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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0483
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C. Konsistorialordnuni

Und sich kein pfarrherr fur sich selbst unerfordert
eindringen und seine kirchen verlaße, dann unser mei-
nung ist, das dieienigen, so durch uns oder unsere
superintendenten und rät zu hof 6 nit heruffen, sonder
wie ietzgemelt fur sich selbsten einzutringen under-
stehn, nit angenommen oder uf die erledigte pfarr ver-
ordnet werden solle, damit ein jeder 7seines berufs
gewiß und in allen furfallenden nötten durch Grottes
gnad, hilf und heystand zu getrösten 7 habe.

Im fall dann einem armut halben an seinem ort
lenger zu betragen beschwerlich oder sonsten deßen
rechtmesige, genungsame ursachen hette, der soll eint-
weders in den ordenlichen visitationibus oder aber bey
uns selbsten in einer supplication sein anligen und be-
schwernus furbringen laßen. Wöllen vdr uns alsdann
mit unsern superintendenten und räten bedenken 8 und
die versehung tun, das derselbige 9 kirchendiener nit
hunger oder mangel leiden, sonder eintweders durch
ein ordenliche translation oder in andere weg geraten
und geholfen werden, und also, das er wider die billich-
keit sich nichts zu beclagen haben solle. Aber wie ge-
meldet soll er des ordenlichen beruff erwarten und
deßelben mit ordenlichen vleis und trewen christlichen,
gottseehgem leben und wandel vorstehen.

Gleichergestalt wöllen wir, das in den järlichen
visitationibus die superintendenten, sonderlich die zu
hoff, vleisige achtung haben und berichten sollen, ob
einer durch verleihung götthcher gnaden gute gaaben
und geschickhchkeit habe und zu einem höhern beruf
zu gebrauchen und nach gelegenheit der kh?chen der-
selben pfarrkinder und auch seiner selbs personen nutz-
lich zu promoviren 10.

Und nachdem uf etlichen pfarren in unsern graf-
schaften andere benachbaurten stend die cohatur oder
das ius patronatus haben und die nomirhrte personen
oder auch die wh selbsten praesentht und dergestalt
ahwegen in unserer grafschaft khchenexamen 11 ge-
stehet worden, so ist nochmaln unsere meimmg, das alle

6 Für Stellenwechsel waren die Öhringer Khchen-
diener nicht zuständig. Sächs. KO 1580: unsern ver-
ordneten in unsern consistoriis.

7-7 Das vorige sinngemäß und dies fast wörtlich aus
Sächs. KO.

8 Die Sächs. KO bestimmt den Weg über den Super-
intendenten an die ordentlichen Visitatoren, damit
im Synodus entschieden werden könne.

9 Ende des Absatzes leicht geändert aus Sächs. KO.

10 Entsprechender Abschnitt in Sächs. KO 1580.

11 Der Kandidat whd von der Herrschaft dem fremden
Patron (Cohator) präsentiert und von diesem nomi-
niert. In Sachsen soh dagegen dem Patron das Vor-
schlagsrecht unbenommen sein. — Das Ölirmger
Khchenexamen wurde seit 1556 geübt.

12-12 Leicht verändert aus Sächs. KO 1580.

13 Nach Sächs. KO sollen die Konsistorialen an den
Synodus Bericht erstatten.

die, so eintweders von uns selbsten oder aber von den
collatoren uf die erledigte pfarr 12praesentht, sichnoch-
maln fur unser Jdrchenexamen stellen und daselbst
probht werden sollen, ob sie in der leer rein, auch von
Gott mit notwendigen gaaben zu leeren begabet, eines
erbarn, christlichen lebens und wandels seien und sol-
ches und andere nottwendigkeit mit genuegsamer ur-
kunt und testimoniis erstatten 12, deßhalben dann
unsere khchendiener zu Oringew und die verordnete
uns iedesmals genungsamen scJiriftJichen bericht tun
sollen 13.

Im fall aber die collatores, solche Mrchendiener in
unserer graffschaft khchenexamen zu stellen, beden-
kens oder verweigern wölten, wie es doch bißhero an
keinem ort in unserer grafschaft beschehen 11, so soll
der superintendens deßelbigen orts uns deßen berich-
ten; wöllen wh alsdann bey den lehenherrn selbsten die
gepuer suchen, die sachen richtig machen und deß-
halben vernern bescheid geben.

Woferr dann einer außer unsern stipendiaten ver-
handen, die zu den khchen- oder schueldiensten quali-
ficirt, sollen sie vor andern nach laut unserer stipen-
diatenordnung 15 darzu befmdert werden.

Und was Jiieoben der khchendiener halben von uns
geordnet, das soll auch gleichergestalt in allen articuln
gegen den schueldienern verstanden und also darmit
gehalten werden 16.

[8.] Von dem examine der kirchendiener 1

Sooft eine person zu einem erledigten kirchendienst
von uns beruffen oder selbsten derenhalben anhalten
wurd, soll dieselbig alsbald mit her supplication,
testimoniis, furscliriften und unserm bevelch beneben
dem superintendenten und einem rat zu hoff zum
prediger gen Oringew geschickt und volgent durch den-
selben vor den andern seinen collegis und verordneten

14 Siehe die Einigung wegen Hollenbach Nr. 22.

16 KO 1582 Teil G siehe bei Nr. 27, Tit. 8 (S. 400-404).
16 Gegenüber der Sächs. KO 1580 Erweiterung (vgl.
auch oben die Überschrift), die den Charakter der
Schuldiener als herrschaftlicher Bediensteten be-
leuchtet.

1 KonsistorialO. 1579 (Nr. 27, Tit. 3): ,,Von dem exa-
nfine und ordination der kirchen- und schuldiener“
wurde von ITyso in Hs. B stark geändert (,,Von dem
exanfine der kirchen- und schueldiener“). Es wurde
dann ein eigenes Kapitel „Vom examine der schul-
diener“ (§0 11) aufgenommen. Vorliegendes Kapitel
wurde durch Übernahme des Abschnitts aus der
Sächs. KO 1580 (,,Vom examine aller Mrchendiener,
so entweder ordinirt oder zur andern pfarren geför-
dert werden sollen.“ Sehling 1, 377-380) stark erwei-
tert.

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30 Sehling, Bd. XY, Württembergl
 
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