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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0221
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b. Summarische Eheordnung 1572

von uns, unsern räten und amptsdienern nach ge-
legenheit und gestalt der sachen eerhche gesell-
schaften oder sonsten den jungen tantz zu halten
erlaubt würde, so solle roit wissen unserer ampts-
diener ein betagter b mann neben dem statt- oder
dorfsknecht auf deren, so denn tantz halten, costen,
zum tanz geordnet, die alle unordnung, Cunzimbhch,
ungeschickt springen, vertrehen, herumbwerfen,
schreyen c und ander unzucht abschaffen und gutte,
zuchtige ordnung erhalten.

Und da dann d einer oder mer sich dessen nicht
enthalten würde, sollen ime dieselbige verordnete,
dem oder dennen anfengchchs e in der güte under-
sagen, würde er aber sich dessen nit messigen, als-
dann ein halben gülden von ime zu straffen erfor-
dern und auch bald ohne einichen nachlaß oder ver-
zug empfahen und fürters in das almusen oder aber
denn heilgenpfleger geben, solchen zu zeit deß cate-
chißmi under die kinder durch die kirchendiener
haben ußzuteilen. Im fall er aber solchen halben
gülden nicht geben wolt der f zu geben hett, solle der
statt- oder dorfsknecht solchen alspald vom tantz
hinwegfüren, in turn legen und tag und nacht darin
legens und mit wasser und brot gestrafft werden h.

Wir wollen auch hiemit alle winkeldantz, wie et-
wan die bißhero in der scheuren und andern unge-
wonlichen 1 orten in der stille gehalten werden, gentz-
hchen verpotten haben, alß daraus gewonlichen
nichts gutts erfolgen tutt.

[7.] Von ehebruch und desselbigen straff
und ehescheidung a

Verners, nachdem wir befunden, das das greuhch
und hochsträffhch laster deß ehebruchs b bei viln
dermassen eingewurtzelt, das man sich dessen
gleichsam nicht mehr schewen, sondern wol offent-

b B: bedachter.

c_e B: untzucht, ungeschickt springen und schreien,
vertrehen, herumbwerfen.

d A: dann, B: da. PO 1583: da dann.

e PO 1583: + solches.

f So auch Langfassung A. Richtig: oder?

6 B: liegen lassen. D (wie Langfassung) und PO 1583:
ligen.

h Statt „gestrafft werden“ B: speißen. D: straffen
laßen. PO 1583 (wie Langfassung): speisen lassen.

hch berümen dorf, dem aber und zuvorderst Gottes
gerechtem zorn zu begegnen, ordnen und wollen wir
hiernit ernstlich, so ein ehegemecht, weib ocler mann,
an dem andern brüchig, das soll gefengklich ange-
nommen, der mann in turn an boden und das weib
in das narenheußlin und ir iedes vier wochen lang
darin mit wasser und brot cgespeißt und gestrafft 0,
auch zur zeit der erledigung ein iedeß in der kirchen
zu gebürhcher versonung und abbittung fürgestellt
werden, darzu die mannspersonn, so che ehe gepro-
chen, weder zu gericht, rät oder andern eeilichen
amptern gebraucht, sonder deren von stund an ent-
setzt sein, auch zu eerlichen gesellschaften und off-
nen zechen nicht mehr gelassen werden,

die weibspersonn zu vorgesetzter straff zu keiner
hochzeit, offenen täntzen, eerhchen gastungen oder
gesellschaft, es wer gleich wo es wolte, nicht berufft
oder geladen, auch darbei nicht gelassen werden.

Und welches also, mann oder weibspersonn, ietzt
uferlegte straff, das ist enthaltung eherlicher ge-
sellschaften, offnen zechen, gastungen, hochzeit
nicht halten würde, der iede soll, so oft das be-
schehe, acht tag in turn mit wasser und brot ge-
speißt und gestraft d, darzu zwen gülden zu straff zu
geben schuldig sein.

Würde aber ein ehegemecht zum andern mal edeß
ehebruchs straffbar e erfunden, dasselbig soll ein
halbe stund ins halßeisen gestellt und hernacher mit
rutten ußgehawen, auch sem leben lang unserer
graveschaft, bei verherung seines lebens, verwisen
werden.

So aber einiche personn uber empfangne zwo
straffen weiter in ehebruch fallen, so soll die mans-
personn enthaubt, das weib erdrenkt werden.

Gleichergestalt, da ein ledige personn mit ehe-
weibern oder ehemannen der unkeuscheit pflegen,
sollen dieselbige gleich wie die eheleut gestrafft
werden.

1 B: ungebuerlichen.

a Die PO 1583 hat statt der folgenden Kapitel einen
Abschnitt ,,Von hurerey, ehebruch und anderer
unzucht“ aus der KO 1582, das auf der EheO.
1572 (Langfassung) beruht (siehe S. 194-196).

b D: + leyder.
c~ c B: gestrafft werden.

d Statt ,,und gestraft“ in B: werden.
e“ e B: in ehebruch fallen und straffbar befunden.

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