Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0562
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
38. Neuensteiner Befehle wegen des Gfebetsgottesdienstes 1588-1594

auch sich hienfur alles unorclenlichen, uberflüßigen
panketirens, zechens, freßens, saufens und anderer
ybbigkeit gäntzhch z’ enthalten. Wie dann auch
unßer ernstlicher bevelch, du wöllest alle und iede
kurtzweil, saitenspiel, däntz, seumägen * * * * * 6, faßnacht
und dergleichen gelah 7 uncl zechereien abschaffen
und auch bei den hochzeiten kein seitenspiel ge-
statten, desgleichen auch bei den hochtzeit- uncl
kindbetmalen ahen uberfluß abschaffen und streng
uber unßer cleßhalben ausgangenen ordnungen 8
halten, auf clas ietziger zeit mit uberfiuß zu sünclen
dasjenig nit unnutzlich verschlemmet und verbrast,
so man hernaher in kriegsdurchzügen oder in nehe-
rung der feind (darfür uns cloch clie götthche All-
macht gnedig behueten wölle) notwendig bedurfen,
zu guten nutz, auch furkomung 9 großen schadens zu
gebrauchen, eund in manglung deßelben nur f
großer unwiderbringlicher schaden clißer graf-
schaft uncl derselben lancl und leuten zugefugt wer-
den möge.

Insonderheit e wölle ein ieder clahien bedacht sein
und gefast machen, das er Gottes wort mit mehrenn
ernst anhöre, cleßelbigen leer mit beßerung nes
lebens nachkommen, in einem rechten, christUchen
glauben stark werden, bei dem wort Gottes besten-
dig bleiben, sein leib, leben, eer, gut und eußerst
vermögen darstrecken und alsdann in der eußersten
nott dem feincl getröst und keck® under augen zie-
hen und, wie es der liebe Gott uber uns verfengt, mit
christlicher gedult, standhaftigem glauben und frei-
digen geist ausstehen mögen. Ohne zweivel, da sich
unßere undertonen (diesern unserm bevelch nach)
also demütig und christhch erzeigen, es werde der
allmechtige, guetige Gott sich noch unßer erbarmen,
solche erschreckenliche straf uber uns und unsere

e~ e Einfügung von 1 ianci Hysos.
f ? Text: nicht.

s ,,und kek“ ist Einfügung ITysos.

h ,,und unsere undertanen“ ist Einfügung Hysos.

1 „und abwenden“ ist Einfügung Hysos.

k~ k Einfügung Hysos.

6 Säumagen, „mit gehacktem Fleisch, auch Weißbrot,

Mehl und Gewürz oder niit Blut und Speckwürfeln

gefüllt“, waren ein heliebtes Essen (Fischer 5, 623f.),

hier = Schlachtfest.

undertanen 11 nit kommen oder doch zum wemgsten
den feinden oberzelte grausambkeit, verwuestung
des lands an uns nit uben laßen, sonder die straf
gnedig miltern und abwendenh

Und neben dem, das sie dießem unßerm bevelch
vermög Gottes wort und der heiligen zehen gebott
gehorsamblich nachzukommen schuldig sind, wöllen
wir auch unßern undertanen sambt und einem ieden
insonderheit bei unßern ernstlichen strafen, die wir
gegen den ubertrettern nach eines ieden verschulden
an leib, leben, eer und gut furzunehmen entschloßen,
hiemit gebotten und verbotten haben, zugleich wir
dir auch ernstlich bevehlen, uber solchen unßern
uncl unßern zuvor ausgegangenen bevelchen und
gebotten gestreng und vest zu halten, die uber-
tretter und verbrecher bei deinem ayd und phichten
iedesmals dennechsten 10 gefänghch einziehen und
uns cler sachen mit allen umbstenden berichten.
Gedenken wir ohn einiche begnadigung mit gebüren-
der straf ernstüch zu volnfahren und, da wir auch
uber kurtz oder lang befinden, das du einichen ver-
brecher dieses unßers gebotts verschwiegen, dich
als unßerm ambtsdiener ebenmeßig ungestraft nit
hiengehen laßen. Das ist unßer ernstlicher bevelch,
wiü und meynung, kdemnach sich ein jeder zu ge-
richten k. Datum Newenstein [...]

e. Befehl an die Kirchendiener wegen
Läutens der Türkenglocken und des
täglichen Gebets vom 18. August 1594

Unser freundlich, wilüg dienst, auch was wir mehr
üebs und gutts vermogen, jederzeit zuvor, erwürdi-
ger, wolgelerter, insonders lieber herr pfarher.

7 = Gelage.

8 Aufwandsbeschränkungen bei Hochzeiten in PO
1583, Nr. 33, § 9 und der 1584 folgenden HochzeitsO.
1584; Kindbettmähler (nach der Taufe) wurden PO
1558, Nr. 13, § 11 geregelt. Es gab aber wahrschein-
lich in der Zwischenzeit auch noch einen gesonderten
Befehl.

9 = Zuvorkonxniung, Abwendung.

10 = unverzüglich, sofort.

544
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften