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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0332
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25. Kirchenordnung 1578

vor Gottes gericht niemand mit seiner eygen gerech-
tigkeit bestehet. Wenn im aber in der taufe die ge-
rechtigkeit Christi zugerechnet und geschenkt wird,
so kompt er dieser sorge aller ab; denn er weiß, daß
er Christum hat angezogen und sein gebrechligkeit
mit der gerechtigkeit Christi zugedeckt. Darumb
setzt er fürohin sein vertrawen nicht auf sehie
frömbkeit, sonder auf Christum allein, das ist aber
ja auch ein grosse verenderung und verneAverung
des inwendigen menschen.

Und zum letzten: Wer ein sünder ist, der förcht
sich und ist ungedultig in allem leyden; denn wenn
das leyden daher fellet, so gedenkt er, Gott zürne
mit im und wölle ihn umb seiner sünde willen
straffen, hie zeitlich und darnach dort ewiglich.
Darumb kan er im leyden weder mannlich noch
gedultig sein. Wenn er aber in der tauf zu gleichem
tod mit Christo begraben ist und hat das zusagen,
daß ihm keinerley leyden soll schaden, als wenig es
Christo geschadet hat, sonder soll ihm nütz, gut und
dienstlich sein zur außreutung der siinde und zum
eingang in die ewigen herrligkeit, so wird er gedultig
und frölich im leyden, ja er rhümet sich auch des
leydens. Das ist denn abermals ein grosse verende-
rung und vernewerung des inwendigen menschen.
Und wenn er also in diesem glauben verharret biß
an das ende, so [186b] wird ihn Gott vom tod wider
auferwecken und unsterblich machen, daß er mit
Christo ewiglich lebe; und alsdenn so ist der mensch
gantz und gar new worden an seel und leib. Darumb

m-m jn Stuttgarter Ex. hs. Änderung (wie KO 1578,
Kap. 4): Wer da... selig.

n Im Stuttgarter Ex. hs. Zufügung (nach Luther):
im waßer. Entsprechend bei der Wiederholung:
+ Gottes im waßer.

0 Im Stuttgarter Ex. hs. Änderung (nach Luther):
gerecht und. Ehenso bei der Wiederholung.

13 Die folgenden Pragen und Antworten aus Luthers

Kleinem Katechismus werden anschließend vdeder-

holt.

Woher hat die h. taufe ihre kraft, wirkung und nutz?

Unser herr Christus spricht: Gehet hin und lehret
alle völker und taufet sie im namen deß Yatters, Sons
und LI. Geistes, wie wir vor gehöret haben. Umb dieses
befelchs willen wirket die taufe kräftiglich an uns als
ein werk- Gottes. Dann wir werden in Gottes namen
getauft; das ist dann soviel, als taufte uns Gott selbst.

Wann sich ein mensch taufen lest, was bekennet,
bittet und bewilligt er?

nennet der herr Christus im evangelio [Joh 3, 3] die
auferstehung von toten auch ein newe geburt. Das
alles wirkt die tauf an uns, wenn wir nur glauben.
Darumb hat Christus gesprochen [Mk 16, 16]: mWer
glaubt und tauft wird, der wird selig werden m. Wer
aber nicht glaubet, der wird verdampt werden.

Darumb, meine liebe kindlein 13, merket mit fieiß
die frucht der tauf. Denn sie wirkt vergebung der
sünden, erlöst vom tod und Teufel und gibt die
ewige seligkeit allen, die es glauben, wie die wort
und verheissung Gottes lauten.

Wenn aber jemand wolt sprechen: Wie kan das
wasser solche grosse ding tun? So ist das die ant-
wort: Das wasser tuts freylich nicht, sonder das
wort Gottes, so mit und bey dem wasser ist, und der
glaub, der solchem wort Gottes 11 trawet; denn on
Gottes wort ist das wasser schlecht wasser und kein
taufe. Aber mit dem wort Gottes ist es eine tauf,
das ist, ein gnadenreich wasser des lebens und ein
bad der newen geburt im Heiligen Geist, wie S.Pau-
lus saget zum Tito am dritten capitel [5-8]: Gott
macht uns selig durch das bad der widergeburt und
ernewerung [187] des Heiligen Geistes, welchen er
außgossen hat uber uns reichlich durch Jesum Chri-
stum, unsern heyland, auf daß wir, durch desselbigen
genad gerechtfertiget °, erben seyen des ewigen
lebens nach der hoffnung. Das ist gewißlich war.

Ihr solt euch auch fleissen, meine liebe kindlein,
daß ir also lebet, wie ir in der taufe habt zugesagt
und wie die taufe bedeutet. Denn die taufe bedeut,

Er bekennet, er sey ein sünder geborn und die sünde
sey sein herr, also, daß er von im selbst nicht fromb
werden könne, sondern Gott müsse im darzu helfen.
Darumb kompt er zu der taufe und sucht hülfe und
rat, bittet zum ersten, daß im Gott die sünde wolle
vergeben, darnach, daß er ihm der sünden auch wolle
abhelfen, wie ein arzt einem kranken seiner krankheit
abhilft. Dagegen muß er dann bewilligen und zusagen,
daß er der sünden mit allen seinen kreften widerstand
tun und gerne leiden wolle alles das, das ihm Gott zu
leiden aufleget, ja, daß er zuletzt auch gar sterben
wölle, auf daß ihm geholfen werde, daß er der sünden
abkomme.

Wodurch Avird der mensch auf seiner seiten der kraft
und wirkung der heyligen taufe teilhaftig?

Durch den glauben. Darumb hat Christus gespro-
chen: Wer da glaubt und getauft wird, der wird seelig
werden. Ybr aber nicht glaubet, der wird verdampt
werden.

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