Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0570
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
39. Weikersheimer Befehle wegen des Gebetsgottesdienstes 1588

gesungen. ein einiges kurtz gebetlein gesprochen und
solches beides mit dem gewöhnlichen seegen kurtz
beschlossen werde. Und gleichwie bey disen schröck-
lichen kriegsleuften der psalm: Wo Gott der Herr nit
bey uns helt etc. zu singen und ein kurtz gebet, so
auf gegenwertige not gerichtet, verordnet 9, also
wurd unsere hohe obrigkeit allwegen nach gelegen-
heit der zeit psalmen, gebet oder danksagung in
kurtzester form gnedig zu verordnen wissen. Dem-
nach und dieweil der actus so kurtz, onvonnötten,
das jeder, sonderlich die feldarbeiter, sich vil clazue
mutzen, verhülen oder vermanteln, sonder es stehet
jeder person frey, auch mit seiner waffen und wie
er an sein arbeit gehen will, clise kleine weil in der
kirch still zu stehen, von dannen strack zum tor
hinauß uncl also alda, oder wo es ist, das gescheft im
namen des Herren anzugreifen.

Gleichwie wir aber zu diser stund in der allgemei-
nen versamblung sambtlich biten oder d danken
wöllen, also wurd ein jedes morgens und abents, wan
man die tag- oder nachtglocken anzeugt 10, zuvor
oder hernach fur sich selbst dahin deßgleichen tun,
wie dan auch, wer zu dem allgemeinen mittaggebet
auß nötigen ursachen nicht bey der gemein erschei-
nen kan, docli daheim und wo er ist sein andechtigs
gebet billich in das gemein gebet einschliessen solle.
Also voirden uns (ohne zweifel) dise letste, be-
schwerliche zeit von Gott dem Herrn gnediglich er-
leichtert zu unserer allgemeinen wolfart uncl sonder-
lich hiemit auf erden der anfang gemacht clesjenigen
lobs uncl preiß Gottes, so wir mit- allen engeln und
außerwelten volbringen werden im himel ewiglich.
Amen.

<! B: und.
e B: demütigem.

0 Das Lied von Justus Jonas, Ps 124, EKG 193 und
Wackernagel Nr. 62, liegt mit 9 Strophen wie das Ge-
bet (Nr. d) der Instruktion bei.

10 Morgen- und Abendläuten ist als Fortsetzung des
Ave-Maria-Läutens geblieben (siehe KO 1553, Nr. 5,
§ 23).

d. Gebet in Feindes- und
anderen Nöten 1

AUmechtiger, ewiger, guettiger Gott uncl vatter
unsers herrn Jesu Christi. Wir arme, elencle sunder
bekennen fur deinem hayligen angesicht mit de-
mütigen e hertzen, clas wir deine vielfeltige göttliche
gaben und woltaten, damit du uns bißhero so vätter-
lich und reichlich gesegnet hast, sonderhch aber den
teuren schatz deines heyligen, göttlichen worts und
heyligen sacramenten, so du unter uns nun lange
zeit im friclen so gnedigUch hast lassen gebredigt
und außgeteilet werden, bößlich verachtet und mit
grosser undankbarkeit zu rochloser uppigkeit und
greuUcher lesterung deines heyhgen namens schencl-
lich mißbrauchet und demnach deinen ernsthchen
zorn und allerley schwere straff, sonderlich aber
unserer grausamen, mechtigen feind schröcklichen
uberfall, woll verdienet haben.

Dieweil du aber unser vater bist und an unserm
verderben keinen lust hast, so kommen wir mit
demütigem liertzen fur dich, erkennenundbekennen
alle unsere grosse, vil und manigfaltige sunden und
missetaten und biten dein grundlose barmhertzig-
keit, du wöllest solcher unser vilfeltigen ubertretung
nimmermehr gedenken durch den teuren verdienst
deines geliebten sohns, unsers herrn und heylands
Jesu Christi, du wöllest uns auch nit geben in die
bluetdurstige hand cles grimmigen feindes, so wider
uns streiten. Sende uns hilf vom himel, clan men-
schenhilf ist nichts. Du allein starker Gott, seie du
getrewer vatter in diser feindesnot, unser sta-rker
helfer, erretter und heyland. Das biten wir dich
hertziglich, auf das alles, so baides vom Teufel und
menschen wider uns strebet, zu nicht- und nach dem
rat deiner guette zutrennet 2 werde, damit wir von
a-ller anfechtung onversert dir in deiner gemein
danken und dich allzeit loben, ehren und preisen
durch unsern herrn Jesum Christum. Amen.

1 Als Vorstufe diente ,,Ein gebett zu Got-t für diser
zeit beschwerliche nott und anliegen der h. christen-
heit“ von Johannes Assum mit 13 Bibelstellen
(überwiegend aus dem Alten Testament) am Rande.
Dies Gebet wurde umgearbeitet und gekürzt. Nur
der Beginn (bis: hertzen) und die Wendung „Dieweil
du aber unser vat-er bist“ sind übernommen.

2 zertrennen = zersprengen (z.B. feindliche Heere).

552
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften