Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0344
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
25. Kirchenordnung 1578

prüfet. Denn Paulus spricht [1 Ivor 11, 31 f.]: Wenn
wir uns selbs nit richten oder urteilen, so werden wir
von clem Ilerrn gericht, doch allein darumb, daß
wir nicht verdampt werclen. Denn [200 b] wer sein
sünd nicht erkennen will, den richtet und straffet
Gott mit mancherley plagen so lang, biß er zuletzt
bekennen und berewen muß, claß sie im werden ver-
geben.

Ir solt euch auch priifen, ob ihr möcht tun, was
euch Christus heist, und glauben, was er sagt, deß-
gleichen, ob ihr ewerm nechsten möcht vergeben,
was er wider euch getan hat, und ihn umb Christi
willen lieb haben; denn wenn ihr das tut, so empfa-
het ihrs wirdiglich.

Wer es nun also empfehet, der empfehet es zum
ewigen leben, denn er empfehet nicht allein den leib
und das blut Pin seinem mund und leibP, sonder er
glaubt auch dem wort Christi, daß der leib Christi
fiir ihn geben und sein blut zur vergebung seiner
siinden vergossen worden sey. Wer aber also glaubet,
der isset und trinket den leib uncl das blut Christi
auch geistlich. Und darvon hat Christus gesagt,
Johannis am sechsten [56]: Wer mein fleisch isset
und mein blut trinket, der bleibt in mir und ich in
ihm. Wenn wir nun 8 durch den glauben in Christo
sein, so mögen wir das abendmal brauchen, so oft

In Braunsbacüer und Ruppertshofener Ex. hs. Än-
derung: Christi durch die mittel brots und weins
mündlich.

8 So Brand. KO 1533 (Sehling 11, 278). A (KO 1578):
nicht.

9 = bloß.

10 Statt ,,er werd“ in Brand. KO 1533: es werd frucht.

11 Joh 15, 5f.

Welcher gestalt soll man sich selbst prüfen?

Wir sollen bedenken, daß wir sünder seyn und wol
bedörfen, daß Christus sein leib für uns gegeben und
sein blut für uns vergossen habe; das ist dann recht
geprüfet, 1. Cor. 11 [28f.]. Wir sollen uns auch prüfen,
ob wir mögen tun, was uns Christus heist, und glauben,
was er saget, deßgleichen, ob wir unserni nechsten
mögen vergeben, was er wider uns getan hat, und ihn
umb Christi willen lieb haben.

Welche empfahen das h. abendmal wirdiglich?

Welche sich gemeldter gestalt prüfen, die empfahen
es wirdiglich und zum ewigen leben.

Auf wievielerley weise wird von den wirdigen der leib
und das blut Christi gessen und getrunken?

wir wöllen, und also für und für je lenger je mehr
getröst und gesterkt werclen, daß Christus unser
sünd bezalt hab und in uns sey und bleib, und wir in
ihm.

Denn dieweil wir durch die tauf in Christum [201]
gepflantzet sincl und in im bleiben, wachsen, zu-
nemen und im gleich werden sollen, so taug es nicht,
daß wir uns schlecht 9 wolten dünken lassen, wir
stünden fest und nemen im glauben und in der liebe
zu, sonder wir sollen da auch Gottes wort und werk
haben, darauf wir vertrawen und darbey merken,
daß wir also zunemen. Das wird uns aber im abend-
mal fürgetragen. Denn so uns Christus sein fleisch
zur speise und sein blut zum trank gibt und also
kreftiglich anzeiget, daß er in uns will bleiben, uns
sterken und zum ewigen leben erhalten, so mögen
Avir fest darauf glauben und trawen, er werd 10 in uns
würken uncl uns geistliche kraft und macht geben,
daß wir zunemen und nicht verschmachten noch
verdorren, sondern wie reben an dem weinstock
saftig, grün und fruchtbar bleiben, daß wir nicht in
das fewver geworfen werden 11. Ein solcher glaub, der
kan denn bestehen in allen nöten, denn er hat Gottes
wort und werk allenthalben für sich.

Und das ist, meine liebe kindlein, der einfeltig,
gemehi und recht verstand der wort des abendmals

Wer es wirdig empfehet, der empfehet nicht allein
den leib und das blut Christ-i in seinen mund oder leib,
sondern glaubt auch dem wort Christi, daß der leib
Christi für in gegeben und sein blut zur vergebung
seiner sünde vergossen worden sey. Wer aber also
glaubt, der isset und trinket den leib und das blut
Christi auch geistlich.

Was hat das h. abendmal für kraft und wirkung bey
allen denen, die es wirdiglich empfahen?

So uns Christus sein fleisch zur speise und sein blut
zum tranke gibet und also kräftiglich anzeyget, daß er
in uns wil bleiben, uns sterken und zmn ewigen leben
erhalten, so mögen wir vest drauf glauben und trawen,
er werde in uns wirken und uns geistliche kraft und
macht geben, daß wir zunemen und nicht verschmach-
ten noch verdorren, sondern wie die reben an dem
Aveinstock saftig, grün und fruchtbar bleiben, daß Avir
nicht in das fewer geworfen werden, Johan. 15 [5 f.].

Wer empfehet das h. abendmal umvürdig, und was
haben die unwürdigen zu gewarten?

Das lehret S. Paulus und spricht: Der mensch aber
prüfe sich selbst-, und also esse er A ron disem brodt und
trinke von disem kelch. Dann wer unwürdig isset und
trinket, der isset und trinket ihm selbst das gerichte,
damit, daß er nicht untei’scheidet den leib deß Herren.

326
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften