Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0329
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Katechismuspredigten

Ir solt aber allen fLeiß ankeren, daß ir dise wort
nit allein sprechen könt, sonder auch, daß ir es fein
verstehet, wie sie Christus der Herr gemeinet hat,
und, wenn man euch darumb fraget, daß ir könt
antwort geben und zu seiner zeit ewere kindlein
auch leren, wie man euch jetzt leret. Denn es ist ein
grosse schand vor Gott und der welt, wenn sich
jemand rhlimet, er sey ein christ, darumb daß er
getauft ist, und weiß noch nicht, was die taufe ist
oder bedeutet, so doch all unser glaub und leben sich
nach der taufe richten soll.

Wolan, meine lieben kindlein, auf daß ihr ja die
taufe recht und woi verstehen lernet, so solt ir zum
ersten fleissig merken, daß uns unser lieber herr
Jesus Christus neben der predig des evangelions
drey f besondere und unterschiedliche sacrament
oder heilige bundszeichen hat eingesetzt und ver-
ordnet, durch welche er mit uns in seinem namen
lest handeln, auf das wir 5 festiglich glauben und ge-
wiß sein, daß wir die seyen, den das evangelion ver-
meint und geschickt [182 b] ist, und daß wir das
alles gewißlich haben, darvon das evangelion saget.
Das erste ist die taufe, dardurch wir zum newen
himlischen leben new geborn und zu christen 6 an-
genommen werden. Das ander sist der gewalt der
schlüssel, dadurch wir von sünden, darein wir nach
der taufe fallen, wider entbunden werden. Das
dritts ist das heilig abendmal des Herrn, dadurch
wir täglich gespeist, getröst und im evangelio ge-

f In Änderung der KO 1581 heißt es (fast wörtlich
wie Protokoll 1581 Art. 36): Ob nun wohl die h.
absolution von den kirchenlehrern auch ein
sacrament genant wurt, jedoch weyl eigentlich
sacramenta heyßen, die eußerliche element und
zeichen nehen dem wort Gottes haben, welches in
der h. absolution nicht ist, so were dise predigt
nach dem catechismo zu regulirn, da nur zwey
sacrament, nemblich die h. tauf und das h. abent-
mal gesetzt werden. Darauf haben heyde her-
schaft bevolhen, das solche nach dem catechismo
geendert werden soll. In Braunsbacher, Blpers-
heimer, Langenburger, Öhringer, Neuensteiner,
Stuttgarter, Ruppertshofener Ex. hs. Änderung:
zwei. KO 1688: zwey.

In den genannten 7 Ex. gestrichen. Fehlt KO
1688.

h~ h In Braunsbacher, Elpersheimer und Stuttgarter
Ex. gestrichen. Fehlt KO 1688.

8 Brand. KO 1533: + mögen.

sterket werden, auf daß wir im newen leben auf-
wachsen und zunemen, biß wir ein volkommen mann
werden, der da sey in der masse des volkommen al-
ters Christi, Ephes. 4 [13].

Denn das solt ihr, meine liebe kindlein, wissen,
daß es gar nicht taug, wenn einer das evangelion ge-
hört und glaubet hat, daß er wolt dahin gehen und
sich lassen bedünken, er wer ein christ und hette
auch teil an allem dem, das im evangelio verkündi-
get wird. Denn ein solchs gedunken ist kein rechter
glaub, kan auch in den grossen schweren anfechtun-
gen nicht bestehen, sonder er muß gewisse wort und
werk Gottes haben, daran er glaube und wisse, daß
er ein christ worden sey, das ist, er muß getauft
sein. Denn wer getauft ist, der mag wol sprechen:
Ich laß michs nit bedunken, sonder ich weiß fürwar,
das ich ein christ worden bin; denn ich weiß, das ich
getauft bin. Nun ist die tauf von Gott eingesetzt,
und der mich getauft [183] hat, der hat sein befelch
von Gott gehabt. Darzu bezeuget der Heilig Geist,
wer getauft sey, der hab Christum angezogen. Das
ist denn ein rechter glaube, der wider alle porten
der hellen 7 bestehen kan, dieweil er allenthalben
Gottes wort und werk fiir sich hat und darf gar
nichts auf sein eygen gedunken bawen. Und eben
clise gestalt hat es auch h mit den schlüsseln und h
mit dem abendmal des Herrn, wie ir hernach hören
werd.

Weiter solt ir nun auch fleissig lernen verstehen,

6 Statt ,,zu christen“ in Brand. KO 1533: in die

christenheit. 7 Mt 16, 18.

Ist die h. taufe ein sacrament? Ja.

Wievil sind sacrament und warumb sind sie einge-
setzt?

Zwey: Das erste ist die taufe, dadurch wir zum
newen himmlischen leben newgehorn und zu christen
angenommen werden. Das ander ist das h. abendmal
deß Herrn, dadurch wir täglich gespeiset, getröstet und
im glauben und evangelio gesterkt werden, auf daß wir
im newen leben aufwachsen und zunemen, biß wir ein
volkommen mann werden, der sey in der masse deß
volkommenen alters Christi, Ephes. 4 [13],

Was ist die heylige taufe?

Die taufe ist nit allein schlecht wasser, sondern ist
ein wasser, in Gottes gebot gefasset und mit Gottes
wort verbunden 2; darumb wirket sie auch an uns alles
das, darzu sie Gott hat eingesetzet.

2 Aus Luthers Kleinem Katechismus.

311
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften