
velch hierinnen von jemanten uberschritten 40, der-
oder dieselbigen, mann- oder weibspersonen sollen
nach gelegenhait 41 mit dem turn oder anderer ge-
fenknus ernstlich gestrafft werden.

[5.] Vom ebruchen 42

Verner werden wir auch gründlich berichtet, wie
grewlich, schantlich und hochstrafflich laster des
eebruchs dermassen bei man- und weibspersonen,
jung und alten eingewürtzelt, das auch etliche
schantliche und gotlöse eebrecher und ehebreche-
rin solliches ires unerbarn, schantlichen und ab-
schewlichen wesens und lebens sich frei offentlichen,
als wolten sie inen das zu herlichen rhum und ehr
zumessen, berümen dorfen. Dardurch aber der al-
mechtig Got, alß das wider seine heilige zehen ge-
bot ist, hoch belaidigt und zu zorn bewegt würd.
Dernhalben, solliche offentliche buben und bubin 43
zu straffen undirem vermessigen, gotlosen mutwillen
zu begegnen, ordnen und wollen wir hiemit ernst-
lich:

So ein ehegemacht, weib oder mann, an dem an-
dern bruchig und ergrieffen oder sunst in ander weg
kuntlich gemacht wurd, das soll gefenkhch ange-
nomen, der mann in turn an den boden, das weib
in ire geburliche gefenknuß, und ir jedes vier Wo-
chen lang gelegt mit wasser und brodt, es were

e A: strafft.

40-40 Württ. LO 1552: zauberern und segnern laufen,
hiemit gnädiglich vermanet haben, das hinfüro zu
underlassen. Wo aber einer oder mer hierüber un-
gehorsam erfunden.

41 Württ. LO 1552: + ires übertrettens und irer per-
sonen halben.

42 13ies Kapitel ist in die EheO. 1572 erweitert aufge-
nommen worden (Nr. 19a, § 7). Vgl. Württ. LO
1552 (Bl. 9a) und RPO 1548, § 25, 2. Ab dem 2. Ab-
satz ist Württ. LO 1552 fast wörtlich übernommen.

dann, das clie gelegenheit das weibs andere not-
turftige underhaltung erfordern, gespeist und ge-
strafft Averden, auch der mann, so die ehe gebro-
chen, weder zu gericht, rat oder andern ehrlichen
amptern nit gebraucht, sonder, do er dergleiche[n]
triige, deren von stund an entsetz[t] sein und 44 das
weib, so die ehe gebrochen, zusampt den turnstraff
zu kemer hochzeit, ehrlichen dentzen oder gesell-
schaften nit geladen noch von unsern amptleuten
und bevelchabern gelassen werden.

Wa aber ein ehegemecht zum andernmal also des
ehebruchs straffbar erfunden, dasselbig soll ge-
fenklich angenomen, fiir recht gestelt, peinlich 45
beclagt und durch die richter 46ein halben stund an
deß halßeisen erkennt und darnach unserer herr-
schaft sein leben lang verwiesen 46, es würde dann
von uns erlaupt, darzu Avir uns doch, andern zu ei-
nem exempel, nit leichtlich gedenken bewegen zu
lassen.

47So dann ein ehegemecht, mann oder weib, wi-
derumb von uns begnadet, aber so leichtlich sein
und unbedacht der zweyen vorgehenden straffen
und begnadigung zum drittenmal in ehebruch fal-
len würd, die sollen nach gewisser erfahrung deß
ehebruchs gefenklich eingelegt, pemlich beclagt
und durch den richter zum todt, der man zum
schwert und das weib in einen sack zu erdrenken
erkent und verurteilt werden.

Gleichergestalt soll es mit der straff e gehalten
werden, da sich ein junger gesell mit einer ehe-
frawen oder ein junge dochter mit einem eheman im
werk der unkeuscheit verwurken 48 würden, und die
ledigen nit geringer dann die verehelichten gestrafft
werden.

43 Bube = Schurke, besonders bei Ausschweifung;
seine Partnerin ist die Bübin = Hure (Grimm 2,
460f. und 466).

44 Schluß des Satzes kürzer als in Württ. LO 1552.

45 = in einem Strafprozeß.

46-46 yvürtt. LO 1552: mit der urteil ein halb stund in
das halßeisen zu stellen erkennt [ = verurteilt] und
sein leben lang ausser unserm fürstentumb verwisen
werden, bei verlierung seines lebens.

47 Ab hier in Württ. LO 1552 (Bl. 9b und 10a) ausführ-
licher.

48 verwürken, verwirken = sich vergehen (Grirnm 12,
1, 2289).

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