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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0279
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1. Kap. Yon cler Lehre

9 k. Und dann letzlichen dise hohenloische gegen-
wertige kirchenordnung 17.

I)och sollen hiemit die andern nützlichen bücher
den kirchendienern zu lesen nit verboten sein, als
die andern schriften Lutheri, Philippi, auch clie
bücher Pomerani, Brentii 18 und nützhche, reine
postillen 19 alter und newer theologen; allem das
sie [3] controversüs m allesampt nach dem obgesetz-
ten corpore n doctrmae verstanden und erklert wer-
den. Sovil aber die mancherley streitschriften, auch
die unreinen bücher der papisten, calvinisten,
widertaufer, °manicheer 20 etc., derer zu diser zeit
alle welt voll ist°, belanget, Pdieweyl es nicht eines
jeden einfeltigen und unerfarnen jungen mannes
ding ist, von denselben zu iudicirn und sich auß den
spitzfündigen controversiis zu explicirn wissen,
sollen sich die gemehren, ehifeltigen und unerfarnen
khchendiener, wie auch die zuhörer derselben ent-
halten, und vil weniger strittige rehgionssachen,
weil dieselben den gemeinen mami und oft die ein-
feltigen kirchendiener selbsten i nur hr machen und

111 Im Stuttgarter Ex. hs. gestrichen; fehlt KO 1688.
n Statt ,,dem obgesetzten corpore“ in D: der ob-
gesetzten norma (siehe oben Anm. 12).

0- 0 KO 1688: socinianer, syncretisten, enthusiasten

und anderer fanaticorum, deren irrtum teils schon
überhand genommen, teüs zu dieser zeit sehr über-
hand nehrnen wül.

Hs. Änderung im Stuttgarter Ex.: sollen selbige
cum iudicio von leerern und zuhörern gelesen wer-
den.

1- i In KO 1688 gekürzt.
r Fehlt KO 1688.

freyen wülen nicht rein.“ In FC II wurde Melan-
chthons Lehre in den Loci (seit 1535) verurteilt.
(BSLK 871, Anm. 3.) Im „Verzeichnis“ vom 4. Nov.
1581 heißt es dann: ,,... dieweil es aber mit gedach-
ter repetition augspurgischer confession und den
locis Philippi ein solche gelegenheit, wie im proto-
coll fol. 17 und 18 zu befinden, so vermeinet dem-
nach D. Jacob [Andreä], zank, zwitracht, auch kunf-
tige gefahr der khchen zu verhuetten, das ermelte
bucher außzulaßen, und man sich in disem ersten
capitel nach Gottes wort zum buch der concordien
bekennet, darin obgesetzte reyne bucher sambt
gruntlicher erklerung der strittigen articul begriffen.
Daruff ist verabschiedt worden, das man sich nach
der bibel und die 3 symbola simpliciter nur [!] uf die
augspurgische confession, wie sie anno etc. [15]30
kayser Carolo zu Augspurg ubergeben in der kir-
chenordnung referiren und solche pro corpore doc-
trinae halten solle.

zur erbawung der kirchen gan tz undienstlich, auf die
cantzel brmgen und darvon disputirn wollenP 21.

Der liebe und trewe Gott, vatter unsers herrn
Christi Jesu, wölle sich seiner kirchen hie bey uns
und anderstwo in diser letzten geferlichen zeit und
grundsuppen 22 der welt gnediglich erbarmen und
väterlichen annemen, und uns deß sehnlichen lieb-
reichen * 1 gebets seines sons, unsers einigen mitlers
und hohenpriesters, auch geniessen und teilhaftig
werden lassen, und durch seinen heiligen fridsamen
Geist in seiner einmal erkanten und bekanten gött-
lichen warheit, heiligem leben und bestendigem frid
und brüderlicher einigkeit erhalten,

und endlich das allgemein generalconcilium aller
heiligen, propheten, apostel und bekenner Gottes
in die omnium sanctorum 23 versamlen, und also
allen ketzereyen und dem ergerlichen hochsched-
lichen religionsgezenk, mitsampt allem toben und
wütten des Satans und der welt, durch desselbigen
seines sons letzte und herrlich zukunft ein verhofftes
und sehges end machen. Amen. [3 b]

Das Konkordienbuch von 1580, das Andreä einge-
führt haben wollte, enthält die BSLK gebrachten
Schriften, zu den in vorliegender Ordnung aufge-
zählten Bekenntnisschriften zusätzlich die Konkor-
dienformel. Sie wurde 1579 von den Pfarrern und
gelehrten Schulmeistern unterschrieben (vgl. Nr. 30),
dennoch erlangte sie im 16. Jh. in Ilohenlohe keine
Bedeutung als Bekenntnisschrift.

17 Die Kirchenordnung sollte eine Bekenntnisschrift
sein, obwohl sie kein Bekenntnis wie die Württ. KO
1559 enthielt.

18 Philipp Melanchthon - Johannes Bugenhagen
(1485-1558, geboren in Wollin in Pommern, RGG 1,
1504) - Johannes Brenz (1499-1570, RGGr 1, 1400f.).

19 Postille = die Erklärung eines Predigttextes in
Ilomilieform, dann ein Jahrgang von Predigten über
die Perikopen (RGG 5, 477f.).

20 Manichäer waren die Anhänger der von Mani (j" wohl
276) gegründeten gnostischen, dualistischen Reli-
gion (RGG 4, 714-722). In der Konkordienformel
(Art. 1 u. 2) wurden nach dem Sprachgebrauch vor-
hergehender Streitschriften die Flacianer wegen
ihrer Lehre von der vollständigen Verderbtheit der
menschlichen Natur Manichaei genannt. (BSLK
844, Anm. 1; 845, Anm. 1 und Register.)

21 Dieser Abschnitt wurde auf Grund von Andreäs Ur-
teil in der KO 1582 (Nr. 32, Teil A) geändert.

22 Grundsuppe, eigentlich Bodensatz, letzter schlech-
ter Rest, ,,in zeitlicher Hinsicht mit negativem Ac-
cent“ gebraucht; vgl. Luther, WA 36, 482 (Grimm
4, 1, 6, 912f.).

23 Mit Allerheiligentag wird hier das jüngste Gericht
bezeichnet.

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