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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0557
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a. Befehl an die Kirchendiener 1588

immervort trucken und dergleichen tyranney ge-
gen e unserm genachbaurten wie auch uns, wo es
Gott der Almechtig nicht gnedig hindert und weh-
ret, zu üben sich betrohelich f verlauten laßen,
weil dan disem ihrem blutdurstigen hochmut und
trutz beßer nicht clan mit rewigem, bußfertigem
leben und demutigem, inbrustigen gebett zu unserm
gnedigen Gott und vatter im himmel gesteuret und
gewäret werden khan, und wir uns daher kein
zwayfel nicht g machen, ir werden in betracht dieser
zumaln gantz gefehrlichen und geschwinden leuffen 2
fur euch selbst euch ewers tragenden ambts erinnert
uncl ewer pfarrkinder zur gottsforcht, wahrer rew
und buß, hauch fleyßiger besuchung und anhorung
des alleinseligmachenden wort Gottes h, pro con-
cione 3 getrewlich vennahnet, so haben wir euch
cloch solchs gutter, gnediger wolmemung zum uber-
fluß nochmaln * 1 zu gemut fuhren und daruf diß
kurtz gebett, so uf clise jetzige zeit sonderlich gerich-
tet, darmit uberschicken laßen wollen, der gebuhr
gnedighch bevelliende, ir wellent solches furohin am
freytag alweg nach der letaney 4 und volgents an
sontag und feyertagen nach der frue- oder morgen-
predig mit andacht ewerm pfarrvolk fursprechen
und das ancler gebett, so ihr sonsten außer der agen-
da 5 bißher an sonn- uncl feyertagen nach gehaltener
morgenprecügt habt gepflogen vortzusagen, jetzo

e „tyranney gegen“ ist Einfügung in A.
f Einfügung in Ä.
e Fehlt B.

h~ h Einfügung in A.

1 Einfügung in A. B: nachmalen.
k_k Einfügung in A. Yorher nur: fiecken.

1-1 Einfügung in A.

m Bericht Hartmanns in B: Ein betlied, wider die
feinde der kirchen, in der melodi: Eß seind doch

Lothringen und speziell dessen Sohn, des Marquis
Henri du Pout, die württembergische Grafschaft
Mömpelgart. Gusiav Bossert, Der Einfall der Fran-

zosen in Mömpelgard und ihr Zug nach Lothringen

1587-1588. In: Württ. Auerteljahrshefte f. Landes-
geschichte 3 (1880), 9-20. Bossert druckt den im
Januar 1588 nach Hohenlohe gekommenen Bericht
ab (im früheren Öhringer Archiv), der vorhegenden
Befehl auslöste. Er nimmt als Urheber den Pfarrer
in Ottweiler an. - Alexandre Tuetey, Les Allemands
en France et l’invasion du comte de Montbeliard par
les Lorrains, 1587-1588. Paris 1883. — Gustav Sommer-
feld, Die Schlußverhandlungen über den Einfall der

G-uisen in Württemberg (mömpelgardsche Verwick-

vor der morgenpreclig, ehe ir die 6 hauptstuck
christlicher kinderlehr erzelet, clem gegeiiAvertigen
volk furlesen.

Und nachdem wir auch unsern ambtclienern be-
velch zukommen laßen 6, teglichen umb zwelf uhrn
zu mittag ein glocken zur anmahnung zum gebett
leuten zu laßen, auch ernstlich daran zu sein, clas
zum wenigsten auß jeclem haus ein person sich, so-
bald man außgeleutet, zur kirchen verfugen, alclo
dem gemeinen psalmen uncl gebett mit anclacht bey-
wohnen solle, so ist an euch unser gleichmeßigs be-
velhen, das ir uf den sontag ewere zuhorer, furnemb-
lichen aber diejenigen, so der kirchen in kstetten
oder flecken nahe geseßen, getrewlich, wie ir ohne
das von ambts wegen zu tun am besten wißen k, ver-
mahnen wollen, das sie siclr fleyßig zur kirchen uf sol-
che stund finden, auch ihr ander gesind, so daheimb
pleibt, anhalten, Gott ernstlichen neben dem gebett,
so in der christlichen versamblung geschicht, umb
vetterliche hilf, schutz, sclrirm ^uncl gnedige ab-
Avendung cliser vorstehenclen greulichen vervolgung,
gefahr uncl verderblichen verwustung 1 zu bitten.

Uncl wollent ir sonsten mit besagtem gebett dise
ordnung halten, das ihr ersthch den psalmen: 0
Herr, ich ruff dein namen an 7, ahvegen vorsingen
laßen m, nachgents daruf das gebet, darvon wir oben
meldung getan uncl euch hiemit. zugeschickt Avurt,

lung) und Erhard von Rammingens badische Ver-
mittlung nach Beendigung des „bischöflichen Krie-
ges“ (1590-1599). In: Württ. Vifrteljahrshefte f.
Landesgeschichte NF 20 (1911), 235-248.

2 = gefährliche Zeiten.

3 = in der Predigt.

4 Nach der Litanei am Freitags(früh)gottesdienst war
in der KO 1578, Nr. 25, Kap. 2 (S. 265) ein Gebet
vorgesehen.

5 KO 1578, Nr. 25, S. 2631. findet sich das „gemeine
Gebett“, das allgemeine Fürbittengebet.

6 Gleichzeitiger Befehl (Nr. c).

7 O Herr, ich ruf dein namen an, dann uns sonst nie-
mand helfen kann (Wackernagel 3, Nr. 974). Die
folgenden Strophen beginnen: 2. Herr eilends uns
mit hilf erschein. 3. Seid ja der feind so peinlich tobt.
4. Denn sonst blieb dein nam unbekannt. 5. Lob ehr
und preiß im süssen ton. Das Lied wurde in der
Melodie: Es sind doch selig alle die (Johannes Zahn,
Die Melodien der deutschen evang. Kirchenlieder.
Bd. 5, Gütersloh 1892, Nr. 8303) oder: Hilf herre
Gott dem deinen knecht (Zahn a. a. O. Nr. 8304) ge-
sungen. O mensch bewein clein sünde groß wurde
nach beiden Melodien gesungen.

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