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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0465
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B. G-eneralsartikel

Da aber dörfer in die statt pfarreten oder sonsten
filial in andern dorfkirchen weren, soll der pfarrherr
deßelbigen orts am sontag znvor verkundigen, das
sie uf gewiße täg als freytag und sambstag und
nembüch von einer aur 37 nach mittem tag bis uf den
abend sich in der kirchen finden laßen, und sie ver-
hören wöüe.

Wie dann wir hiemit allen zund jeden unsern kir-
chendienern und einem jeden insonderheit 2 aller-
hand ursachen halben mit ernst bevehlen tun, das
sie hinfurters niemand in den pfarrbehausungen
privatim, sonder alle in der kirchen als einem offend-
üchen und hiertzu verordneten ort verhören und
abso]viren.

Und soll ein jedes pfarrkind in seinem stuel stehn
bleiben, bis es zur beicht gehn und sich anzeigen
will, und sich nicht haufenweiß zu dem kirchendie-
ner tringen. Ihm fall auch, das des pfarrherrs ver-
mahnung bey den pfarrkindern nichts verfangen
wolte, soll es von unsern amptleuten an unser stat
bevohlen und gebotten werden.

Unsere pfarr und kirchendiener soüen in der kn-
chen, wo es sein kan, an einem offendlichen, unver-
sperten ort stehn. Und da der kirchencüener mehr
als einer so weit voneinander stehn, das keiner hören
könne, was eines mit clem andern red, auch die ver-
ordnung tun, das die beichtkinder, wie vorgemelt,
so nahe umb inen nicht stehn, das sie zuhören kön-
nen, sonder eines nach dem andern zu inen gehn,
also das ein jeder a seine beichtkinder verhöre und
von meniglichen 38 gesehen, auch so ferr vom volk
abgesondert seie, das ein jeder sein anügen heimb-

z z Prot. 1581: allen kirchendienern.

a Satz ab ,,Und da...“ nicht in Prot. 1581, Art. 11.
b A: + aber (fehlt in Prot. 1581).
c-e Fehlt in Prot. 1581.
d-d Pehlt in Prot. 1581.

e Dies Kapitel weitgehend wörtlich aus Prot. 1581,
Art. 14. Dort der Schluß der Überschrift: hexen-
werk umbgehen.

tagen eindämmen wollte, muß man mit dem Weiter-
leben des Brauches des österlichen Abendmahl-
ganges rechnen. Er setzte sich durch, nachdem das
4. Laterankonzil 1215 die Verpfiichtung zur jähr-
lichen Beichte in der Fastenzeit festgelegt hatte
(RGGf 1, 42).

37 = Uhr.

lich den kirchendienern antzeigen und hinwider be-
richt von demselben anhören könne.

Dieweil aber die communicanten einander un-
gleich, dann etliche, besonders so zur schuel gehal-
ten, den catechißmum mit der auslegung doctor
Luthers wißen und daraus rechenschaft ires glau-
bens geben kennen, etüche aber, und der größer teil b
in den dörfern, filialn, weilern und höffen, als die
nicht zur schuel gehalten, die auslegung nicht wiffen,
cso wöllen wir cüe pfarrherr hiemit nochmals ge-
warnet und bevohlen haben c, mit solchen gedult zu
tragen und sich begnuegen zu faßen, wann sie allein
den text derer sechs hauptstuck des catechißmi
wißen und uf die nottwendigste fragen, der kirchen-
ordnung fok 28 einverleibt 39, andworten kenden
doder etwas verstand darvon haben cl, so lang und
viel, bis durch cüe ordeniiche predigten und nutz
der aufgerichten schuefen in clen clörfern clie leut
gereitzt und gebracht werden, ire kinder oder ufs
wenigst aus jeclem haus nur ein kind zur schuel zu
halten, durch welches hernach ein gantz hausgesind
im catechißmo underwiesen werden mög.

[7.] Wie es mit denen zu halten, so gar nicht
zum heiligen nachtmahl gehn, und die mit
zauberey, hexenwerk und dergleichen sa-
chen beiaden e4°

Dieweil viei leut sich des heiügen abenclmahls
enthalten, aber nicht umb gleicher ursach wiüen,
sonder etlich durch falsche lehr verfurt, etliche in

38 = jedermann.

39 KO 1578 (Nr. 25, Kap. 6).

40 Die ungewöhnliche Zusanimenstellung der Vergehen
beruht auf den bei der Visitation 1581 festgestellten
Fällen. Wegen kranken Viehs waren zwei Bauern
aus Ruppertshofen beim Nachrichter (Scharfrichter)
in Schwäbisch ILall, der ihnen ein Zaubermittel für
die Schwellen des Stalles mitgegeben hatte; das
Vieh wurde gesund. In Steinkirchen stand eine alte
Frau des Hexenwerks und der Zauberei halben in
großem Verdacht. Sie sollte mit einer Nadel im Kis-
sen gegen die Pfarrfrau gezaubert haben. Zwei Män-
ner aus Döttingen besuchten eine Zauberin in Mul-
fingen; Gemeindeglieder von Billingsbach gingen der
Wahrsagerei nach und waren der Zauberei und He-
xenwerks verdächtigt; ein Dörrenzimmerer stand im

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