Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0412
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
27. Konsistorialordnung 1579

ben, sondern gelinde, nicht haderhaftig, nicht geitzig,
der seinem aigen hauß wol fürstehe, der gehorsame
kinder habe mit aller erbarkeit (so aher jemand seinem
eigen hauß nicht weiß fürzustehn, wie würd er die ge-
meine Gottes versorgen), nicht ein newling, auf das er
sich nicht aufblaße und dem lesterer in das urteil falle.
Er mueß aber auch ein guete zeugnus haben von denen,
die draußen seind, auf das er nicht falle dem lesterer in
die schmach und stricke.

So ermannet S. Paulus die eltesten der gemeine zu
Epheso [Apg 20, 28—31]:

So haht nun acht auf euch selbst und uf die gantze
herde, under welche euch der Iieilige Geist gesetzt hat
zu beschofen, zu weiden clie gemeine Gottes, welche er
durch sein eigen bluet erworben hat. Dann das weiß
ich, das nach meinem abschied werden under euch
komen grewliche wölf, die der herde nicht verschonnen
werden. Auch auß euch selhst werden aufstehn männer,
die da verkertte lehr reden, die iünger an sich zu zie-
hen. Darumb seit wacker und denket daran, das ich
nit abgelaßen hab drey jar, tag und nacht, einen jeg-
lichen mit trewen 18 zu ermahnnen.

Hie horstu 19, das uns, so bischofe, daß ist prediger
und pfarrher, berueffen seind und sein sollen, nicht
wurd bevolhen, gäns oder khüe zu hüetten, sonder die
gemeine, so Gott durch sein eigen bluet erworben hat,
das wir sie weiden sollen mit dem reinen wort Gottes,
auch wachen und zusehen, das nicht wolf, rotten und
secten 20 under die arme schaaff einreisen. Darumb
nennet ers ein kostlich werk. Auch für unser personn
sollen wir zuchtig und ehrlich leben, unser hauß, weib,
kind und gesind christlich halten und ziehen.

Bistu nun solches zu tun bereit, so sprich: Ja 21.
Dicat: Ja.

22 Da lege der prediger m und die andere diener deß

m-m Fehlt KO 1582.

11 A: hand.

0 ,,Last uns betten“ fehlt C.

a Auf Grund des Prot. 1581 Bl. 25a (der Beratung
mit Jakob Andreä) wurde in B das Kapitel von
Hyso geändert. Mit diesen Änderungen wurde es
wörtlich in KO 1582, Nr. 32, § C 4 übernommen.
Überschrift Prot. 1581: Von kirchendienern und
pfarrkindern, so falscher lehr und ihrtumbs halben
in glaubenssachen berüchtiget. KO 1582: Von fal-
sher lehr und irrtumbs halben in glaubenssachen.
b_b KO 1582: Da sich begeben solt, das von einem
kirchendiener ein gemein geschrey ausgangen oder
man sonsten deßen gewißen bericht hette, das er
unrein in der lehr were oder dieselbige heimblich
oder offendlich ausgehreitet, soll der superinten-
dens deßelbigen orts solches alsbald zu der regie-
rung dem superintendenten alda berichten [ *], der
es furters uns under unsern räten vermelden. Da-
ruf soll von uns derselbige verdechtige oder irrende
kirchendiener dennechsten vor unsere kirchen-

worts, so darbey seind m, dem ordinando die hende * 11
auf das haupt. Darnach spreche er also: 22
Last uns betten °.

Vatter unser etc.

Gebett

Barmhertziger Gott [... wörtlich wie KapitelsO. 1579
S. 376 f.] herschet in ewigkeit. Amen.

So gehe nun hin und weide die herde Christi, so dir
bevolhen ist, und sie woll zu, nicht gezwungen, sonder
williglich, nicht umb schandlichs gewinß willen, sonder
von hertzengrund, nicht alß der, so uber das volk
herrsche, sonder werde ein vorbilde der herde. So
würstu (wenn der ertzhirt erscheinen wurd) die unver-
welkliche kronn der ehren empfahen 23.

Benedicat tibi Dominus, ut facias fructum multum.
Amen.

Daruf folge die comunion nach außweißung der kir-
chenordnung 24. Und nachdem der ordinandus deß
abends zuvor oder deß morgens vor der predigt beich
gehört worden, soll er alßbaldcn auch deß Herrn abend-
mal empfahen und one dasselbe kein ordination ver-
richt werden.

Letzlich soll dem ordinato ein ofenthchs geschribens
testimonimn ordinationis gegeben und vom prediger
und andern ministris underschriben werden, das man
wiße, das er zum predigampt zugelassen und kein fal-
scher lehrer seie. Die form aber solches testimonii würd
der prediger jedesmals zu stellen wisen.

Titul 4

Von solcher lehr, derenhalben yemand bey
uns oder unserm consistorio berüchtig oder
verclagt würd a

bWann zwen oder mehr kirchendiener in der graf-
schaft in einem oder mehr articul c unserer wahrhaften

diener zu Oringew (denen wir, wann es uns fur
notwendig und ratsam ansehen wurd, unsern
superintendenten und etliche aus den räten zuord-
nen wollen).

(Bis [*] leicht erweitert aus Prot. 1581, auf das in
KonsistorialO. 1579 B zunächst verwiesen wurde.
In Prot. 1581 folgt nur ein kürzerer anderer Ab-
schnitt.)

c So D; A und C: articul. [is]; B: articuln.

18 Ordinationsformular (WA 38, 427): trenen. So auch
WA Deutsche Bibel 6, 501.

19 Ordinationsformular: höret ir. (Entsprechend auch
sonst.)

20 Statt „rotten und secten“ in Ordinationsformular:
und rotten.

21 ,,So sprich Ja“ nur in Lesart b des Ordinationsfor-
mulars (Bb ).

22-22 Ordinationsformular: Quinto, tunc impositis
manibus totius presbiterij super capita eorum, dicat
ordinator clara voce orationem dominicam.

23 1 Petr 5, 2-4. 24 KO 1578 Kap. 7.

394
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften