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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Franz, Gunther [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0487
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C. Konsistorialordnung

und das volk also zur liebe gegen Gottes wort, zur
danksagung gegen das predigampt und zn ehrerbietung
gegen den kirchendienern mit zeugnußen der heiligen
schrift vleisig und embsiglich vermahnen. s

Nach solcher getaner predigt [... das Ordinations-
formular folgt mit wenigen angegebenen Änderungen
wörthch der KonsistorialO. 1579, Nr. 27, S. 393f.]

[10.] * 1 Wie ein kirchendiener 2uf beschehene
ordination 2 ehe er zu investirn befohlen sei-
nes ampts halben zu erinnern und zu vermah-
nen, 3auch was ime fur articul furtzuhalten
und daruf 3 promission tun soll

So nun ein kirchendiener vorermeltermaßen ordinirt
oder so er zuvor ordinirt und wir ime die vacirende
pfarr antzunehmen bewilhgt, so soll der prediger zu
Oringew ihnen wider fur sich bescheiden und in beysein
der andern kirchendiener nachvolgendermaßen seines
ampts mit ernst und vleis erinnern 4.

Nachdem durch verordnung des Allmechtigen er
zum kirchendienst ordenlich beruffen und conörmirt,
soll er mit besonderem vleis auf a nachvolgende ernst-
liche erinnerung und vermanung achtung geben,
nembhch:

Das er anfangs mit höchstem vleis gedenke und zu
hertzen faße, mit was grosser sorg, muhe, vleis und
arbeit er das regiment der kirchen annehmen und ver-
richten soll. Dann die kirch ist ein gespons Christi 5,
des sohns Gottes, welche Christus so hertzlich liebet,
das er, ir das ewige leben zu erlangen, vom himel ge-
stigen und sich mit allerley menschlicher blöde 6 be-
laden, auch sein aigen bluet vergoßen und den schmeh-
lichsten tod auf sich genommen hat, damit er sie von
dem tod errettet.

Darumb soll der kirchendiener seinen besten mug-
lichsten vleis ankeren, das er die kirche nicht mit men-
schentraum, sondern mit göttlicher, himblischer leer
underrichte, damit sie durch den Heiligen Geist er-

a A falsch: auch.

b So Sächs. KO. A: unverwurckt [verwürken = ver-
arbeiten].

c A falsch: einen.

d A falsch: und geschicklichkeit.

1 Das Kapitel stammt aus der Sächs. KO 1580 (Seh-
ling 1, 380-382), deren Kapitel aus der Württ. KO
1559 (Bl. 104a-106a, Richter 2, 201f.) übernommen
ist. Andreä schlug in Öhringen (Prot. 1581 Art. 45)
die Aufnahme des Kapitels aus der Sächs. KO vor.

2- 2 Sächs. KO: vor den consistorialn.

3- 3 Sächs. KO: darauf er auch.

4 Nach Sächs. KO soll nach Examen, Probepredigt

und Unterschreibung des Konkordienbuchs dem

Kandidaten ,,vor endlicher abfertigung auf die ver-

wecket werde, dem herrn Christo, irem breutigam,
trew und glauben zu halten und darinen unverruckt b
und unbefleckt zu verharren, nach dem exempel Pauli,
der da saget [2 Kor 11, 2]: Ich hab euch vertrawet
einem c mann, das ich euch, die reine jungfraw,
Christo zubrächte.

Und soll der kirchendiener allweg mit höchstem
ernst bedenken, da etwan 7 durch sein farleßigkeit, un-
geschicklichkeit d oder unfleiß der kirchen zu ergernus,
schaden und nachteil eingefurt oder verursacht wurde,
so wölle unser 8 Gott, der himblische vatter, ir bluet
von seiner, deß kirchendieners, hand forderen.

Hierauf soll er predigen und leeren die heilige pro-
phetische und apostolische schrift, welche mit gött-
lichen, himblischen wundertzeichen bestetigt, eine
lucern 9 unserer fueßen (wie der Psalm [119, 105] sagt)
und ein liecht auf unserm weg sind.

Und nachdem die erclerung solcher articul, darin
man in glaubenssachen zu dieser zeit streitig, in der
augspurgischen unverenderten, kayser Carolo dem
funften anno etc. [15]30 ubergebener confeßion, der-
selben apologia, schmalkaldischen articul, 10bey dem
catechißmo Lutheri und jungst 10 publicirten einhelli-
gen erclerung 11 nach anweisung des rechten, waren,
catholischen verstands der prophetischen und apostoli-
schen schrift begriffen und verfast sind, so erfordert
die notturft des kirchenampts, das der kirchendiener
in solchen articuln seine lehr nach der erclerung und
inhalt derselben schriften getrewlich verrichte, dieselb
mit vleis lese und vorsichtig sey, das er von derselben
nicht weiche, noch sich einichen menschen darvon auf
ein irrweg fur oder abwenden laße. Dieweil auch 12dem
ampt und vocation des kirchendieners geburet 12, das
er der kirchen nicht allein mit reiner göttlicher lehr,
sondern auch mit gutem exempel und furbild diene,
auch die lehre, soviel an im, mit seinem ehrlichen wan-
del ziere, so erfordert abermals die notturft, das ein
jeglicher, so sich die kirchen zu regieren underfehet,
sein leben dieser gestalt durch Gottes gnad anschicke,
das nicht allein alle seine geschefte und hantierung,

ordnete pfarr durch den presidenten oder directorem
des consistorii nachfolgencle erinnerung mit ernst
fürgehalten werden.“

5 Vgl. Eph 5, 25.

6 = Schwachheit.

7 Sächs. KO 1580: etwas an der kirchen.

8 Sächs. KO: + Herr.

9 = Leuchte (von lucerna, Grimm 6, 1222).

10-10 Sächs. KO 1580: beiden catechismis Lutheri und
der jüngst zu Torgau verglichenen und in dem 1580.
jahr.

11 Das Torgauische Buch entstand 1576 als Vorstufe
des Bergischen Buchs, der Konkordienformel.
BSLK S. XXXVII f.

12-12 So auch Württ. KO 1559 (Bl. 104b). Sächs. KO
1580: das ampt... erfordert.

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