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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Franz, Gunther [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0331
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Katechismuspredigten

die liebe Gottes in unsere hertzen geust, kdamit wir
denn Gottes gebot können halten k, wie Petrus be-
zeuget und spricht in Geschichten am 2. capitel
[38]: Last euch taufen, so werdet ir empfahen die
gabe des Heiligen Geistes.

Zum dritten wird uns die gerechtigkeit Christi ge-
schenket und gantz und gar zu eygen geben, daß
wir uns derselben mögen amiemen und uns drein
kleiden, als hetten wirs selbs getan, wie Paulus leret
zun Galatern am 3. [27] und spricht: Wieviel ewer
getauft sind, die haben Christum angezogen.

Zum vierten werden wir durch die tauf mit
Christo zu gleichem tod begraben 10, auf das, wenn
wir leiden und sterben, wie Christus gelitten hat
und gestorben ist, daß die sünd in uns dadurch ver-
trieben [185] und außgereut werden. Denn wer sich
taufen lest, der bewilliget, daß er mit Christo ster-
ben wölle, auf daß er von der sünd ledig werde, und,
wen Gott taufen lest, dem saget er auch zu, daß er
des leydens Christi soll teilhaftig werden; das ist,
sein leyden soll heilig und nütz sein, wie das leyden
Christi und nicht schedlich und verdamlieh, wie des
Judas 11 und anderer gottlosen menschen leyden ist.

Auß dem allen könt ihr nun, meine liebe kindlein,
fein verstehen und merken, warumb die tauf ein bad
der wddergeburt heist und wie wir in der tauf new
geborn und gantz verendert werden. Denn wer ein
sünder ist, der muß sich vor Gottes zorn und vor der
ewigen verdamnuß förchten und hat also weder
fried noch rhu in seinem gewissen. Wenn im aber
sein sünd in der tauf vergeben werden und er glau-
bets, so wird er durch den glauben gerecht, hat
friede mit Gott und ist frölich und sicher, daß Gott
nicht mehr mit ihm zürnet und er umb der sünden
willen nicht mehr verdampt muß werden. Das ist

k k In Elpersheimer Ex. gestrichen.

1-1 In Elpersheimer Ex. gestrichen.

10 Röm 6, 3f.

11 Mt 27, 5; Apg 1, 18f.

12 Brand. KO 1533 am Rande (Sehling 11, 269): + Joh.
8 [34],

Was verheist und übergibt uns Gott der Herr für
güter und woltaten in der taufe?

Zum ersten wird uns in der taufe die sünde vergeben,

aber ja ehi grosse verenderung und vernewerung
des inwendigen menschen.

Deßgleichen, wer ein sünder ist, der ist auch der
sünde knecht 12 und unter die sünd verkauft, tut
nicht das gut, das er will, sonder das böß, das er
nicht wil, das tut er, wie Paulus Roma. 7 [19] sagt,
und kan ihm [185 b] selbs nit helfen noch sich der
sünd erwehren. Wenn im aber der Heilige Geist in
der tauf geben wird, so geust er clie liebe in sein
hertz, 1 darnit er Gottes gebot erfüllet 1, macht ihn
frey von der sünden gewalt und hilft ihm, daß er
wider die süncl streiten und widerstancl tun kan.
Das ist denn auch ein sehr grosse verenderung und
vernewerung des inwendigen menschen.

Denn das solt ir, meme liebe kindlein, gewißlich
wissen und festiglich giauben, daß keines Juden
oder Türken kind, das nicht getauft wird, den Heili-
gen Geist hat, können auch Gottes wort nicht ver-
stehen noch fromb sein. Darumb solt ihr Gott von
hertzen danken, daß er euch durch ewere eltern zu
der tauf hat lassen bringen. Denn wenn ir an Chri-
stum glaubt und sein wort gern höret, so ist es ge-
wiß, daß ihr durch die tauf den heiligen Geist habt
empfangen.

Weiter, wer ein sünder ist, ob er schon den IJeili-
gen Geist hat, der ihm wider die süncl hilft streiten,
so wird er dennoch je zu zeiten uberwunden und
fellet wider in sünde; und wenn er gleich allweg den
sieg behielt, so ist doch das ein grosser mangel, das
er ungern fromb ist und im so sawer wird. Darumb
muß er immerdar förchten, er werd sich der sünde
nit können erwehren oder, wenn er sich schon er-
wehre, so sey doch sein frömbkeit zu schmal und zu
unvolkommen, daß er darmit vor Gottes gericht
nicht bestehen könne, wie [186] denn in der warheit

wie Petrus lehret, Act. 2 [38]. Zum andern wird uns
der PI. Geist gegeben, der die liebe G-ottes in unsere
hertzen geust, damit wir dann Gottes gebot können
halten, Act. 2 [38]. Zum dritten v rird uns die gerechtig-
keit Christi geschenket und gantz und gar zu eygen
geben, daß wir uns derselben mögen annemen und uns
drein kleyden, Galat. 3 [27]. Zum vierten werden wir
mit Christo zu gleichem tod begraben; dann wer sich
taufen lest, der bewilliget, daß er mit Christo sterben
wolle, auf daß er von der sünd ledig werde. Und wen
Gott taufen lest, dem sagt er auch zu, daß er deß ley-
den Christi soll teilhaftig werden.

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