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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0495
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0. Ronsistoria 1 orclnung

warnet werden, hinfuro dergleichen papistische per-
sonen zuni tauf nicht rnehr zue bitten 2.

Dan unser will und meynung ist, das es alles mit
guter hescheidenheit dahin gericht werde, damit nie-
mand ubereylet noch unordenlich wider den außge-
truckten bevelch Christi Matth. am 18. capitel [15-18]
gehandlet nnd gleichwoll notwendige, ernstliche, ge-
bürliche, christliche zucht auch in der kirchen gehalten,
darob kein vernunftig, fromb, christlich hertz, hohes
und niders stands, ein misfallen tragen oder sich zue
beclagen, sonder vilmehr meyniglich 9 sich dessen zu
erfrewen und mit rat und tat darzue behulflich zu sein
lust und bereiten guten willen haben.

Zum vierten hat es auch gleichergestalt mit den an-
dern verfürten, armen, irrigen leuten, so nicht recht
vom heyligen sacrament glauben und gleichwoll nicht
mutwillig sündigen noch lestern, sondern allein noch
in iren gewissen gefangen liegen, welche auch nicht von
der heyhgen tauf abgehalten, sondern, ada sie in un-
sere kirchen pfarren a, zuegleich den andern auch mit
inen die gradus admonitionum vorgenommen und sovil
müglich wie auch die außlendischen und bpapisten zue
unser warhaften religion gebracht und darvon durch
unordenliche handlung nicht abgesclnipt 10 werden
sollen, weil doch die kinder nicht auf der gevatter
glauben, dergestalt die tauf ungewiß were, sondern auf
den bevelch und auf das wort Christi getauft werden.
Darumb den kindern, so getauft werden solln, der
gevattern unglaube im hertzen an der craft der hey-
ligen taufe nichts benimbt, welche allein auf den be-
velch und der ordnung Christi bestehet und nach seiner
verheissung mit sich bringt, was im wort derselben be-
griffen ist.

a_a Fehlt Heber (wie Sächs. KO).

b Statt „außlendischen und“ hat Heber: die auß-
lendischen und außlendische (nach Sächs. KO: die
auslendischen und einlendischen.
c In A geändert. Vorher (wie Heber und Sächs. KO
1580): möglichsten

d_d Zuerst Einfügung Hysos. Yorher Heber (wie
Sächs. KO) nur: wolte.

e_e Zuerst Einfügung Hysos.

f In A geändert (nach Württ. KO 1559): erbaulich.

9 = männiglich, jedermann.

10 Sächs. KO 1580: abgehalten. Abschüp(f)en = weg-
stoßen (Fischer 1, 66).

11 Das Kapitel stammt bis auf die angegebenen Ände-
rungen aus der Sächs. KO 1580 (Sehling 1, 433-435),
das wiederum bis auf kleine Änderungen aus der
Württ. KO 1559 (Censur der kirchen, Bl. 250b-253b,
Richter 2, 215f.) stammt. Es stellt nicht nur eine

[13.] Von dem proceß, wie und uf was weyse
der bann wider die unbußfertigen exequirt
und die bußfertigen wider ufzunhemen und
mit der kirchen öffentlich versöhnet werden
sollen * 11

Und als wir von G-ott unser bevholen ambt, obrigkeit
und regierung durch die gnade deß Allmechtigen ye
gern unser besten möglichen c vleiß dahin richten
wöllen, das allerley sund, laster, ubeltaten und erger-
nissen, sovil bey dem verderbten mentschlichen ge-
schlecht hie auf erden müglich, verhuetet und vertrie-
ben werden und denselben furzukommen und zue
wehren uns nicht allein die weltlich, sonder auch jetzt-
gemelte kirchenstraf auß gotlicher verordnung und
stiftung gegen denn ergerlichen sundern und miß-
hendlern zue gebrauchen und zu verrichten bevholen
ist 12, demnach im fall, das alle christliche erinnerungen
und vennanungen bey etlichen personen nichts
fruchtbarlichs außrichten, auch die weltliche straf der
ergerlichen offentlichen lastern, von derowegen der
zorn Grottes uber das mentschliche geschlecht komt,
unserer verordneten policey- und landsordnung 13 nach
vorgenommen, nichts verfahren und daraus kein
christliche besserung volgen, dwir auch solche in un-
sern graveschaften lenger dulden wolten d:

so soll gegen einer solchen person vermög des pfarr-
und predigambts nach der ordnung und bevelch unsers
ainigen haylands Jesu Christi, Matth. am 18. [15—18],
gehandlet, dieselbige in ban ordenlich erkennet, solcher
auch emit unserer zuelassung und geheiß geburlich exe-
quirt und ins werk gesetzt werden.

Damit aber hierin nichts unordenlichs, auch nichts
privato judicio, sondern alles besserlich und erbarlich f

Doppelung, sondern einen Widerspruch zum vor-
herigen Kapitel „Vom rechten christlichen bann“
dar, in dem Andreäs Kritik an der öffentlichen Für-
stellung und Abbitte und dem Bann als Kirchen-
strafe zum Ausdruck kam. In Sachsen hatte man an-
scheinend zu dem von Andreä angeregten Kapitel
zusätzlich das Kapitel aus der Württ. KO 1559
übernommen, weil es besser dem vorher geübten
Brauch entsprach und durch die Herkunft legiti-
miert schien. Obwohl Andreä beim Öhringer Kon-
vent 1581 nur die Aufnahme des 1. Kapitels aus der
Sächs. KO vorgeschlagen hatte, wurde von Albrecht
Wilhehn Heber auch vorliegendes Kapitel abge-
schrieben. Dabei finden sich Änderungen durch
Zacharias Hyso (siehe S. 439, Anm. 4).

12 Widerspruch zum vorigen Kapitel und die dort an-
geführte Apologie der CA (§ C 12 Anm. 3).

13 In Hohenlohe die PolizeiO. 1558 (Nr. 13), die
1583 (Nr. 32) ersetzt wurde.

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