27. Konsistorialordnung 1579
geweßen und noch were, soll er von uns alßbald Sseiner
dienst (so er deren von uns hette) entsetzt und volgends s
auß dem land geschaft werden, auf das also die reine
und selligmachende lehr göttlichs worts altzeit vor den
irrigen schwarmgeistern durch Gottes gnadt und
vleissigs aufsehen bey uns erhalten und bewart und
auch uf unsere kinder und nachkomen gebracht wer-
den möge.
So oft auch sonsten ein kirchendiener, so 6 jemand
anderß auß der herrschaft undertannen in glaubens-
und religionssachen gewißens halben und discendi
gratia hey dem consistorio * 1 bericht suchen würde, soll
ime solcher nicht verweigert, sonder mit aller gebür
imd bescheidenheit mitgeteilt werden.
Titul 5
Yom bann 1
Hierinnen gibt unsere kirchenordnung genuegsame
maß und ordnung, weß sich die pfarherrn gegen iren
pfarrkinder, deßgleichen auch die superintendentes
speciales mit zutun der amptleut gegen den unhueß-
fertigen und ofentlichen lasterhaften menschen ver-
halten sollen. Uf das aber mit solcher kirchenstraff
nichts unordentlichs oder ungereumbts gesucht, sonder
solcher actus und process mit unsern genachtbauerten
fürsten, stenden khchendisciplin oder censur und ord-
nungen a correspondire und wir nichts hesonders oder
newes hahen, so declariren, setzen und ordnen wir hie-
mit, das nit allein bey unsern pfarrherrn, sonder auch
bei unserm consistorio nachvolgende ordnung darmit
gehalten werden solle:
Nemblichen so ein person, man oder weib, mit ei-
nem ofentlichen laster 2 behaft und die straf, so deß-
wegen von uns oder unsern amptleuten auß unserm
bevelch angelegt, nichts verfahen und uher dieselbige
s~ s Fehlt KO 1582.
1 Statt ,,dem consistorio“ in KO 1582: den kirchen-
dienern zu Oringew oder zu hoff. Änderung Hysos
in KonsistorialO. 1579 B hatte: ... superintenden-
ten zu hoff.
a ,,und ordnungen“ zuerst von Hyso in D eingefügt.
b~ b Zuerst von Hyso in D eingefügt.
c A: demselbigen.
d B: hörsagen [Hörensagen]. C und D: hersagen.
* = oder auch.
1 Am 5./6. Oktober 1578 hatte Jakob Andreä in
Langenburg erklärt, daß das 12. Kap. der KO von
der Kirchendisziplin nicht dem Brauch der Reichs-
stände, die sich zur Konkordienformel bekennen,
entspräche. Daraufhin nahm man hier ein ergänzen-
des Kapitel mit mancherlei Änderungen unter An-
keine rechte christliche beßerung ervolgen, sonder in
ainen weg wie in andern in und mit solchen sünden,
ergerlichem und ofentlichem laster trutziglich und be-
stendig vortfahren, und solches notori und beweißlich,
müegen alßdann allererst die pfarrherr und special-
superintendentes den in unserer kirchenordnung he-
schribenen process gradatim fürnemmen und sich des-
selhigen gebrauchen. Und wann die sach also bmit
unserem vorwißen und zuvor gehendem sonderbaren
hevelch b an unser consistorium zu Oringew 3 gelanget,
so solle dieselhig personn alßbald darmit auch dahin
bescheiden 4und für das letzst, das ist zum drittenmal
von den consistorialen zuer beßerung auf das ernsthch
ermannet werden 4.
Da nun solche personn alle dieße ermannung, trew-
ung und unsere erstmals angelegte straff verachtlich in
wind schlagen und nichtsdestoweniger bestendig in
dem laster fürfahren, und sich befindet, das bey der-
selbigen 0 gar kein beßerung ervolge, alßdan sohe das
consistorium darüber, doch alles mit unserm sondern
vorwißen und bewüligung, gebürende erkantnus tun,
und da also sie in die kirchenstraff und den bann er-
kant, darmit alßdann nach außweisung unserer kir-
chenordnung gehalten, procedirt und volnfahren
werde 5.
