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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0463
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B. Greneralartikel

Uncl damit diß unser gebott gehandhabt, so soll
ein jedes, so daßselbig verbrochen 21 und andere
lieder dann geistiiche singen ocler darzn geholfen,
dennechsten, so oft das beschicht, ein halben batzen
zur straff verfallen sein, auch der hausvatter und
hausmuter zu geben uncl bey seinen vorsitzern 22
wider einzubringen schuldig sein. Welch straffgelt
auch ein jeder amptsdiener ohne einichen nachlaß
sobald einfordern, daran nichtzit nachlaßen uncl den
heiligenpflegern zusteflen solle, das obvermelter-
maßen 23 zu gebrauchen haben.

[5.] Von außteilung und empfahung des
heiligen abendmahls und wie man sich ge-
gen denen halten solle, so sich desselben

tags ungeschickt und lesterlich halten

Nachdem bis claher in unserer kirchen, da es viel
communicanten hat, das heilig abendmahl von
viertzehen tagen zu viertzehen tagen, in etflchen
aber, da es weniger pfarrkinder hat, von vier wochen
zu vier wochen gehalten worclen u, so laßen wir es
bey solchem herkommen und gebrauch bewenden * v.
Und wann solche zeit die hohen fest nicht erreichen,
ist, aflerhand erheblichen ursachen, sonderlich des
mißbrauchs halben und das hin und wider in unsern
pfarr noch viel befunden werden, die darfur halten,
das es uf den hohen festen nutzflch empfangen
werde, ohne vonnötten, das die pfarrherr solches
daruf halten. Doch sonsten bey der gewonlichen ver-
kundigung ire anbefohlene christflche gemeind mit
sonderm vleis zur communion vermahnen w und uf
vorbemelte zeit, woferr communicanten verhalben 24,
gewißflch halten sollen.

u Prot. 1581, Art. 15 bis hierher entsprechend.

v Prot. 1581, Art. 15 kritisierte, daß bisher ,,uf die
hohen fest, als Christag, Newjarstag, Oberstag
[6. 1.], Grunen Donnerstag, Himmelfartstag,
Ostertag und Pfmgstag“ das Abendmahl nicht
gehalten wurde. Dies Sakrament sei zum Ge-
dächtnis der „Guttaten“ Christi gestiftet, das
besonders an den hohen Pesten gehalten wird.
Dazu am Rand: Ist nicht approbirt, sondern ver-
pleibt diß bey der kirchenordnung disposition.
w Prot. 1581, Art. 15: sollen die kirchendiener ihre
bevolhene christliche gemeind mit sondern fleyß
zur communion vermahnen und altzeit halten. (In

Nachdem uns dann furkompt, das viel pfarrkin-
der den bösen und teuflischen gebrauch haben,
wann sie zu dem heiligen abendmahl gangen, das
sie sich hernacher in die würtsheuser verfuegen,
nicht allein den morgenimbis, sonder auch den
underdrunk 25 einnehmen, und so reulich 26, das sie
gantz und gar davon betzecht, voll und ungeschickt
werden und den wein wider von sich geben. Welches
dann ein böße anzeig, wie sie sich des heiligen abend-
mahls gebrauchen, was sie fur ein ernstflchen fur-
satz und eiver, ir süncflichs leben zu beßern, und wie
sie Gott fur so große gnaden und woltaten, auch
seinem fleben sohn, clem herrn Christo für seinen
bittern tod und höchsten verdienst dankbar seien
und bedenken. Da nit wuncler wer, das sich clie erden
uftet und solche leut verschflnge 27 oder der Teufel
sie sonst alsbald hinwegfuhren tet.

Derohalben so ist unser höchster und ernstlicher
befelch, clas an unser stat unsere amptsdiener clen-
nechsten verbieten und gebieten sollen: Welche clas
heilig abendmah] empfangen, das sie sich deßelbigen
tags, unserm lieben herrn uncl seeligmacher Jesu
Christo zu schuldigen ehren uncl dankbarkeit, inen
selbst zu gutem und umb verhuetung ergernus wil-
len, der wurtsheuser muesig gehn oder, da sie so weit
heimzugehen hetten, das sie nach dem morgeneßen
die kirchen nit wider erreichen 28 und bey einem
guten nachbarn und freund den morgenimbis nicht
gehaben kennte, im wurtshaus und einem besondern
ort das morgenmahl einnehmen, aber sich im würts-,
semem selbsteigenem und andern nachbaurn heu-
ßern alles uberflußigen und ungeschickten eßens,
zechens, drinkens, praßens, spilen, dantzens und
anderer leichtfertigkeit und uppigkeit gentzlich ent-
halten.

21 = gebrochen, übertreten.

22 = Teilnehmer an der Yorsitz (Spinnstube), hier
nicht nur die Burschen (so Fischer 2, 1875).

23 Oben § B 1 (Ende).

24 = vorhanden, gegenwärtig (.Fischer 2, 1376).

25 Morgenimbiß hier nicht Prühstück, sondern Mittag-
essen (s. u. und Nr. 25, S. 273, Anm. 3). Untertrunk
ist der häufig um 1 Uhr folgende Trunk zum Untern
(= Zwischenzeit, Ruhezeit). Grimrn 11, 3, 1691-94.

26 = reichlich.

27 Wie die Rotte Korahs Num 16, 31-33.

28 Zum Katechismusgottesdienst um 12 Uhr ,,nach-
mittags“.

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