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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0502
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32. Kirchen- und Schulordnungen 1582

9. Ob er den catechismum an den sonn- und feyer-
tägen dem volk vorspreche, ehe dan das evangelium
gelesen wurd* 5.

10. Ob er auch die kinder und das junge gesind, wan
sie ersthch zum sacrament gehen, in der kirchen auß
dem catechismo, sonderlich in der fastenzeit 46, exami-
nire und in demselhen auch gute hescheidenheit und
freundligkeit 47 gebrauche.

11. Oh er auch die eheordnung 48 alle jar zweymal
offentlich von der cantzel ablese 49, und wan sich die
eheleut hey hne anzeigen zu verkündigen, ob er sie
auch hefrage, oh sie nicht einander etwan befreundt.

12. Ob sie auch gehört, das der pfarrer (oder ire kir-
chendiener) etwas öffentlich gelehret oder sonsten, be-
sonders aber vom heyligen abentmahl, sich vernhemen
lassen, das unserm ainfeltigen christlichen catechismo
zuewider.

13. Ob er die sacramenten und caeremonien bey
denselben unser kirchenordnung durchauß gemeß
halte oder bey denselben enderung oder newerung vor-
genommen, und was dieselbigen seyen.

14. Item, ob er in der privatconfession, beicht oder
anzeig mit den leuten freundlich handle und under-
weise, oder aber sonsten raw und ubel anfahren und
darmit schrecken oder gar abweisen, und warumb,
auch anderer fragen gebrauchen, dan unserer kirchen-
ordnung fol. 28 einverleibt 50.

15. Item, ob er die sacramenta recht ausspende,
bedes in den kirchen und bey den kranken 51.

16. Ob er sich auch sonsten in allen articuln unserer
kirchenordnung gemeß halte oder etwas anders und
neues, dan in derselben begriffen, angeordnet habe.

17. Item, wie sich der pfarrher 52 in seinem strafambt
erzeige. Ob er mit christlicher sanftmut und guter be-
scheydenheit straffe oder auß privataffection und
rachgier seine aigene sachen auf die cantzel bringe, die
leut nambhaftig oder sonsten unvermeldet, doch auß-
gemahlen übel außmache 63, sich zue zorn bewegen

45 Gemeint sind die 6 Katechismushauptstücke. Sächs.
KO: + Ob er oder der custos denselben auch bei den
kindern und jungem gesinde in der kirchen exami-
nire.

46 ,,sonderlich in der fastenzeit“ fehlt Sächs. KO, da-
für nach Frage 11 eine ausführliche Frage wegen des
Katechismusexamens.

47 ,,und freundligkeit“ fehlt Sächs. KO.

48 Sächs. KO: ehegerichtsordnung. Zur Yerlesung war
die Kurzform der EheO. 1572 (Nr. 19b) bestimmt.
Nach KO 1582, Nr. 32, Teil E (Schluß) sollte die
Ordnung auch nur zweimal statt viermal verlesen
werden.

49 Satzende fehlt Sächs. KO. Befreundet = verwandt
(Frage wegen der verbotenen Verwandtschaftsgrade).

lasse, scharpfer, ungebürlicher, stachlichter, schmehe-
licher, grober wort und geberde in den bredigten ge-
brauche.

18. Ob er auch sonst die öffentlichen laster, umb
welcher willen der zorn Gottes uber die mentschen
kombt, wie er wegen seines tragenden ambts und
ernstlichen bevelchs und drawung Gottes schuldig ist,
mit geburendem ernst und eyfer straffe.

19. Ob er auch unnötige, ergerhche, unbekante und
nicht erbawliche gezenk der leher oder person halben
auf die cantzel bringe.

20. Ob er auch das volk vleissig zmn gebet für alle
stende vermahne und denselben allwegen nach der
predigt das in unsern kirchenagendis begriffene ver-
ordnete gebett 54 fürspreche.

21. Ob er sich auch der kirchen und armen notturft
anneme und das volk treulich und vleissig vermhane,
almosen zue geben, auch daruf achtung habe, das es
recht außgespendet und, sovil muglich, trewlich damit
umbgangen und alleine uf die recht armen verwendet
und woll angelegt werde.

22. Ob er newe oder alte und solche lieder singen
lasse, die christlich, sonderlich D. Luthers, so dem
volk bekant, und die gemeine mitsingen könne.

23. Ob er in der kirchen oder in seinem hause zue
beicht sitze.

24. Ob er auch mehr dan eine person uf einmal ab-
solvire.

25. Ob er auch jemands mit der tauf, absolution und
abendmahl verseume oder auß rachgierigkeit und
widerwillen eigens erkantnus 56, ohne bevelch des
consistorii oder synodi die absolution und das heyhg
abendmahl versage, verhalte oder von der tauf ab-
treybe.

26. Wie er es mit den leuten halte, die zur ehe grei-
fen, ob sie drey sontag nacheinander aufgebotten 56.

27. Ob er auch, wenn frembde leut offentlich zu tra-
wen begehren, zuvor ordenliche und geburliche zeug-

50 Bezug auf KO 1578, Nr, 25, Kap. 6. Frage aus
KapitelsO. 1579, Nr. 26, Frage II 5.

51 Aus KapitelsO. 1579, Frage II 2.

52 Sächs. KO 1580: + (oder in stedten auch andere
kirchendiener). Im folgenden wörtlich aus Sächs. KO.

53 Sächs. KO: ausgemalet. Ausgemalt hier: klar er-
kennbar; einen ausmachen = ausschelten, abrüffeln
(Grimm 1, 913).

54 Das Gebet KO 1578, S. 263f. Das Pfarrvolk sollte
wohl ermahnt werden, bis zum Ende des Gottes-
dienstes dazubleiben und nicht gleich nach der
Predigt fortzulaufen.

55 = aus eigenem Urteil.

56 Sächs. KO (Sehling 1, 394): + und die jungen, so
sich aufbieten lassen, zuvor im catechismo exami-
nirt werden.

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