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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0492
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32. Kirchen- und Schulordnungen 1582

zum wenigsten alsobald in secundam classem (wie die
itzo geordnet und angerichtet) 8 kommen konden.

Sovil aber die teutschen schuelmeister, so uf dörfer
allein gehören und kommen sollen, belangt, hahen wir
befunden, das hißhero nür meßner angenommen, deren
mancher selbst nichts oder ye übel lesen oder schreiben,
also die liebe jugend in dem catechismo und gesang nit
underrichten könden und mehrerteils nur zum leyten
und awerrichten 9 sich verstanden, dardurch dan die
jugend ubel verabsaumbt.

Weil wir aber die schulen in den dörfern hinfüro
besser versehen haben wöllen, als wir dan auch darumb
verordnung getan, das sie neben deß meßners ambts
gefellen 10 ihre weitere und zimbliche underhaltung
nach gelegenheit der communen haben, so wöllen wir,
das dieselbigen dem superintendenten jedes orts fürge-
stellet, der bey inen die gelegenheit der 9 ersten articul,
sovil sich uf dergleichen personen gebuert, dirigiren
und erkunden solle, und dan weitters, ob er der ge-
schickligkeit seye, das derselbig die jugend recht, woll
und verstendig lesen und schreiben, auch den cate-
chismum lernen und sie im gesang der psalmen etz-
lichermassen unterrichten konde.

Dan unser ernstlicher bevelch ist, den allen schul-
dienern in gemein, sonderlich aber denen uf den dörfern
vleissig eingebunden und fur und fur durch die pfar-
herrn ermhanet werden sollen, in lernung und repe-
tirung des catechismi und kirchengesangs mit der lie-
ben jugend vleissig zu sein.

Wie nun ein jeder ansuchender und von uns praesen-
tirter schulmeister, auch welcher gestalt düchtig oder
undüchtig zue vorstehendem und erledigtem schul-
dienst von dem kirchenexamine zue Öringaw oder aber
von dem superintendenten befunden und judicirt, das
sollen sie uns in schriften nach notturft berichten, dar-
uber uns auch zue deliberiren, endlichen bescheids zu
geben und die vernere gebüer zu bevhelen haben.

Und so er dan von uns angenommen, so solle dem
schulmeister zue Öringaw durch den prediger alda in
beysein der andern kirchendiener unsere schulordnung
und derselben statuta 11, den gemeinen schulmeistern

a Zu den Vorstufen (Abschrift Hebers 1581 mit Än-
derungen Hysos) siehe oben S. 439, Anm. 4.
b A: 10.

c „gehaltenem synodo“ in A geändert. Vorher nach
Sächs. KO 1580: gehaltenen synodis. Hyso: an-
fangs unserm gehaltenen synodo.
d Änderung Hysos „zufurkomen“ nicht aufgenom-
men.

die Ethica seu disticha de moribus, breves sententiae
des Cato (Mitte d. 3.Jh.) waren die gängigen „rin-
gen“ ( = einfachen) Lateinlehrbücher.

8 Nach der LateinschulO. (unten Teil I) war die
Secunda die zweitunterste von 4 Klassen.

aber, so in die andere stäthn oder dörfer kommen, in
unsern canceleyen die teutsche schulordnung 12 fur-
gelesen und daruf ebenmessig von ihnen promission
stipulata manu 13 jedes orts geschehen, und dan aller-
erst an das vacirend ort von uns mit praesentations-
bevelch an den pfarrer und ambtsdiener desselben orts
abgefertigt werden.

[12.] Vom rechten christliehen bann al

Nachdem die straf des christlichen bans, davon
Matth. am 18. b cap. [15-18] geschrieben, nicht zu ver-
achten, darumb auch, welche in öffentlichen sunden
als ehebruch, teglicher füllerey, unzucht und derglei-
chen laster liegen und darvon nicht lassen wöllen, nicht
zue den heyligen sacramenten zuegelassen werden
sollen, doch also, wan sie zuvor etlich mal vermhanet
worden und sich nicht bessern,

und sich aber biß dahero nicht allein grosse unord-
nung, sondern auch vil ergernuß und beschwerliche
sachen zugetragen, da sich an vilen orten, in stetten
und dörfern die kirchendiener aigener erkantnus und
gewalds understanden, die leut nicht allein von der
tauf, abentmahl und heyligen absolution abzehalten,
sonder auch offentlich in ban getan und auß der kir-
chen geschlossen, darinnen dan grosse ungleicheit ge-
halten, also das etliche sich dessen nür in etlichen
wenig lastern, etliche aber in mehr dingen und zuvil
fellen underwunden und ir aigene rachgier außgelassen
und ohne genugsame erkäntnus mißgebraucht, die ar-
men gewiessen darmit gepeynigt und inen selbst gros-
sen widerwillen und gefahr zuegezogen und verur-
sacht, welche vornemblich gedachter ordnung Christi
zuewider,

demnach in gehaltenem synodo 0 einhellig bedacht,
das solches bey allen kirchendienern abzuschaffen d
und dergleichen hinfuro mit den pfarkindern vorzu-
nhemen keinem gestattet werden solle.

Dan von der heyligen tauf und heyligem abentmahl
wie auch von der heyligen absolution niemand abze-

9 = Richten der (Khchen-) Uhr.

10 = Einkünfte.

11 Unten Teil I. Bei den „statuta“ ist vielleicht an
Kap. 2 (Vom ampt der schuoldiener) gedacht.

12 Unten Teil H.

13 = mit handgebender Treu, Handgelöbnis.

1 Zur Vorgeschichte siehe oben Teil A Anm. 4. Nach
Andreäs Vorschlag sollte das Kapitel aus der Sächs.
KO 1580 (Sehling 1, 431-435) wörtlich eingefügt
werden. Es wurde mit gewissen Änderungen vom
Neuensteiner Sekretär Albrecht Wilhelm Heber ab-
geschrieben (in KO Änderung 1581, Wald XV A8).
Dabei finden sich Änderungen durch den Neuen-
steiner Rat Zacharias Hyso.

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