Wann sich aber begeb, wie es dann oftermals ge-
schicht, das diejenigen, so großer laster berüchtig wer-
den, obschonn die vermuetung stark genueg wider sie
verhanden, der sachen keineswegs gestendig, sonder
urbiettig sind, ire unschuld mit ordentlichem rechten
wider die berüechtiger und ancleger außzufüeren und
darzutun, alß auch oft die leut bößlich und felschlich
berüchtigt und nur auß bloßem herrsagen d großer
missetat beschreiet, daher auch irenthalben in deß
superintendentis specialis und anderer inquisition die
kundschaft und das geschrey dunkel, ungleich und un-
bestendig gefunden, — und mögen auch wol oft die
lehnung an die Württ. KO 1559 (Bl. 250b-253b,
Censur der kirchen) auf. Dies erlangte keine Wir-
kung (siehe unsere Nr. 28 und 32, Teil A).
2 Satzbeginn aus Württ. KO 1559.
3 Nach Württ. KO 1559 soll der Fall dem General-
superintendenten berichtet werden, der es an den
Kirchenrat gelangen läßt, damit der Beschuldigte
vor den „conventum theologormn et superattenden-
tium“, den sogenannten Synodus, gefordert werden
kann.
4~ 4 Aus Württ. KO 1559 (dort: ... letst von dem jetz-
hemelten conventu ...). Dies ist nehen der mehr-
fachen Zwischenschaltung der herrschaftlichen Billi-
gung die wichtigste Änderung gegenüber KO 1578.
Der folgende Absatz ähnlich Württ. KO 1559.
5 In KO 1578 eine ausführliche Form öffentlicher Ab-
bitte nach Lösung des Banns durch das Konsistorium
In Württ. KO 1559 (Bl. 251b) soll der Exkommuni-
zierte der Gemeinde öffentlich vorgestellt werden.
396
geweßen und noch were, soll er von uns alßbald Sseiner
dienst (so er deren von uns hette) entsetzt und volgends s
auß dem land geschaft werden, auf das also die reine
und selligmachende lehr göttlichs worts altzeit vor den
irrigen schwarmgeistern durch Gottes gnadt und
vleissigs aufsehen bey uns erhalten und bewart und
auch uf unsere kinder und nachkomen gebracht wer-
den möge.
So oft auch sonsten ein kirchendiener, so 6 jemand
anderß auß der herrschaft undertannen in glaubens-
und religionssachen gewißens halben und discendi
gratia hey dem consistorio * 1 bericht suchen würde, soll
ime solcher nicht verweigert, sonder mit aller gebür
imd bescheidenheit mitgeteilt werden.
Titul 5
Yom bann 1
Hierinnen gibt unsere kirchenordnung genuegsame
maß und ordnung, weß sich die pfarherrn gegen iren
pfarrkinder, deßgleichen auch die superintendentes
speciales mit zutun der amptleut gegen den unhueß-
fertigen und ofentlichen lasterhaften menschen ver-
halten sollen. Uf das aber mit solcher kirchenstraff
nichts unordentlichs oder ungereumbts gesucht, sonder
solcher actus und process mit unsern genachtbauerten
fürsten, stenden khchendisciplin oder censur und ord-
nungen a correspondire und wir nichts hesonders oder
newes hahen, so declariren, setzen und ordnen wir hie-
mit, das nit allein bey unsern pfarrherrn, sonder auch
bei unserm consistorio nachvolgende ordnung darmit
gehalten werden solle:
Nemblichen so ein person, man oder weib, mit ei-
nem ofentlichen laster 2 behaft und die straf, so deß-
wegen von uns oder unsern amptleuten auß unserm
bevelch angelegt, nichts verfahen und uher dieselbige
s~ s Fehlt KO 1582.
1 Statt ,,dem consistorio“ in KO 1582: den kirchen-
dienern zu Oringew oder zu hoff. Änderung Hysos
in KonsistorialO. 1579 B hatte: ... superintenden-
ten zu hoff.
a ,,und ordnungen“ zuerst von Hyso in D eingefügt.
b~ b Zuerst von Hyso in D eingefügt.
c A: demselbigen.
d B: hörsagen [Hörensagen]. C und D: hersagen.
* = oder auch.
1 Am 5./6. Oktober 1578 hatte Jakob Andreä in
Langenburg erklärt, daß das 12. Kap. der KO von
der Kirchendisziplin nicht dem Brauch der Reichs-
stände, die sich zur Konkordienformel bekennen,
entspräche. Daraufhin nahm man hier ein ergänzen-
des Kapitel mit mancherlei Änderungen unter An-
keine rechte christliche beßerung ervolgen, sonder in
ainen weg wie in andern in und mit solchen sünden,
ergerlichem und ofentlichem laster trutziglich und be-
stendig vortfahren, und solches notori und beweißlich,
müegen alßdann allererst die pfarrherr und special-
superintendentes den in unserer kirchenordnung he-
schribenen process gradatim fürnemmen und sich des-
selhigen gebrauchen. Und wann die sach also bmit
unserem vorwißen und zuvor gehendem sonderbaren
hevelch b an unser consistorium zu Oringew 3 gelanget,
so solle dieselhig personn alßbald darmit auch dahin
bescheiden 4und für das letzst, das ist zum drittenmal
von den consistorialen zuer beßerung auf das ernsthch
ermannet werden 4.
Da nun solche personn alle dieße ermannung, trew-
ung und unsere erstmals angelegte straff verachtlich in
wind schlagen und nichtsdestoweniger bestendig in
dem laster fürfahren, und sich befindet, das bey der-
selbigen 0 gar kein beßerung ervolge, alßdan sohe das
consistorium darüber, doch alles mit unserm sondern
vorwißen und bewüligung, gebürende erkantnus tun,
und da also sie in die kirchenstraff und den bann er-
kant, darmit alßdann nach außweisung unserer kir-
chenordnung gehalten, procedirt und volnfahren
werde 5.
Wann sich aber begeb, wie es dann oftermals ge-
schicht, das diejenigen, so großer laster berüchtig wer-
den, obschonn die vermuetung stark genueg wider sie
verhanden, der sachen keineswegs gestendig, sonder
urbiettig sind, ire unschuld mit ordentlichem rechten
wider die berüechtiger und ancleger außzufüeren und
darzutun, alß auch oft die leut bößlich und felschlich
berüchtigt und nur auß bloßem herrsagen d großer
missetat beschreiet, daher auch irenthalben in deß
superintendentis specialis und anderer inquisition die
kundschaft und das geschrey dunkel, ungleich und un-
bestendig gefunden, — und mögen auch wol oft die
lehnung an die Württ. KO 1559 (Bl. 250b-253b,
Censur der kirchen) auf. Dies erlangte keine Wir-
kung (siehe unsere Nr. 28 und 32, Teil A).
2 Satzbeginn aus Württ. KO 1559.
3 Nach Württ. KO 1559 soll der Fall dem General-
superintendenten berichtet werden, der es an den
Kirchenrat gelangen läßt, damit der Beschuldigte
vor den „conventum theologormn et superattenden-
tium“, den sogenannten Synodus, gefordert werden
kann.
4~ 4 Aus Württ. KO 1559 (dort: ... letst von dem jetz-
hemelten conventu ...). Dies ist nehen der mehr-
fachen Zwischenschaltung der herrschaftlichen Billi-
gung die wichtigste Änderung gegenüber KO 1578.
Der folgende Absatz ähnlich Württ. KO 1559.
5 In KO 1578 eine ausführliche Form öffentlicher Ab-
bitte nach Lösung des Banns durch das Konsistorium
In Württ. KO 1559 (Bl. 251b) soll der Exkommuni-
zierte der Gemeinde öffentlich vorgestellt werden.
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