Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0243
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
23. Kirchenordnung in Schillingsfürst his 157S

etc., hochlöblichen gedechtnus, durch den generalem
superintendenten Johannem Hartmannum nach
gememer gehaltener visitation uberantwortet und
zu brauchen bevohlen worden 2 und in der stadt
Oringen auch breuchlich.

Insonderheit aber helt er sontags und andere fest-
tage die ordnung: Sontags, wen das leuten ein end
hat und das volk nun beyeinander, singt man erst-
lich einen psalm oder geisthch hed, dem fürstehen-
den evangeho oder der zeit gemeß. Darnach volget
die collecta, drauf wird verlesen die gewönliche
epistel 3. Nach der epistel werden nacheinander er-
zelet die sechs hauptstuck christlicher lere 4, und
seinerszeit wurd auch drauf verlesen ein capitel aus
dem Syrach 5. Nach solchem singet man: Nun bitten
wir den H.Geist 6, oder etwas der zeit gemeß. Drauf
volget die predigt. Nach der predigt das gemem
gebet. Nach dem gemeinem gebett ein kurtz ge-
sang: Gloria Patri etc. 7 oder sunst dergleichen. Nach
dem gesang volget ein gebett und zum beschlues
der segen.

Sontages nachmittag helt der pfarrer den cate-
chismum. Do singet man ersthch ein gesang, zum
catechismo gehörig 8. Nach dem gesang volget die

2 Nach der Visitation, dem Examen in Öhringen 1556,
wurden die von Pythonius hesorgten Exemplare der
KO den Pfarrern übergehen (Nr. 7a, S. 90).

3 Kollekte = Gemeindegehet, Sehling 11, 188-194. —
Es wurde die „altkirchliche“ Epistel verwendet und
keine fortlaufende Lesung der Briefe, wie sie sich in
der Brand. KO 1533 (Sehling 11, 194f.) und in der
KO 1578 Kap. 2 findet.

4 Die Katechismusstücke.

6 Das apokryphe Buch Jesus Sirach war wegen seiner
Ratschläge zur frommen Lebensführung heliebt. Die
zehn Gehote und Sirach waren die Grundlagen für
die Unterweisung in der christlichen Ethik.

6 Luther, EKG 99.

7 Nach der VisitationsO. 1558 (Nr. 12 a, § 2) sollte den

Pfarrern ein Formular zugestellt werden. Das allge-

collecta. Nach der collecten stehen die ldnder oder
knien zum altar und sprechen dem pfarrer langsam
und deutlich nach die liauptstuck christlicher lere
sampt den gebetlein vor und nach dem essen. Item
wen man zu bette gehet und vom bette aufstehet,
wie es in dem catechismo Lutheri begrieffen 9.

Nach demselben stehen zwey kmder auf, so zür
schuel gehen und sagen die auslegung eines haupt-
stücks christlicher lere der ordnung nach, wie es in
Lutheri catechismo stehet. Darbey tuet der pfarrer
allen kindern und zuhörern eine vermanung, soviel
müeglich erzelte auslegung zu merken und sich dar-
nach zu richten. Aber dohm kans der pfarrer nicht
briengen, das die kinder, so nicht zur schuel gehen,
solche auslegung auch mochten von wort zu wort
erzelen lernen. Mues sich begnügen lassen, wen das
gemeine gesindlein 10 die hauptstuck christhcher
lere dem text nach einfeltig lernet und aufsaget.
Nach dem examine werden die küider sampt dem
volk auf ein kürtz gesang und getanes gebet mit dem
segen dimittiert. Die andere feiertage wird fast auch
diese ordnung gehalten, dan das der catechismus
nachmittag nit gehalten wird.

meine Kirchengebet (Fürbittengebet) aus der Württ.
KO 1559 (Bl. 82 b 83 a) wurde in die hohenl. KO 1578
Kap. 2 aufgenommen. - Das Gloria Patri ist alter
Bestandteil der Messe außer an Tagen mit Trauer-
charakter (RE 11, 547f.). Wackernagel 3, Nr. 1147
gibt verschiedene deutsche Strophen (Ehre sei dem
Vater).

8 Z.B. Dies sind die heiligen zehn gebot; Wir glauben
all an einen Gott; Vater unser im himmelreich (EKG
240, 132, 241, alle von Luther), siehe Seite 124,
Anm. 28.

9 Benedicite, Gratias, Morgen- und Abendsegen
Luthers (WA 30, 1, 392-396). Auch in KO 1578
Anhang 1 aufgenommen.

10 = die gewöhnlichen Leute bzw. Kinder, ohne ab-
wertenden Sinn.

227
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften