Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0377
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
26. Kapitels- und Yisitationsordrmng 1579

bruedere Philips und Friderichs, gravcn von Hohen-
loe und herrn zu Langenburg etc.; sodan wir Agatha,
grevin von Hohenloe, geborne grevin von Tuwingen,
witwe; wir Wolffgang, grave von Hohenloe, erst-
bemelt, und wir Heinrich, herr zu Lymburg, des
Heiligen Römischen Reichs erbschenk und semper-
frey, als geordnete und ebenmeßig an dem kayser-
lichen cammergericht confirmirte vormündere des
auch wollgebornen unsers freundlichen, lieben sohns,
vetters und pflegsohns Georg Friderichs, graven von
Hohenloe und herrn zue Langenburgs * 1, urkunden
hiermit offentlich.

Wiewoll weiland die wollgeborne herren, herr
Ludwig Casimir und herr Eberhardt, graven von
Hohenloe und herrn zue Langenburg, gebruedere,
unsere freundliche, hertzgeliebte ehegemahel, herr
vatter, schwegere und vetter, christseliger und wol-
löblicher gedechtnus, in zeit Ihrer L. L. 2 lebens und
regierung, gleich nach reformirter und anrichtung
unserer wahren christenlichen religion augspurgi-
scher confeßionn neben der damals angestelter
kirchenordnung 3 auch eine sonderliche kirchenvisi-
tation, landsinspection und superintendentien mit
rat, zutun und guttachten des damaln gewesen
superintendentis 4, auch anderer theologen, kirchen-
diener und weltlicher räte verordnet, solche auch zu
etlichen malen furnehmen, im werk procediren und
exequiren laßen 5, so haben wir doch in zeit unserer
regierung und administration befunden, das in dem
gleich sowoll als in der kirchenordnungen in allen
articuln und dispositionen 3, nicht von einem ieden
der darzugehörige vleis gebraucht und solchen in-

a A: depositionen.

1 Aufzählung fast wörtlich wie in KO 1578, S. 245,
siehe auch die Stammtafel.

2 Ihrer beider Liebden. Die Grafen starben 1568 und
1570.

3 Durchführung der Reformation 1556 (Nr. 8); zur
KO von ca. 1556 siehe S. 116 f.

4 Johann Hartmann, Prediger und Superintendent in
Öhringen 1556—1574.

5 1556, 1558 und in der Neuensteiner Herrschaft 1571;
s. S. 119.

6 Es geht weniger darum, daß die Visitationsinstruk-

tionen nachlässig gehalten worden sind (wenn auch

die Herrschaft viel zu selten Visitationen befohlen

hatte), als daß durch eine neue Visitations- und
KapitelsO. die Nachlässigkeit und Ungleichheit in

structionen und ordnungen stracks nachgesetzt,
sonder mancher seinem selbst guttbedunken nach
darmit volnfahren, fahrleßig darinen erzeigt oder
auch woll gar underlaßen 6.

Weil aber solche ungleicheiten und unvleis mehr
schedlich dan nutzlich, und wir gehaben wöllen, das
auch in cliesen sachen und handlungen clie ritus
ecclesiae unserer ernewerten und nechstvergange-
nen [15]78ten jhars ausgangener und publicirter
knchenordnung gemes furgenomen, geubt und hier-
inen ebenmessig eine gleicheit gehalten wercle, uf
das sovil destoweniger aus aignen opinionen und
guttbedunken (Avie sich sonsten leichtlich zutregt)
verfurische irrtumb und secten in unserer grave-
schaft einschleichlen kenden 7, und uberdis beedes 8
die geistliche und politische ampter in einem chri-
stenlichen leben und wesen neben abstellung böser
laster und ufpflantzung des guten, aller zucht,
frombkeit und erbarkeit erhalten werde, so haben
wir ietzangeregte unserer freundlichen, hertzgelieb-
ten herren ehegemahel, vatter, schwegere uncl
vetter, milter gedechtnus angestelte superinten-
dents-, visitationsinstruction und Avas dergleichen
ordnungen mehr sind mit ratlichen bedenken, er-
meßen und guttachten unserer prediger 9 und ande-
rer kirchendiener und weltlichen räten revidirt, und,
was wir darinen nach gelegenheit jetziger zeit fur
defect und mängel befunden, auch darinen ver-
beßerungen nottwendig gewesen, ergentzen, addirn,
declarirn und alles nach lehr gottlichs Avort der heili-
gen apostolischen schrift, auch unserer genachbaur-
ten fursten und anderer stend unserer religion- und

Haltung der Kirckenzeremonien (entsprechend der
KO 1578) beseitigt werden sollte.

7 Zur Bekämpfung der „Sekten“, der die Einigung in
der Lehre durch das Konkordienwerk diente, hielt
man auch die einheitliche Haltung der Kirchenzere-
monien für notwendig.

8 beedes (beides) ... und = sowohl... als auch.

9 Eine VisitationsO. der (Irafen Ludwig Casimir und
Eberhard (VO 1558 gemeint?), die als unmittelbare
Vorlage diente, ist nicht bekannt. Dagegen wurde
die VO 1571 revidiert aufgenommen. Es ist das Be-
mühen zu beobachten, eine neue Ordnung nur als
Überarbeitung einer früheren anzugeben, um den
Anschein der „Neuerung“ zu vermeiden. — Der
Öhringer Superintendent Meder in Öhringen trug
den spezifischen Titel „Prediger“ im Unterschied zu
den Pfarrern und Diakonen. Vielleicht ist auch an
die Hofprediger gedacht.

359
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften