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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Franz, Gunther [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0359
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Vermahmmgen vom Abendmahl

und verdamnuß halben in tod hingeben hat, wie er
selbst Johan. 6 [51] von seinem fleisch sagt: Er
werde es hhigeben für das leben der welt. Und von
seinem blut im abendmal bezeugt er, es werd ver-
gossen werden (wie dann gleich am Cahrfreytag ge-
schehen ist) zu vergebung der stinden 21. Dieweil uns
denn Christus einen solchen herrlichen schatz der
warhaftigen, ewigen, himlischen güter in seinem
abendmal bescheiden und zur letz verlassen hat 22,
so last uns dieselben mit rechter 23 danksagung zum
öfternmal gebrauchen, damit wir dardurch also in
unserm glauben gesterkt werden, das wir alle an-
fechtung unsers eigen gewissens, des gesetzes, des
Teufels, ja auch den tod und hell uberwinden und
einnemen das erb des ewigen lebens. Das wöll uns
Gott allen verleihen durch Jesum Christum, unsern
herren. Amen. [219 b]

Die V. vermanung

Vom andern nutz des heiligen abenclmals

Wir haben aber am nechsten * 1 angefangen zu hand-
len vom nutz und frucht des heiligen abendmals und
angezeigt, das es fürnemlich zweierley nutz bey uns
schaffe. Erstlich sey es sehr dienstlich 2 zu sterkung
unsers christlichen glaubens von der vergebung un-
serer sünden und vom ewigen leben. Zum andern zu
fürderung eines gotseligen wandels 3. Vom ersten
haben wir am nehern mal gehandelt. Nun wöllen wir
jetzt vom andern lehren, nemlich, wie uns das sacra-
ment des nachtmals 4 zu einem inbrünstigen eyfer
bewegen soll, unser leben nach Gottes willen und

21 Mt 26, 28.

22 Bescheiden = beschieden, geschenkt; zur letz(e)
= als ein Andenken, Abschiedsgeschenk, besonders
für Abendmahl Christi (Grimm 6, 798 f.); verlassen
= hinterlassen (nach dem Tode).

23 Hofmann: + würd und.

1 = das letzte Mal, ebenso wie: am nehern mal.

2 Überschrift und Beginn bei Hofmann 1599 (S. 131):

Septima concio. De altera coenae dominicae utilitate

seu usu, scilicet de confirmatione et promotione piae

vitae.

Wiewol der nutz, den die rechten christen auß dem

heiligen nachtmal erholen, sehr reich und weit-

leuftig ist, jedoch so haben wir denselben umb kurt-

gebotten gehorsamlich anzurichten. Und damit wir
solches desto leichter vernemen, ordenlicher hand-
len und in die gedechtnuß tief einschliessen und
nimmer vergessen mögen, so wöllen wir die zehen
gebott für uns nemen, darin uns Gott alles guts be-
folhen und alles böses verbotten hat, und besehen,
wie gewaltig uns das nachtmal zum gehorsam Gottes
in allen sehien gebotten und zu einem gottseligen
leben in sonderheit anreitzt, treibt und anziindet.
[220]

Das erste gebott erfordert vier schöner tugenden,
nemlich einen rechten glauben, lieb und forcht
Gottes und die gedult in allerley trübsal. Wie uns
aber Gott durch das sacrament des abendmals als
durch ein sichtbarlichs wort die vergebung der sün-
den und das ewig leben darreiche und uns durch die
teuren unterpfand seines leibs und bluts als durch
einen göttlichen brief und sigel 5im gerecht- und
seligmachenden glauben erwecke, sterke und erhalte
und 5 seiner gnaden und huld vergwisse, das wir
nicht zweifeln mögen, die waren, himlischen güter,
so durch das evangelium verkündet werden 6, ge-
hören uns und einem jeden in sonderheit zu 7, das
hat Ewer Lieb 8 zuvor gehört. Dergleichen sollen wir
auch halten von den andern tugenden des ersten ge-
botts, clarzu uns das 9 abendmal sehr lustig und
willig soll machen, damit wir uns derselben tugen-
den mit grossem ernst und eyfer befleissigen.

Dann wer wolt den Gott nicht hertzlich lieben,
der uns arme, elende, verdampte sünder also hoch
geliebt hat, das er seinen eingebornen, allerliebsten
son umb unsertwillen hat sein leib und leben lassen
hingeben in tod 10, welches wir uns auß dem heiligen

zes, ordentlichen berichts wülen in zween puncten
underschieden: Nemlich, daß es sehr dienstlich sey.

3 Satz bei ITofmann: Und zu förderung im gottseligen
wandel.

4 „sacrament des nachtmals“ bei Hofmann: heilig
nachtmal.

5-5 Fehlt Hofmann.

6 Hofmann: + der welt.

7 Hofmann: + dieweil sie einem jeglichen durch den
rechten gebrauch deß heiligen abendmals zugeeig-
net, applicirt und ubergeben sind.

8 Anrede der Predigtgemeinde, Plural: Euer Liebden.

9 Statt „darzu uns das“ bei Hofmann: daß uns nem-
lich das heilig.

10 Ygl. Joh 3, 16.

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