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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0572
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40. Langenburger Gebet in Kriegszeiten

von 1588

Zur Verwendung, die vor dem 4. März 1588 bezeugt ist, siehe S. 537.

Druckvorlage

Reinsclirift von derHand des Langenburger Pfarrers Veit Mögner. Lang LXXI, 29. 2 Bl. 21 X 16,5 cm. 2.B1.
nur Vermerk der Kanzlei: Pfarrherrs alhie angestelt beht zur zeit kriegsleuf.

Ewiger, almechtiger, barmhertziger und gerechter
Gott, vatter unsers herrn und heylands Jesu Christi:
Wir deine elende creaturen bekennen fiir deinem
göttlichen angesicht mit betrübten hertzen, das wir
iaider nit allein alle in sünden empfangen und gebo-
ren, sonder auch dalier zu allem argen genaigt und
zum guten faul und treg sind und also clein hohe
maiestat oft schwerlich erzürnet und deine gebott
vielfeltig übertretten haben, zuin teil mit innerlichen
bösen naigungen und gedanken, zum teil auch mit
eusserlichen ergerlichen geberden, strefhchen wor-
ten und verdamlichen werken, damit wir dann ver-
dient haben nit allein allerley zeitliche straffen als
vorstehende krieg und verwüstung land und leut,
sonder auch die ewig verdamnus. Jedoch, dieweil
wir wissen und aus deinem wort hören, das du nit
ewig ztirnen wilt, hast auch kein lust noch gefallen
an unserm todt und verderben, sonder wilt, das wir
uns zu dir bekeren und ewig leben 1, so dretten wir
in kindlichem vertrawen zu dir, demütighch bittend,
du wöllest uns ein giitiger vatter und nit ein strenger
richter sein, auch mit uns nach deiner grossen barm-
hertzigkeit und nit nach deiner strengen gerechtig-
keit und unserm verdienst handien, und wöllest uns
alle mißhandlung, so wir mit gedanken, geberden,
worten und werken begangen haben, umb Christi
verdiensts willen gnedighch nachlassen, die zeit-
lichen straffen, die uns aus deinem gerechten urteil
jetz uf clem halß ligen, vätterlich nach deinem willen
zu unser waren wolfart miltern und hinweg nemen
und uns im creutz ein gnedigs leidelichs auskurn-
men schaffen. Wöllest uns auch allen deinen H. Geist
reichhch senden, damit wir fürthin in allen stenden

1 Ez 18, 23; 33, 11.

2 Hiskias Sieg über Sanherib 2 Kön 19, 35-37; Jes 37,

36-38. Dämpfen = überwältigen, vertilgen (Grimm

unser leben nach deim wort und wolgefallen dank-
barlich anstellen und vollfüren mögen.

Ach lieber Gott, du herr der heerscharen, der du
schild, bogen, sterk und macht der trotzigen zer-
brichst, der stoltzen roß, wagen und alle heerskraft
zu schanden machst und frid in unsern grentzen
schaffest: Wir bitten dein grundlose güte, du wöllest
unser geliebtes vatterland teutscher nation und die
gantze christenheit in gnechgem schutz haben und
wider die feinde deines worts, namens und volks
behüten und irer grewlichen gotslesterung, tyranney
und erbermlichen verwüstung (die sie nit allein un-
sern leiben, leben, gut und ehr, weib und kinden,
sonder auch deinem h. namen, rainer lehr und waren
gotsdiensten trowen) ein end machen und sie, wie
die Assyrer zur zeit Ezechiae, stürtzen und demp-
fen 2. Wöllest auch unserm kriegsvolk, das wider clie
feind auszeucht, ein notgetrengte gegenwehr zu tun,
weißheit, hertz, muet und sterk verleyhen, damit
sie in warer buesfertigkeit und vertrawen zu dir in
deines namens anrüffung ir panir aufwerfen und
durch clein gnad dem feind seliglich obsigen: damit
wir, clein anne christenheit, bey deinem wort und h.
sacramenten und rechten gottsdiensten in frid und
rhue gehanclhabt 3 uncl in disen landen chr allezeit
ein kyrch gesamlet und biß zu encl erhalten werde,
clie dich hie im wort und Christum deinen sohn er-
kenne und dort in alle ewigkeit lobe und preyse uncl
cleiner ewigen güter tailhaftig werde. Und das alles
durch deinen lieben sohn Jesum Christum, unsern
gnadenthron und fürsprecher, der mit dir und dem
H. Geist in gleicher gottheit herschet in ewigkeit.
Amen.

2, 717f.).

3 = erhalten, geschützt.

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