Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0328
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
25. Kirchenordnung 1578

jemand new geboren werd auß dem wasser und
Geist, so kan er in das reich Gottes nicht kommen.
Nun sollen wir ja allen fleiß ankeren, daß wir in das
reich Gottes kommen; denn der Herr spricht Matthei
am 6. [33]: Suchet zum ersten das reich Gottes. Und
er heist uns auch darumb bitten und sprechen: Zu-
komme a dein reich. Darumb ist uns hoch von nöten,
daß wir b der newen geburt fleissig warnemen; denn
ohn dieselben können Avir rdcht in Gottes reich
kommen.

Ir solt aber nicht gedenken, meine liebe kindlein,
wenn wir von der newen geburt reden, daß wir es
also meinen, daß ein mensch widerumb in seiner
mutter leib sol kriechen und also noch einmal geborn
werden, wie er vor geborn ist 1; denn das were
nerrisch zu gedenken. Sonder wir memen ein geist-
liche geburt, das ist, ein inwendige verenderung und
vernewerung des gemüts durch den Heiligen Geist,
also daß ein mensch [181b] ein gantz newen, guten
christlichen sinn gewinne, den er von natur nicht ge-
habt hat. Und solche newe geburt muß geschehen
durch das wasser der taufe, welche der heilig Paulus
nemit [Tit 3, 5] ein bad der widergeburt, darumb
daß uns in der taufe die sünd vergeben und der
Heilig Geist als den lieben kindern Gottes einge-
gossen wird, auf daß wir also in der tauf durch die
wirkung des Heiligen Geists wider geborn werden

a In Stuttgarter Ex. hs. Zufügung: uns. (Entspre-
chend KO 1578 Kap. 4, KO 1688.)
b In Stuttgarter Ex. hs. Zufügung: uns.
c In Braunsbacher, Neuensteiner, Buppertshofener
Ex. hs. Zufügung: geistlich.

In Stuttgarter Ex. hs. Änderung: und lauten die-
selbe alßo.

e Bei Zitat in Stuttgarter Ex. hs. Änderung nach
KO 1578 Kap. 4.

1 Joh 3, 4.

2 Brand. KO 1533 (Sehling 11, 267): dieselbigen.

3 = langsam und leise.

4 Brand. KO 1533 (zweimal): + werden.

Wie lauten die wort, damit die h. taufe von Christo
ist befohlen und eingesetzt worden? 1

Der herr Jesus sprach zu seinen jüngern: Mir ist ge-
geben [...] verdampt werden.

Wodurch wird ein sündiger mensch zum reich Gottes
new geborn?

Das zeiget Christus an Joh. am 3. cap. [3], da er
spricht: Es sey dann, daß jemand new geboren werde

und ein new c wesen und leben uberkommen, dar-
durch wir, wenn wir anders darin bestehen und
bleiben, in das reich Gottes kommen und ewiglich
selig werden.

Darumb, meine liebe kindlein, solt ihr mit allem
fleiß warnemen eurer tauf und fleissig lernen, was ir
für grosse gaben und woltat von dem herrn Christo
in der tauf habt empfangen, auf daß ir im darumb
danket, euch selbs in aller not damit tröstet und
fleiß ankeret, daß ir im nachkommet und tut alles,
was ir in der tauf bewilliget und bezeuget habt.

Auf daß ir aber das dester baß könt tun, so höret
und lernet mit fleiß die wort des herrn Christi, mit
den er die tauf befolhen und eingesetzt hat, dund
sprecht mir die 2 fein gemach und heimlich 3 nach,
daß ihrs merken und daheim auch fein nachsagen
könt d.

Das sind die wort des Herrn zu seinen jüngern
[Mt 28, 19; Mk 16, 16]:

Gehet hin und leret alle völker und taufet sie im na-
men des Vaters und des [182] Sons und des Heiligen
Geists. Wer da glaubet und getauft wird, der wird
selig 4. Wer aher nit glaubet, der wird verdampt e 4.

Mit disen worten hat unser lieber herr Christus die
tauf befolhen und eingesetzt, dardurch wir sollen
zum reich Gottes new geboren werden.

auß dem wasser und Geist, so kan er in das reich Gottes
nicht kommen.

Warumb müssen wir aber widergeborn und getauft
werden ?

Daß geschicht darumb, daß wir in der ersten geburt,
da wir von vatter und mutter geborn sind, alle mit-
einander in sünden geborn sind und haben die sünd mit
uns auß mutterleib gebracht.

Was heist und ist die newe geburt?

Es ist eine geistliche geburt, das ist eine inwendige
verenderung und vernewerung deß gemüts durch den
Heyligen Geist also, daß ein mensch ein gantz newen
guten, christlichen sinn gewinne, den er von natur
nicht gehabt hat.

Wodurch geschicht solche geistliche newe geburt?

Durch das wasser der taufe, welche der JI. Paulus
nennet [Tit 3, 5] ein bad der widergeburt, darurnb, daß
uns in der taufe die sünde vergeben und der IJ. Geist
als den lieben kindern Gottes eingegossen wird.

1 Mt 28, 18-20; Mk 16, 16. Wörtlich wie in KO 1578

Kap. 4, S. 276.

310
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften