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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0494
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32. Kirchen- und Schulordnungen 1582

aber mit ime, msofern er ein pfarkind n, die notturft mit
gebürender bescheydenheit reden, damit öffentlich
ergernus verhuetet und niemands ohne rechtmessigen
christlichen proceß und erkendnus öffentlich, auch
ohne vorgehende ordenliche warnung zu schanden ge-
macht, sondern Christi ordnung Matth. am 18. [15-18]
und vermög derselben die ordenliche gradus der ver-
manung gehalten und demnach auch niemand fiir die
kirch zur buß öffentlich furgestelt werden solle, dan,
wie oben vermeldet, [wan] 11 der unbusfertige alle ver-
mahnungen verachtet und vorsetzlich in offentlichen,
ergerlichen sünden und lastern verharret und davon
nicht abstehen will, °auch darzue mit unserm vor-
wissen und rat erkant und wir die execution bevholen,
dan wan ein person fur ein tod und abgeschnitten glied
der kirchen Gottes erkant, soll zue unserm guetachten
und bescheiden stehen (wie wir unß das hiermit uf
erhalten statlichen rat und beschluß deß synodi aus-
trucklichen vorbehalten), ob wir dasselbige der gantzen
kirchen zur abschewe und exempel offentlich fui'stellen
und in bann ercleren, p excommuniciren und den nach-
volgenden proceß halten und exequiren lassen oder
aber umb mehrers ernsts, besserung und warnung
willen p sie auß der grafschaft ri schaffen oder in andere
wege gebürenden ernst vornehmen wöllen, dadurch
andere leut von solchen sunden abgeschreckt und dem
ergerniß gewehret werden möge.

Auf solche weyse [hat] r sich niemand zu beclagen,
das er durch zorn oder widerwillen des kirchendieners
ubereylet, wan s alle warnungen ordenlich liber ine er-
gangen; deßgleichen [ist] * 1 * * 4 auch der kirchendiener aller
unbillichen nachredt, widerwillens oder gefahr uber-
hoben, als der nichts fur sich selbst aigens willens oder
erkantnus gehandlet, sondern sich der ordnung Christi
verhalten, darbey er auch billich durch uns u hand-
gehabt 5 *, geschutzt und geschirmet werden solle. Der-
gestalt christliche zucht nicht gefallen, sondern auf
solche weyse vermög der ordnung Christi handgehabt,
auch die laster mit ernst gestrafft und abgeschafft
werden.

m-m Pehlt Heber (wie Sächs. KO 1580, Sehling 1, 432).
n So Sächs. KO. Fehlt Heber und A.

0 Bis Ende des Absatzes zuerst Einfügung Hysos.
p-p Einfügung von A. Bei Hyso nur: oder aber.

1 In A geändert. Vorher wie bei Hyso: herrschaft.

r So Sächs. KO. Pehlt Heber und A.

s So Sächs. KO. Heber und A: wan er.

4 So Sächs. KO. Fehlt Heber und A.

u Heber (wie Sächs. KO): die christliche obrigkeit.

Zuerst Änderung Hysos.
v So Heber (wie Sächs. KO). A: lester.
w-w Fehlt Heber (wie Sächs. KO 1580).
x Heber (wie Sächs. KO): stiftsperson.

y A: der.

z_z Heber (wie Sächs. KO): sondern zuvor mit ihnen
die gradus admonitionum gehalten werden, der-

[2.] Deßgleichen, weil sich auch zuetregt, das etliche
personen, so noch derzeit der papisten aberglauben in
vil stücken zuegetan, wan sie zue der gevatterschaft
gebetten, das sie bey der heyligen tauf abgetrieben wer-
den, dardurch sie sovil desto mehr wider die reyne lehr
deß heyligen evangelii verbittert, so dargegen, wan sie
zuegelassen, vermittelst der wurkung Gottes, des Hey-
ligen Geistes, nicht allein irer selbst, sondern auch
anderer mehr verfürten bekherung darauß erfolget,
demnach dan die verordnung der gevattern nicht ein
götlicher bevelch, sonder auß guten und erheblichen
ursachen von mentschen verordnet:

sollen die pfarherrn und kirchendiener in solchem
fall vernunftig und vorsichtig handlen und nicht bald
jemand, der nicht ein offentlicher lesterer v Gottes und
seines heyligen wortes, da er gleich in einem oder mehr
articuln sich noch derzeit nicht finden könte, von der-
heyligen tauf abhalten, sondern sich Christi spruch er-
innern, da er sagt [Mk 9, 40]: Wer mit uns ist, der ist
nicht wider unß®, auf das erstmal sich an dem genügen
lassen, das solche person durch ire gegenwart mit der tat
unser heylige tauf fur christlich und recht erkennet,
so dargegen keinem unserer religion verwanten zue-
raten, das er bey einer papistischen tauf stehen oder 7
hiermit ihren papistischen grewel, so sie bey der heyli-
gen tauf treiben, bestettigen solle, gleichwoll aber dar-
neben nicht underlassen, solche personen, wda sie sein
ordenhchs pfarkind w, ires irtumbs halben mit aller
sanftmut fürzunehmen, zu berichten und darfür zue
warnen und abzuemhanen und also die gradus der ver-
mhanung halten.

[3.] Da aber ein außlendische 8 papistische person x,
so sich bey unser kirchen sonst nicht findet, zue ge-
vattern gebetten, soll es mit derselben wie auch mit
der v andern hievor gemelten personen, gehalten wer-
den, das sie nicht alsobald ohne vorgehende ordenliche,
christliche vermahmmgen von der tauf abgetrieben und
hiermit öffentlich vor den umbstendern zueschanden
gemacht, zund unsere undertanen und pfarkinder ge-

gestalt verhoffentlich, das etliche durch Gottes
gnade mit freuntlicher, christlicher vermanung
und erinnerung gewonnen werden mögen; die aber
uber alle verwarnung sich nicht bekeren wollen,
alsdann keine entschuldigung haben, auch sich
nicht zu beclagen, Avan dergleichen proceß gegen
ihnen furgenomen, auch wie sonsten ihres erger-
lichen lebens halben gegen ihnen ein gebuhrlich
einsehen geschehen soll.

5 = geschützt. Im folgenden Satz aber: Bedeutung
ausgeführt.

6 Sächs. KO 1580 entsprechend Mk 9, 10: Wer nicht
wider uns ist, der ist mit uns. Ygl. Mt 12, 30.

7 Sächs. KO 1580 besser: und.

8 Sächs. KO 1580: einländische. Änderung Hebers.

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